Sonntagsfragen an Dr. Claus Beling

Am Freitag gab ZDF-Hauptredaktionsleiter Unterhaltung/Wort Dr. Claus Beling in München den Startschuss für ein bislang einzigartiges Castingprojekt, welches nun in 15 Regionen anläuft. Manuel Weis hatte nach der Pressekonferenz die Gelegenheit mit ihm ein Interview zu führen.

Herr Dr. Beling, Sie haben gerade verkündet, dass die «Rosenheim-Cops» eine wöchentliche Dauerserie im ZDF-Programm werden.
Bereits in diesem Jahr laufen die «Rosenheim-Cops» zum ersten Mal das ganze Jahr über durch. Momentan senden wir Wiederholungen, so wie es auf der ganzen Welt im Sommer üblich ist. Wegen des großen Erfolgs der Serie, die Zuschauerzahlen nehmen stetig zu, werden wir auch im Jahr 2007 durchgehend Folgen der Serie zeigen. Deswegen eignen sich die «Rosenheim-Cops» auch hervorragend, neuen Talenten eine Chance zu geben. Aus diesem Grund haben wir uns heute hier ja auch versammelt.

Wieviele neue Folgen werden denn dann pro Jahr gezeigt?
Wir gehen etwa von 25 Folgen aus.

Wenn man die Feiertage abzieht, hätten aber eigentlich gut und gerne 45 Folgen Platz.
Es ist überall auf der Welt so, dass man das Jahr über hin und wieder auch Wiederholungen sendet. Sie können von einer Faustregel ausgehen, die eigentlich internationaler Standart ist: Die Hälfte der Folgen sind neu, die andere Hälfte sind Wiederholungen.

Vergrößert sich die Gesamtzahl der neuen Folgen im Jahr 2007?
In den kommenden zwei Seasons produzieren wir gut 40 Folgen. Ein konkreter Unterschied ist zum Beispiel, dass wir nicht nur immer 13 Folgen produzieren, sondern fortlaufend.

Gibt es inhaltliche Änderungen?
Nicht direkt. Es wird einen neuen Polizeichef geben. Außerdem können wir durch die wöchentliche Ausstrahlung größere Bögen spannen und auch lebendigere Nebengeschichten erzählen. Das ist nur ein Vorteil der dauerhaften, wöchentlichen Ausstrahlung. Zudem kann der Zuschauer sich ab sofort fest auf diesen Termin einlassen.

Neue Kommissare führen Sie also nicht ein?
Es bleibt im Wesentlichen beim Kernteam. Hier und da werden ein paar neue Gesichter auftauchen, wie eben schon angesprochen, der Polizeichef.

Jetzt eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten: So könnten Sie - wie es in der Realität eben auch ist - einen Fall auch mal über mehrere Wochen und Folgen laufen lassen.
Das ist theoretisch möglich. Aber unsere Zuschauer mögen abgeschlossene Geschichten viel lieber. Deswegen lösen wir die Fälle weiterhin direkt, so wirkt die Serie dramaturgisch packender.

Wieso machen Sie gerade die «Rosenheim-Cops» zur Dauerserie und nicht «SOKO» zum Beispiel?
Um 18.00 Uhr gibt es schon viele Starke Formate, auch durch die verschiedenen «SOKO»-Serien. Die laufen ja teilweise auch ein ganzes Jahr durch. Das interessante ist ja daran, dass wir uns nun entschieden haben, diese Durchgängigkeit auch um 19.25 Uhr einzuführen. Außerdem: Unsere Zuschauer wünschen sich mehr «Rosenheim-Cops», das wissen wir uns jetzt erfüllen wir den Fans diesen Wunsch.

Also bleibt es beim Dienstag als Sendetag?
Richtig.
Wir sind heute aber auch aus einem ganz anderen Grund zusammengekommen. Sie haben eine ganz neue Art von Casting eingeleitet. Erklären Sie uns doch mal das Projekt, bei dem das ZDF nun Vorreiter ist.
Wir haben uns schon länger gefragt, wie wir es schaffen können, mehr talentierte Nachwuchsschauspieler zu finden - egal welchen Alters. Die Castingagenturen machen einen tollen Job, keine Frage. Aber das ZDF möchte sich als erster Sender wieder verstärkt um neue Talente kümmern. Unser Besetzungsbüro macht das schon seit je her, aber wir haben nun eben ein zusätzliches redaktionelles Signal gegeben. Darum startet nun eine Castingaktion in 15 Regionen in Deutschland. Redaktion und Produktion casten gute Schauspieler.

Eine Ausbildung müssen sie aber schon haben...
Das ist wichtig, ja. Es handelt sich nicht um eine Casting-Show und nicht um Laien, die "so gerne mal Schauspieler wären." Es geht auch nicht um diejenigen, die in der Schule mal Theater gespielt haben, sondern es geht um ausgebildete Schauspieler, die an Theatern in der Provinz, auf Kleinkunstbühnen usw. spielen, aber nie groß zum Zuge kamen. Das ist die Idee hinter der Aktion. Aber ich sage es noch mal: Eine Ausbildung muss da sein!

Und jetzt kommt der Bogen zu den «Rosenheim-Cops»...
Die von uns ausgewählten Darsteller werden bei den «Rosenheim-Cops» wichtige, kleine Rollen übernehmen. Natürliche keine Hauptrollen, aber ein erster Schritt wäre damit sehr wohl getan. Gerade weil wir da so viele Folgen drehen werden, können wir das machen.

Welche Resonanz erhoffen Sie sich da?
Eine sehr Große. Schon jetzt gibt es die ersten Rückmeldungen - noch bevor das wirklich öffentlich wurde. Ich freue mich, dass das ZDF der erste Sender ist, der so etwas überhaupt macht.

Besteht die Chance, dass, wenn jemand richtig gut ist, es über die «Rosenheim-Cops» hinaus geht?
Natürlich - genau das ist ja auch die Intention. Das hoffen wir sehr.

Am kommenden Sonntag lesen Sie, was Dr. Claus Beling zur aktuellen Situation der Telenovelas sagt und wie er heute über «Bianca - Wege zum Glück» denkt.
04.06.2006 11:08 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/14794