Influencer und Reality-TV

Eine moderne Schmierenkomödie, meint unser Insider.

In einer Welt, in der Reality-TV und Influencer unaufhörlich um unsere Aufmerksamkeit buhlen, stellen sich viele Fragen. Wie werden diese vermeintlichen Rohdiamanten der Unterhaltungsbranche eigentlich entdeckt? Sind es geniale Redakteure mit einem ausgeprägten Gespür für Talent oder einfach nur Instagram, das die Suche übernimmt?

Früher gab es ganze Casting-Abteilungen, die nach geeigneten Kandidaten für verschiedene Formate suchten. Heute drängen sich die Kandidaten praktisch auf, indem man sich ihre Instagram-Profile ansieht. Sie betteln förmlich um Aufmerksamkeit und kämpfen regelrecht mit anderen Influencern um lukrative Jobs. Es ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Der Influencer gewinnt an Reichweite und Follower, während der Sender mit den Geschichten Geld verdient.

Aber wollen die Zuschauer das überhaupt? Die Fernsehquoten sprechen da oft eine andere Sprache als die Behauptungen von Sendern wie RTL+, die stolz verkünden, das ganze Jahr über Reality-TV anbieten zu können. Wollen die Zuschauer wirklich noch das Krach-Fernsehen, das Menschen wie Gladiatoren vorführt? Das «Dschungelcamp» 2024, das wieder steigende Quoten verzeichnete, und «Let's Dance» zeigen, dass die Zuschauer Leistung honorieren, solange sie unterhält.

Apropos Beeinflussung: Influenza kommt nicht von "influencen". Man sollte genauso wenig von Influencern beeinflusst werden wie von einer Grippe das ganze Jahr über. Wenn Influencer sich dann in den sozialen Netzwerken darüber beschweren, dass die Darstellung im Fernsehen nicht der Realität entspricht, fragt sich der Zuschauer, ob sie wirklich die Kirche im Dorf lassen sollten. Die Influencer gießen ihren Mist buchstäblich in unsere Wohnzimmer und wundern sich dann, wenn sie nur Marionetten der Produktionsfirma oder des Senders sind.

Es ist ein Spiel auf Kosten des Senders, sich zu profilieren, nur um sich später zu beschweren, wenn das Bild, das der Sender gezeichnet hat, nicht ihren Vorstellungen entspricht. Das ist das Leben in der modernen Fernsehwelt: Rollen werden verteilt, und wenn sie nicht passen, werden Klischees angepasst.

Hoffentlich durchschaut der gemeine Zuschauer bald diese Schmierenkomödie und entwickelt eine Immunität dagegen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Mit diesen Worten verabschiede ich mich und wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Ihr R. Güve
02.07.2024 12:18 Uhr  •  Ein Insider Kurz-URL: qmde.de/151321