Eine Dürre, der Ukrainekrieg sowie Verwaltungsstreitereien stellen «Clarkson’s Farm» vor große Herausforderungen und erzeugen ein gleichermaßen unterhaltsames, wie auch lehrreiches TV-Erlebnis.
Wer hätte gedacht, dass eine TV-Sendung über einen alternden Fernsehstar, der sich im Rentenalter noch einmal entschließt in die Landwirtschaft einzusteigen, zu solch einem internationalen Erfolg werden würde? Doch dem ehemaligen «Top Gear» Aushängeschild, dessen Amazon-Hit «The Grand Tour» in den letzten Zügen liegt, ist genau das gelungen. In gewisser Weise repetitiv, fühlt sich in Staffel drei mittlerweile vieles zwar routiniert an und doch sind es diese neuen Folgen, denen der bisher beste Balanceakt gelingt.
Der große Aufhänger dieser Staffel ist die Frage, ob Jeremy Clarkson mit der unbewirtschafteten Seite seines Landes mehr Geld verdienen kann, als der jüngst zum Betriebsleiter der Farm beförderte Kaleb mit der eigentlichen Landwirtschaft. Der (un)gesunde Konkurrenzgeist der beiden Streithähne sollte hier allein schon für beste Unterhaltung sorgen, doch schafft es die Sendung den zwar immer noch vorhandenen Slapstick-Humor gut dosiert einzustreuen, während die ernstere Seite mit all den auftretenden Problemen bei der Landwirtschaft einen dominanten Faktor einnimmt. Selbst die Beziehung von Landwirten zu ihren Tieren, Schweinen oder Rindern, alle mit eigenen Namen und dem letztlich unausweichlichen Weg zum Schlachter wird nicht außenvor gelassen.
Einer der interessantesten Aspekte dieser Staffel ist allerdings das Thema regenerative Landwirtschaft, die Biodiversität und eine natürliche Regeneration des bewirtschafteten Bodens in den Mittelpunkt stellt und damit eine Alternative zu den auf Dauer schädlichen Monokulturen aufzeigt. Der Aspekt wird dabei nicht nur kurz angeschnitten, sondern dem Zuschauer auch sinnvoll und anschaulich vermittelt, womit beim Schauen auf ganz natürliche Weise Interesse geweckt wird und ein Lernfaktor eintritt. Weiterhin werden alle Widrigkeiten der Landwirtschaft, wie beispielsweise Verwaltungsstreitereien, Dürren und selbst geopolitische Einflüsse wie der Ukrainekrieg aufschlussreich eingebracht.
Unterhaltungstechnisch profitiert die Serie ungemein von den beiden Stützen Clarksons, Charlie Ireland und Kaleb Cooper, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dem übermütigen, aufbrausenden Clarkson auf ihre ganz eigene Weise gelungen Paroli bieten. Mit Staffel drei werden die Scheuklappen endgültig abgelegt und die perfekt aufeinander abgestimmten Persönlichkeiten, der landwirtschaftliche Berater Charlie Ireland als sachliche Stimme der Vernunft und der schlagfertige, von jugendlichem Übermut getriebene Betriebsleiter Kaleb Cooper, stehen immer mehr im Rampenlicht.
Ob nun britische Landwirtschaft oder die anderer europäischer Länder, die gezeigten Problematiken überschneiden sich im Normalfall weitestgehend und schaffen es dem Zuschauer einen aufschlussreichen Blick auf das Thema Landwirtschaft zu gewähren. Die dritte Staffel von «Clarkson’s Farm» glänzt dabei mit dem bisher besten Verhältnis zwischen Unterhaltungs- und Lernfaktor und beweist auch in Bezug auf Clarkson, dass das Huhn, was stetig goldene Eier legt, niemals geschlachtet werden sollte.