Die gefragte Schauspielerin Zoudé erklärt im Quotenmeter-Interview, wie ihr Arbeit bei der Deutschen Filmakademie aussieht.
Sie sind im Vorstand der Deutschen Filmakademie für den Bereich Schauspiel. Wie sieht Ihre Aufgabe in diesem Punkt aus?
Ich bin seit vier Jahren im Vorstand und die Aufgaben wandeln sich ständig. Die Arbeit ist wirklich sehr vielfältig und spannend. Ich vertrete dort meine Sektion gemeinsam mit den Kolleg:innen Meret Becker, Sebastian Urzendowsky und Lenn Kudrjawitzki. Als gesamter Vorstand kommen wir regelmäßig zusammen und sprechen über die Anliegen, Fragen und Themen der einzelnen Sektionen aber auch der Filmakademie, bzw. Filmbranche als Ganzes. Neben filmpolitischen Fragen geht es auch immer wieder um gesellschaftspolitische Themen. Und natürlich hat der Vorstand auch formelle Aufgaben, wie die Abstimmung über die Richtlinien zum Deutschen Filmpreis oder die Entscheidung zur Aufnahme neuer Mitglieder. Gemeinsam mit meinen Kollegen konzipieren und leiten wir auch speziell für unsere Sektion verschiedene Veranstaltungsformate.
Im kommenden Jahr feiert der Filmpreis ein weiteres Jubiläum: 2005 konnten erstmals alle Mitglieder die Preise bestimmen. Hat das den Deutschen Filmpreis zum Positiven verändert?
Eigentlich ist das Jubiläum ja schon dieses Jahr. Zum 20. Mal haben dieses Jahr die Mitglieder der Deutschen Filmakademie über die Preise abgestimmt. Ob es den Deutschen Filmpreis zum Besseren verändert hat, darüber mag ich jetzt gar nicht urteilen. Bei jeder Preisvergabe und jedem Wahlverfahren gibt es Kritiker, das liegt in der Natur der Sache. Ich persönlich – und das höre ich auch von denen, die bereits eine Lola in ihrem Regal haben – finde es total schön, dass es eine Auszeichnung durch Kollegen:innen ist. Besonders bei den Nominierungen ist das ein sehr besonderes Gefühl, dass das eigene Gewerk entschieden hat, „DAS“ sind in unseren Augen die besten Arbeiten des Jahres.
Ich finde es in diesem Jahr beispielsweise besonders schön, dass in der Kategorie „Beste weibliche Hauptrolle“ Frauen nominiert sind, die auch unterschiedliche Generationen abdecken. Das zeigt, dass die Filmlandschaft diese Breite hergibt und es auch wahrgenommen wird.
Und was es außerdem noch mit sich gebracht hat ist, dass die Filmschaffenden viel mehr deutsche Filme schauen. Und das bereichert die Branche und die Diskussion um unsere Filme und auch die Bedingungen unter denen sie entstehen ungemein.
Man spürt das auch im Saal. Es ist – seit die Deutsche Filmakademie für die Vergabe zuständig ist – eine ganz besondere Stimmung im Saal. Film ist immer Team Work und diesen gemeinschaftlichen Spirit, der ist am Gala-Abend auch da. Also, wie Sie merken, ich bin großer Fan dieses demokratischen Verfahrens.
Der Kinofilm «15 Jahre» startete am 11. Januar 2024 in den deutschen Kinos und deren Schauspieler sind gleich drei Mal für eine Lola nominiert. Gute Voraussetzung, um zahlreiche Preise abzuräumen?
Natürlich steigen mit jeder Nominierung statistisch gesehen die Chancen auf einen Preis. Aber auch «Sterben» hat viele Darsteller Nominierungen und es ist insgesamt ein sehr starkes Jahr in der Sektion Schauspiel. Dieses Jahr stehen ganz junge Nachwuchs-Künstler neben den größten Schauspielern unseres Landes. Das ist doch großartig. Ich schätze alle nominierten Kolleg:innen sehr und würde ihnen allen von Herzen die Lola gönnen.
Würde der Deutsche Filmpreis mehr Aufmerksamkeit – und auch mehr Zuschauer bekommen – wenn die Filme schon längere Zeit im Kino laufen würden?
Der Zeitraum, wann ein Kinostart erfolgt sein muss um teilnehmen zu können, ist ja relativ lang – nämlich vom 1. Dezember 2022 bis Mai 2024. Es gibt also einige Filme, die schon seit vielen Wochen und Monaten im Kino laufen, bzw. gelaufen sind und eben auch einige, die gerade erst starten. Ich denke es ist für die Filme, wie für den Filmpreis selbst beides von Vorteil. Ist die Kinoauswertung bereits länger her, hatte der Film bereits die Chance von mehr Mitgliedern und auch mehr Zuschauer:innen im Kino gesehen zu werden, auf der anderen Seite kann die Lola Auszeichnung auch der Kinoauswertung helfen und dem Film nach der Gala nochmal zu mehr Aufmerksamkeit und Publikum verhelfen. Das ist ja auch die Idee des Preises, den deutschen Film in die Öffentlichkeit zu rücken.
Bei den Oscars ging der Spielfilm «Barbie» leer aus, dafür wurden die Musikeinlagen gefeiert. Ist man schon ein Gewinner, wenn man bei einer solchen Gala nur nominiert wurde?
Also ich finde auf jeden Fall! Es haben in diesem Jahr 113 Filme eingereicht, wenn man da zu den sechs besten Spielfilmen oder den drei besten Hauptdarsteller:innen des Jahre gewählt wurde, das ist doch schon eine unglaubliche Ehre. Und so empfinden das die meisten Kolleg:innen auch. Das ist eine wirklich wunderschöne Anerkennung der eigenen Arbeit. Aber natürlich ist es auch so, dass wenn man nominiert ist, sicherlich hofft, zu gewinnen und die Lola in der Hand halten zu dürfen. Das ist, glaube ich, sehr menschlich.
Zudem ist die Nominierung in den Kategorien Bester Spiel-, Kinder- und Dokumentarfilm bereits mit Prämien verbunden. Diese sind aber keine persönlichen Gelder, sondern müssen für die Produktion eines neuen Filmes verwendet werden.
Das Erste überträgt den Deutschen Filmpreis live in der ARD Mediathek. Ist das ein Vorteil, um der Sendung mehr Raum zu geben?
Auf jeden Fall. Es gibt ein Stammpublikum, das die Ausstrahlung im Fernsehen verfolgt, aber gerade für die jüngeren Generationen ist lineares Fernsehen mittlerweile etwas total ungewohntes. Die Mediatheken gewinnen in diesen Zuschauergruppen extrem an Bedeutung. Und natürlich will man so einen Abend gern live verfolgen, damit die Spannung auch da ist und man mit seinen Favoriten live mitfiebern kann. Es ist toll, dass die ARD Mediathek diese Chance bietet.
Welchen Stellenwert nimmt das deutsche Kino bei Ihnen an? Glauben Sie, dass die Veränderung in der Filmförderung die Kreativität belohnt?
Bei mir als Vorstandsmitglied einer (Kino)Filmakademie hat das deutsche Kino natürlich einen sehr hohen Stellenwert. Wir beschäftigen uns als Akademie viel mit der Frage, was der deutsche Film braucht um neben der – vor allem amerikanischen – Konkurrenz im Kino zu bestehen und den Ort Kino als paralleles Angebot zu den Streamingdiensten zu stärken.
Auch in die Entwicklung der Vorschläge zur
Reform der Filmförderung
waren wir als Filmakademie involviert. Es gab sehr viele, sehr konstruktive Gespräch mit unserer Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth und ich hoffe, dass die
Vorschläge sich durchsetzen können. Es wäre eine echte Veränderung und ein wirklicher Gewinn für den deutschen Film. Ich glaube der deutsche Film würde nicht nur kreativer sondern er würde auch wettbewerbsfähiger werden.
Sie haben in den vergangenen fünf Jahren an zahlreichen völlig unterschiedlichen Projekten mitgewirkt. Worauf schauen Sie besonders gerne zurück?
Ich mag an meiner Arbeit vor allem den Austausch, die Zusammenarbeit, das Zusammenwirken mit Kreativen. Für eine Zeitlang ein völlig anderes Leben mit anderen Menschen (er)leben, in einer Wohnwagen Kolonne jedes neue Motiv erobern und bespielen. Mir ist auch das Zwischenmenschliche bei den Projekten wichtig, dass man einander mit Vertrauen, Wertschätzung, Spielfreude auf Augenhöhe begegnet. Inhaltlich geht es mir immer um Geschichten. Filme sollen eine Einladung sein, das, was man in der Welt sieht, oder wie wir Kreative die Welt erzählen wollen in Geschichten zu spiegeln. Sie sollen unterhalten, inspirieren, im besten Fall einen selbst erweitern. Dabei ist mir natürlich auch wichtig, wer erzählt also aus welcher Perspektive erzählt wird und das dann auch Vielfalt erzählt wird und zu sehen ist.
Der Deutsche Filmpreis wird am 3. Mai verliehen. Das Erste überträgt die Verleihung um 19:30 Uhr live in der Mediathek und um 22:20 Uhr im linearen Fernsehen.