Rosalie Thomass: ‚Eine sehr untypische Kommissarin‘
Das Erste sendet am Mittwoch, den 1. Mai 2024, den Spielfilm «Mordnacht» und muss einen Mord aufklären. Es stellt sich die Frage, ob der Verdächtige auch wirklich der Täter ist.
Am 1. Mai sendet Das Erste den Spielfilm «Mordnacht». Wovon handelt der 90-Minüter?
Der Film handelt eigentlich von der Frage: wärst du, wäre ich, wäre jede durchschnittliche Person, in der Lage einen Mord zu begehen? Kann das sein, dass der „Normalo“ Gabriel Panski in der letzten Nacht seinen Rivalen getötet hat? Er selbst jedenfalls kann es kaum glauben. Und meine Figur, Leonie Winter, ist wiederum davon fasziniert, wie unglaublich dilettantisch er seine Tat vertuscht.
Sie dürfen in die Rolle der Großstadtkommissarin schlüpfen. Wie würden Sie Kommissarin Leonie Winter charakterisieren?
Beim Dreh habe ich immer den Scherz gemacht, dass Leonie vielleicht gar keine Kommissarin mehr ist, längst keine Zulassung mehr hat – sie hält sich an keine Regeln, macht was sie will, ist mitunter überaus unsachlich. Dabei hat sie eine Menge Spaß an ihrer Arbeit, genießt es regelrecht, ihren Verdächtigen immer enger einzukreisen. Ihr geht es nicht um moralische Bewertungen, sondern die Frage, warum Menschen eine Tat begehen und wie sie möglichst flott die Lösung findet. Ich würde also sagen, sie ist eine sehr untypische Kommissarin im deutschen Fernsehen.
Das Drehbuch von Janosch Kosack hat Ihnen gefallen. Nach welcher Szene wollten Sie bei «Mordnacht» mitwirken?
Ich habe das Buch rundum gerne gelesen, was immer schon mal ein gutes Zeichen ist. Besonders das lange Verhör zwischen Leonie und Panski hat meine Spielfreude geweckt. Leonie ist so wunderbar vorbereitet auf ihr Verhör und freut sich, die Schlinge um Panskis Hals enger zu ziehen – und dann kommt doch alles anders als erwartet.
Großstadtkommissarin trifft auf Dorfler. Sind Sie eher der Typ Dorf oder Stadt?
München! Das Beste aus beiden Welten. Ich habe das Glück mich egal wo ich bin wohlzufühlen und durch meinen Beruf immer wieder Abwechslung zu haben.
Sie waren bereits in jungen Jahren am Münchner Volkstheater tätig. Wie hat Sie die Zeit geprägt?
Mich hat die Arbeit als Kind und Jugendliche am Theater wirklich glücklich gemacht. Das Beobachten der erwachsenen Schauspielerinnen und Schauspieler, die konzentrierte und etwas übermütige Atmosphäre vor der Vorstellung, der Geruch hinter der Bühne – ich wusste einfach, dass diese Welt mein zuhause sein muss und wird.
Sie haben den Deutschen Fernsehpreis, den Grimme-Preis, den Schauspielpreis, den Bayerischen Filmpreis und den Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen erhalten. Wo bewahren Sie diese Preise auf?
Auf der Fensterbank im Arbeitszimmer.
Sie wirkten schon in verschiedenen Kinospielfilmen mit. Reizt Sie auch eine internationale Karriere wie Sandra Hüller?
Ich glaube, ein häufiges Missverständnis ist, dass eine internationale Aufmerksamkeit mehr wert wäre, als eine regionale. Oder dass hinter so einem Weg eine Absicht, ein kalkulierter Plan stecken würde. Was mich allerdings reizen würde, sind die Inhalte, die Rollen, die Amplituden, die Sandra Hüller bedienen darf - und es eben auch meisterlich tut. Unabhängig davon, wer diese Inhalte wo produziert oder abfeiert.
Für den Westdeutschen Rundfunk verkörpern Sie Lara Glanz in der Reihe «Wäldern». Können Sie darüber schon etwas erzählen?
„Wäldern“ wird ein sehr feines Mystery-Format, das sich an der Grenze zwischen den Welten bewegt – hochemotional, spannend und philosophisch.
Sky setzt bekanntlich die Eigenproduktionen nicht fort. Nicht alle Serien waren gut, aber beispielsweise «Das Boot», an dem Sie mitwirkten. Ist das zu bedauern?
Also zunächst einmal muss man ja festhalten, dass es keinen Anbieter oder Sender gibt, der nur „gute“ Serien produziert, es ist ja zurecht auch vieles Geschmackssache. Unabhängig davon also, wie man die Inhalte findet – es ist natürlich zu bedauern, dass ein großer Player wie Sky quasi von einem auf den anderen Tag dicht macht, und damit einige Produktionen vor dem Aus standen.
Danke für Ihre Zeit!
«Mordnacht» ist am Mittwoch, den 1. Mai 2024, im Ersten zu sehen.