‚Das ist großartig und keineswegs Standard in diesem Universum‘

Die Autoren Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser sprachen mit Quotenmeter über den Erfolg ihrer «Wolfsland»-Reihe.

Hallo Herr Neuwöhner, Hallo Herr Poser! Das Erste strahlt am ersten Weihnachtsfeiertag und am Donnerstag darauf zwei neue «Wolfsland»-Filme aus. Warum ist die Reihe mit Götz Schubert und Yvonne Catterfeld seit Jahren zwischen den Jahren beheimatet?
Mit den Sendeplätzen rund um Weihnachten fing es erst 2022 an. Davor wurden die neuen Folgen mal Anfang, mal Mitte Dezember, gelegentlich auch im November ausgestrahlt. Es gab auch mal eine Wolfsland-Zeit früh im Mai. Aber wir wären sehr zufrieden, wenn Butsch und Kessie künftig zu Weihnachten gehören wie der Mann mit dem Bart und die Frau mit den Flügeln.

Bei „Das schwarze Herz“ und „Tote schlafen nicht“ haben Sie wieder gemeinsam die Drehbücher verfasst. Wie muss man sich dies vorstellen? Sitzen Sie nebeneinander und schreiben?
Wir sitzen oft nebeneinander, aber dann nicht zum Schreiben, sondern zum Entwerfen, Diskutieren, Ausloten, Verwerfen, Grübeln, Heurekabrüllen, Knotenplatzenlassen, Aufdieschulterklopfen ... Wenn es dann aber ans Schreiben des Buches geht, schicken wir einen von uns los ins Abenteuer der ersten Fassung, und der andere wartet geduldig und steht rettend Gewehr bei Fuß, falls Stromschnellen oder andere Krisen auftauchen. Liegt die erste Fassung dann vor, wird wieder nebeneinander gesessen und verworfen, gegrübelt, kritisiert etc. Dann geht der andere in die Überarbeitung. Und so weiter. Wenn wir dann loslassen, ist für uns kaum noch auszumachen, welcher Anteil des Buches auf wen zurückzuführen ist.

Molina Film hat die Reihe in Auftrag von ARD Degeto produziert. Wie viel Mitspracherecht haben Sie bei der Realisierung der Filme?
Mit Produzentin Jutta Müller haben wir die Reihe entwickelt, sie kennt sich mit den Figuren und in unserer Serienwelt mindestens genauso gut aus wie wir. Wir haben da nicht nur alle Mitspracherechte, unsere Mitsprache und unser Feedback in jeder Phase der Filmentstehung werden immer wieder auf charmanteste Weise eingefordert. Das ist großartig und keineswegs Standard in diesem Universum. Auch die MDR-Redaktion hat vom Start weg an das Projekt geglaubt und lässt uns große Freiheiten.

Im ersten Spielfilm „Das schwarze Herz“ stehen ein toter Biologe, ein seltener Käfer und ein Investor im Mittelpunkt. Worauf können sich die Zuschauer freuen?
Mindestens auf einen toten Biologen, einen seltenen Käfer und einen Investor, aber außerdem noch auf: den Hahnenkampf zweier alter weißer Männer; den rätselhaften Kniefall vor einem geheimnisvollen Haus; großartige Bilder der windgepeitschten Lausitzer Felder und Fluren, bei denen es einem sibirisch zumute wird (Kamera: Timo Moritz!); einen Mutter-Tochter-Clash der biestigsten Sorte; schließlich ein beinahe weihnachtliches Ende …

Im Spielfilm „Tote schlafen schlecht“ untersuchen die Kommissare Schulz und Delbrück einen offenbaren Selbstmord. Doch nichts scheint so, wie es ist?
Genau genommen ist Butsch hier über weite Strecken allein zuhaus und möchte gerne im verwirrenden Mörderparadies abgeholt werden. Aber seine Partnerin Kessie kümmert sich in Hamburg um ihre kranke Mutter und kann kaum helfen. Was mit einem scheinbar "einfachen" Fenstersturz und einem traurigen Clown anfing, weitet sich bald aus zu einem krakenhaften mörderischen Ungetüm, das Butsch zu erwürgen droht.

Ole Zapatka inszeniert erstmals «Wolfsland»-Spielfilme. Warum fiel die Wahl auf ihn?
Die Wahl lag bei Produzentin Jutta Müller, aber schon nach unserem ersten gemeinsamen Gespräch war Ole Zapatka auch unsere Wahl. Und wir waren seine Wahl, auch das sollte man nicht vergessen. Es macht uns stolz und froh, mit welcher Leidenschaft Ole unser Wolfsland betreten hat, dazu mit Humor und Gespür für das Unheimlich-Mystische. Ole kam, sah und blieb.

Ihre Filme spielen seit Jahren im Winter. Haben Sie einen Plan, Görlitz auch im Sommer zu bespielen?
Die ersten Filme spielten ja noch im Sommer, aber in der Tat überwiegen jetzt die kalten Jahreszeiten. Die Gründe dafür sind komplex, eine bewusste Entscheidung steckt nicht dahinter. Womöglich passen Dunkelheit und kühle Temperaturen aber eher zum Ausstrahlungstermin im Winter?

Im Vorfeld der Ausstrahlung teilten Sie mit, dass die Figuren sich weiterentwickeln sollen. Wie sieht das im konkreten Fall aus?
Wir wollen Butsch und Kessie in jeder Geschichte herausfordern. Beide sind einsame Wölfe, die Probleme haben, sich auf andere Menschen – und aufeinander – einzulassen. Beide kämpfen mit Dämonen, sowohl aus der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, die sich in den ungünstigsten Momenten an sie heranschleichen. In den neuen Fällen müssen sie erleben, dass sie ganz bewusst getäuscht worden sind – von Menschen, von denen sie es am wenigsten erwartet hatten.

Die Reichweiten haben sich in den vergangenen Jahren stets verbessert. Glauben Sie auch dieses Mal an ein neues Hoch?
Die Zeit um Weihnachten ist immer für Überraschungen gut. Hoffentlich kriegen die „Wolfsland“-Fans mit, dass ihr „Donnerstagskrimi“, also die erste Folge „Das schwarze Herz“, an einem Montag, am ersten Weihnachtstag, ausgestrahlt wird. Auch deshalb sind wir sehr gespannt auf die Einschaltquoten.

Haben Sie schon den Auftrag bekommen, dass Sie neue Filme herstellen sollen?
Der 15. Film mit dem Arbeitstitel „In der Schlinge“ ist bereits abgedreht, „Wolfsland 16“ soll im Frühjahr 2024 in den Dreh gehen. Danach sehen wir weiter. Ideen für unsere Figuren und weitere Fälle sind jedenfalls reichlich vorhanden.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Wolfsland» ist am Donnerstag, den 28. Dezember, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
28.12.2023 00:01 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/147848