Julia Hartmann: ‚Mai ist in meinen Augen eine Macherin‘

Mit «Mandat für Mai» versucht das ZDF eine neue Serie auf dem «Bergdoktor»-Sendeplatz zu etablieren. Wir sprachen mit der Hauptdarstellerin Hartmann.

Hallo Frau Hartmann. Sie beerben «Der Bergdoktor» und «Die Bergretter». Sind die Fußstapfen am Donnerstagabend riesig?
Natürlich. Mir ist total bewusst, dass Formate wie «Der Bergdoktor» und «Die Bergretter», wahnsinnig gutlaufende Serien sind und ein riesengroßes Publikum haben. Deswegen hoffe ich natürlich, dass die Leute Lust haben, auch bei «Mandat für Mai» einzuschalten.

In der neuen Serie verschlägt es Ihre Figur Anwältin Maria „Mai“ Gardner“ ins Vogtland. Warum denn das?
Mai Gardner vertritt den größten Windparkvertreiber Deutschlands. Eines der Windräder ist der Grund, warum es zu einem schwerwiegenden Vorfall kam, und nun steht Mai vor der großen Aufgabe, die Angehörigen in der kleinen Gemeinde im Vogtland aufzusuchen, um den Fall aufzuarbeiten. Ihr gefällt es dort so gut, dass sie sich spontan entschließt zu bleiben, auch, weil sie in Berlin seit vielen Jahren in einer Beziehung lebt, die sehr toxisch ist und versucht daraus auszubrechen und sich zu ordnen.

Können Sie uns Ihre Figur Mai näher bringen?
Mai ist in meinen Augen eine Macherin. Ich finde sie wahnsinnig mutig, sie ist klar, sie ist offen und emphatisch. Dazu ist sie eine hervorragende Anwältin und kann gut vor Menschen reden. Gleichzeitig gibt es in ihr auch eine sehr zerbrechliche Seite, fast etwas Zartes. Mai ist im Kinderheim aufgewachsen und hat dadurch auch viele Wunden in sich. Ich glaube ihre größte Angst ist immer wieder rückfällig zu werden und zu ihrem Ex Freund zurückzukehren, da ihr diese Beziehung auch viele Jahre Halt gegeben.

Sechs Episoden haben Sie bislang mit der Produktionsfirma abgedreht. Gibt es Potenzial für eine zweite Staffel?
Es gibt definitiv viel Potenzial für eine zweite Staffel (lacht).

Wie viel Raum nimmt Kai Schumann als Bo ein? Gibt es einen durchgehenden roten Faden oder stehen die wöchentlichen Fälle im Mittelpunkt?
Es gibt Mai Gardner, die Heldinnenfigur und dann gibt es ein großes Ensemble um sie herum, das immer wieder auftaucht. Sie trifft also nicht jede Folge auf unterschiedliche Menschen, sondern die Figuren werden durchgehend erzählt – was ich sehr schön finde.

Die Figur von Bo ist am Anfang und vor allem am Ende der Staffel sehr präsent. Zwischendurch taucht er immer wieder mal in Mais Fantasien und Gesprächen auf.

Es folgten zuletzt auch zahlreiche Episoden-Auftritte in «Der Wien-Krimi», «Erzgebirgskrimi» und «Der Alte». Welche Produktion hat Ihnen am meisten Spaß gemacht? Im Erzgebirge werden beispielsweise alle Folgen on Location gedreht?
Die Krimiformate, die ich gedreht habe, haben mir aller drei totalen Spaß gemacht. Den Erzgebirgskrimi haben wir tatsächlich on Location gedreht – das war richtig schön. Ich liebe ja sowieso die Natur.

Beim «Alten» hatte ich eine wunderschöne Ferienwohnung direkt am See in der Nähe von München und auch die Dreharbeiten waren toll. Es war die Ausstiegsfolge von Ludwig Blochberger, wir kennen uns schon seit wir 16 Jahre alt sind und hatten noch nie zusammen gedreht. Ich habe mich total wohlgefühlt am Set.

Zu «Wien» habe ich eine ganz besondere Geschichte. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in Österreich oder Wien zu tun habe, weil ich nach der Schauspielschule mein allerstes Engagement in Wien am Burgtheater hatte und in „Romeo und Julia“ die Julia gespielt habe. Währenddessen habe ich auch in Wien gewohnt und es war eine wahnsinnig tolle Zeit. Deshalb habe ich zu Wien auch eine spezielle, schöne Verbindung. Die Dreharbeiten für den «Wien Krimi» waren auch sehr schön für mich.

In «Jenseits des Spiegels» waren Sie im Jahr 2018 zu sehen. Der Mystery-Thriller hatte tolle Kritiken, aber wo kann man diesen sehen?
Ja, hatte tolle Kritiken. Wir liefen auch auf dem Max Ophüls Festival und ich bin eigentlich überhaupt kein Horrorfilm-Fan, ich gucke gar keine Horror-Filme, ich finde es ganz schlimm. Ich fand es auch ganz schlimm das Drehbuch zu lesen, weil ich mich schnell grusele und trotzdem hat es natürlich ganz viel Spaß gemacht diese Figur zu spielen und mich auch in diesem Genre auszuprobieren. Ich mag das tatsächlich in Genres zu gehen, die weit weg von seicht sind, daran habe ich große Freude und deswegen hat mich die Figur total interessiert.

Ärgert es Sie, dass mittelmäßige US-Spielfilme von großen Verleihern ständig wiederholt werden, während deutsche Produktionen in Archiven verstauben? «Schlussmacher» lief beispielsweise seit dreieinhalb Jahren nicht mehr wirklich prominent.
Tatsächlich bin ich da aus meiner Kindheit geprägt. Mein Vater hat in den 90er Jahren das Filmfestival in Schwerin als künstlerischer Leiter aufgebaut. Wir haben in Berlin gewohnt und er war zu der Zeit immer zwei Tage in Schwerin, um dort zu arbeiten und den Rest der Woche bei uns in Berlin. Dort hat er von zuhause aus gearbeitet und hat sehr oft Filme gesichtet. So haben mein Bruder und ich schon als Kinder gefühlt alle deutschsprachigen Filme gesehen, die für ein Festival eingereicht wurden. Als Jugendliche haben wir dann ganz oft mit meinem Vater Filmabende gemacht und dadurch einen großen Bezug zum deutschen Film entwickelt. Deshalb finde ich es besonders schade, dass es so viele, wirklich gute deutsche Filme gibt, die nie oder nur wenig gesehen werden. Es gibt tolle Geschichten, so berührende oder auch lustige Filme, die nicht an ein großes Publikum gelangen.

Dass «Schlussmacher» seit drei Jahren nicht lief, ist der Wahnsinn. Das war eine große deutsche Produktion und wenn diese nicht mal gesendet wird, dann haben es die kleinen Filme umso schwerer gezeigt zu werden. Sehr schade.

Sie gehörten auch zum Ensemble der Serie «Add a Friend». War die Produktion ein Vorreiter in Sachen Instant-Fiction?
Ja, die These scheint zu stimmen, wahrscheinlich war es das wirklich. Ich mochte das Format auch total gerne.

Danke für Ihre Zeit!

«Mandat für Mai» ist ab Donnerstag, den 21. März, im ZDF zu sehen.
19.03.2024 12:00 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/149901