ARD plant gemeinsame Programmstrecken in den Dritten und Hörfunk

In den Dritten Programmen plant man gemeinsame Reise- und Kulinarikformate sowie eine gemeinsame Nachmittagsstrecke. Die Kultur- und Pop-Hörfunkwellen sollen ebenfalls Einsparungen vornehmen und mehr gemeinsam senden.

Mithilfe von mehreren Kompetenzcentern hatte sich die ARD zuletzt zum Ziel gesetzt, die eigenen Ressourcen zu bündeln. Auf ihrer Sitzung in Köln haben die Intendanten der einzelnen Rundfunkanstalten nun weitere Reformschritte beschlossen, um „die Qualität und regionale Vielfalt im Programm“ zu sichern und „gleichzeitig mehr Wirtschaftlichkeit in der Produktion“ zu ermöglichen, wie man als Ergebnis mitteilte. So soll es im kommenden Jahr in den Dritten Programmen gemeinsame Programmstrecken und Formate geben. Durch „weitreichende Kooperationen“ soll in Programmbereichen, in denen Regionalität eine weniger wichtige Rolle spielt, künftig deutlich stärker zusammengearbeitet werden, heißt es. Von einem zeitlich starren Mantelprogramm will man aber absehen, stattdessen sollen sich die Anstalten an Pools gemeinsam produzierter Formate bedienen, die von den einzelnen Dritten flexibel und passend zu ihrem eigenen Schema eingesetzt werden können.

Konkret werden etwa gemeinsame Reise- und Kulinarikformate entwickelt und die schon bestehenden Kooperationen bei Verbraucher- und Gesundheitssendungen sowie bei Dokumentationen intensiviert. Sofern es in einem Themenfeld ein Kompetenzcenter gibt, wie bei den Themen "Verbraucher" oder "Gesundheit", wird dieses die Herstellung der von allen nutzbaren Formate organisieren. Darüber hinaus testen mehrere Sender im kommenden Jahr eine gemeinsame Nachmittagsstrecke sowie eine begrenzte Zahl gemeinsamer Talk-Shows. Erste programmliche Veränderungen werden bereits im kommenden Jahr im Programm sichtbar. Die weiteren sollen 2025 folgen.

Die Mittel, die durch die Kooperationen und gemeinsamen Sendungen in den Dritten freigesetzt werden, sollen eingesetzt werden, um unter anderem digitale und regionale Streaming-Formate für die ARD-Mediathek für ein jüngeres Publikum zu produzieren, so das Ziel. Fraglich ist aber noch, ob es tatsächlich so kommen wird, schließlich steht derzeit eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags ab 2025 im Raum, die von Teilen der Politik aber nicht befürwortet wird. Mögliche Einsparungen könnte so als Argument gegen eine Beitragserhöhung angeführt werden.

Auch Hörfunk soll stärker kooperieren
Neben den geplanten Kooperationen im Fernsehen haben die ARD-Intendanten auch Pläne für den Hörfunk vorgestellt. Man spricht in diesem Zusammenhang gar von einer „neuen Ära vertiefter Zusammenarbeit“, die Ende April 2024 bei den Info-Wellen beginnt. Regionale Inhalte und regional geprägte Perspektiven auf überregionale Themen prägen das gesamte Tagesprogramm. Daneben soll durch gemeinsame Programmanteile, die von allen ARD-Medienhäusern übernommen werden können, mehr Effizienz in der Programmherstellung erreicht werden. So wird es künftig ab 20.00 Uhr ein kooperiertes Abendprogramm für die Infowellen mit wechselnden thematischen Schwerpunkten geben. Dabei werden die Sendungen zum größten Teil vom NDR produziert, an wechselnden Abenden auch von rbb bzw. vom BR, der zudem am Samstag ein aktuelles Gemeinschaftsprogramm bereitstellt. Die verschiedenen ARD-Medienhäuser können sich zu bestimmten Zeiten aus diesem übergreifenden Programm für regionale Aktualitäten oder eigene Langformte aus- und wieder einklinken. Die schon vor Jahren eingeführte ARD-Infonacht kommt weiterhin vom NDR.

Auch die Hörfunkwellen, die vor allem klassische Musik senden, sollen durch die ARD-Reform mehr Wirtschaftlichkeit durch mehr Kooperation und Arbeitsteilung erzielen. Ab dem zweiten Quartal 2024 wird es in der Sendestrecke zwischen 20:00 und 24:00 Uhr einen wöchentlichen gemeinsamen Opernabend geben, drei Monate später zusätzlich zwei gemeinsame Konzertabende. Daneben will man enge Kooperationen zwischen den Kulturwellen an zwei weiteren Abenden einführen.

Darüber hinaus sind die Pop-Wellen sind von der ARD-Reform betroffen. Die Intendanten haben vereinbart, dass SWR3 in Baden-Baden von Montag bis Freitag eine gemeinsame Abendstrecke von 21:00 bis 24:00 Uhr produziert. Sechs Pop-Wellen der ARD haben bereits angekündigt, dieses Abendprogramm zu übernehmen. Wie bei den Infowellen sind auch hier flexible Aus- und Wiedereinstiegspunkte für regionale Informationen oder individuelle Programmangebote der ARD-Medienhäuser vorgesehen. Auf Wunsch können einzelne Sender das gemeinsame Programm auch schon ab 19:00 Uhr übernehmen. An Wochenenden und Feiertagen soll es ebenfalls gemeinsame Sendestrecken geben, die von SWR3 produziert werden. Auch die ARD-Popnacht kommt weiterhin von SWR3. Nach dem Grundsatzbeschluss soll nun die konkrete Umsetzung ausgearbeitet werden. Als Sendebeginn ist Januar 2025 ins Auge gefasst worden.
30.11.2023 15:56 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/147142