Beate Langmaack: ‚Todesursachen abzuklären ist Ingas Beruf‘

Am Mittwoch feiert der Spielfilm «Mein Falke» im Ersten, indem Anne Ratte-Polle mit einem solchen Tier interagiert. Drehbuchautorin Langmaack sprach mit Quotenmeter über Tierfilme.

Ihr Spielfilm «Mein Falke» feierte im November schon beim deutsch-französischen Kultursender arte Premiere, jetzt folgt die Ausstrahlung im Ersten. Haben Sie schon erste Kritiken lesen können?
Ja, so zwei, drei etwa. Die waren schön!

Der gefeierte Regisseur Dominik Graf wollte Ihr Buch umsetzen. Hat es Sie gefreut, dass Herr Graf erneut mit Ihnen zusammenarbeiten wollte?
Das fand ich ganz wunderbar. Vor unserer ersten Zusammenarbeit habe ich geahnt, dass mein Buch bei ihm in den allerbesten Händen ist. Diesmal wusste ich es.

In «Mein Falke» wird eine forensische Biologin mit rätselhaften Todesfällen konfrontiert. Was steckt dahinter?
Todesursachen abzuklären ist Ingas Beruf. Für sie also Alltag. Was dabei speziell die Biologie leisten kann, fand ich faszinierend und auch noch nicht zu oft erzählt. Wo begegnet man schon der Schönheit einer Kieselalge?

Die Hauptprotagonistin Inga durchlebt auch derzeit eine schwere Trennung und zudem wird ihr offenbart, dass sie eine Halbschwester hat. Ist da überhaupt noch Platz für eine Krimi-Geschichte?
Stimmt. Es ist gerade eine ganze Menge los in ihrem Leben. Aber wie gesagt: Ihr beruflicher Alltag ist für sie selbst Routine. Neu für Inga ist, dass die Fälle, die sie mit den Mitteln der Naturwissenschaften zu lösen versucht, ihr einen Spiegel vorhalten. In allen drei Fällen geht es um Bindung – viele Jahrzehnte über den Tod hinaus wie bei den Nachkommen des niederländischen Zwangsarbeiters, die Liebe als Bindung wie bei der Ehefrau des ertrunkenen Mannes oder die vollkommene Abwesenheit von Zugehörigkeit wie bei dem toten Baby. Inga beginnt sich zu fragen: Wo stehe ich eigentlich selbst?

Und dann kommt auch noch ein Falkner, der sie bittet, ein Falken-Junges in Obhut zu nehmen…
Der Falke ist das erste Lebewesen, dem gegenüber Inga sich öffnet. Von dem sie überzeugt ist, dass es sie nie verlassen wird. Was der Vogel dann bei der erstbesten Gelegenheit aber macht! Erst durch seine ‚Flucht‘ erkennt Inga, dass es Menschen um sie herum gibt, die es wert sind, dass sie sich auf sie einlässt. Und eine Bindung zu ihnen aufbaut.

Warum haben Sie sich für einen Falken entschieden?
Was Inga an dem Falken fasziniert, ist sein Stolz und seine Sichtweise von oben herab. Er scheint quasi ‚über den Dingen zu stehen‘. Darin glaubt sie ihr bisheriges Modell, dem Leben zu begegnen, wiederzuerkennen. Dass dieses Modell auf Dauer nicht sehr beglückend ist, davon handelt die Geschichte.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Falken und Crew? Gab es bei der Umsetzung Probleme?
Wann immer der Falke im Einsatz war, waren zwei Falkner am Drehort, die sich gekümmert haben. ‚Giovanni‘ sind übrigens eigentlich zwei verschiedene Falken. Um die Vögel nicht nervös zu machen, mussten die Crewmitglieder äußerst still arbeiten. Dominik Graf mochte diese Atmosphäre konzentrierter Ruhe sehr!

Wie hat sich Anne Ratte-Polle auf das Zusammenspiel mit dem Falken vorbereitet?
In der Vorbereitung auf die Dreharbeiten war Anne Ratte-Polle mehrfach bei einem Falkner zur Schulung. Da hat sie gelernt wie sie zum Beispiel den Vogel halten muss, wie sie ihm die Haube aufsetzt und wie sie ihn füttert. Bei diesen Besuchen hat sie ihre Scheu vor dem Falken verloren. Sehr bewundernswert! Und sie hat so lange vor dem Dreh schon erleben können, wie sich ihre eigene Stimmung jeweils auf den Falken übertragen hat.

Sie arbeiteten mit Dominik Graf schon bei Ihrem Film «Hanne» zusammen. Sie waren sicherlich mit dem Ergebnis zufrieden, wenngleich nur dreieinhalb Millionen Menschen den Spielfilm verfolgten?
Sehr zufrieden! Und ganz ehrlich? Ich finde ja dreieinhalb Millionen für so einen Film, der kein Krimi ist und in keiner Reihe läuft, irre viel. Wenn so viele Menschen einen Film im Kino sehen oder ein Buch lesen würden, wäre der Jubel doch ohrenbetäubend.

Sie schreiben seit mehreren Jahrzehnten Drehbücher, die auch mehrfach ausgezeichnet wurden. Wie hat sich die Arbeit als Autorin in den vergangenen Jahren verändert?
Darüber wundere ich mich selbst manchmal: Für mich hat sich eigentlich nichts verändert. Das Geschichten-Schreiben ist immer noch aufregend. Die Schwierigkeiten, aber auch die Freude, sind gleich geblieben. Natürlich nehme ich wahr, dass die Branche sich in den letzten zehn Jahren sehr gewandelt hat. Ich bin dem NDR sehr dankbar, dass wir diesen Film machen konnten. Thematisch besondere Einzel-Fernsehspiele wie «Mein Falke» haben es schwer. Aber es gibt sie! Ich mache einfach unbeirrt weiter. Auch wenn es manchmal etwas länger dauert, bis eine Geschichte ihren Weg auf den Bildschirm findet.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Mein Falke» wird am Mittwoch, den 13. Dezember 2023, ausgestrahlt. Der Film ist in der ARD Mediathek und in der arte-Mediathek abrufbar.
12.12.2023 12:08 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/147314