«Das Schnäppchen Menü»: Aufgewärmtes Mittelmaß

Am Montag startete Sat.1 eine neue Kochshow mit Alexander Kumptner. Das Format wurde wohl Hals über Kopf entworfen.

Ein unbeflecktes Stück Wiese irgendwo in Nordrhein-Westfalen: Auftakt für die neue Sat.1-Nachmittagsshow «Das Schnäppchen Menü», bei dem sich die Produktionsfirma Just Friends mit den Kandidaten Silke (55) und Maria (60) aus dem Ruhrpott und Carolin (30) und Maurice (32) aus Essen zum Kennenlernen treffen. Dort müssen sie sich auf einem Tablet ein Video des Starkochs Alexander Kumptner anschauen, der ihnen die heutige Aufgabe erklärt.

Schließlich zahlt Sat.1 die Grundzutaten, die Rest darf für maximal 20 Euro aus einem Aldi Nord/Aldi Süd bezogen werden. Muss-Zutat zum Auftakt ist die Zucchini, die zwingend in einem Gericht eingebaut werden soll. Einmal pro Folge dürfen die jeweiligen Kandidaten Kumptner via Telefon anrufen. Ähnlich gestrickt wie in zahlreichen Formaten wie «Shopping Queen», «Die ultimative Chartshow» oder «4 Hochzeiten und eine Traumreise» schon mal im deutschen Fernsehen gesehen, kommentiert Alexander Kumptner den Ablauf der Produktion.

„Das leidenschaftliche Damen-Doppel“, so der Erzähler, beginnt mit einem Zucchinipuffer mit Tsatsiki und frischem Brot, Hackbällchen in Tomatensoße mit Gemüsereis und griechischem Joghurt. Die Uni-Dozenten aus Essen wollen mit Bruschetta mit gerösteten Zucchini, Pasta Arrabbiata mit Tomaten und Parmesan sowie einem Apfelkuchen mit Zitrone-Mascarpone-Creme die Zuschauer begeistern. Kumptner, eines der Probleme dieser Sendung, garniert dazu immer wieder sinn- wie leidenschaftslose Weisheiten in die Kamera: „Der Plan ist machbar, müsst ihn aber nur zusammen hinkriegen“.

Vermutlich von der Grünfläche des Aldi geht es ab in den selbigen Supermarkt. Schon die Einkaufszeit zählt dazu. Auf den Preis schauen die Kandidaten fast gar nicht, schließlich ist die Auswahl bei Aldi nicht wirklich groß. Dann werden noch schnell Eier für die Zucchini-Puffer eingekauft, und Kumptner haut die nächste Floskel raus: „Zucchini-Puffer ist auf jeden Fall eine gute Lösung. Schmecken müssen sie halt. Und sie müssen gut gebraten sein.“ Danke, Herr Fernsehkoch für ihre sinnvollen Ratschläge. Als Maurice beim Einpacken der Bruschettas feststellt, dass „das Ding“ noch warm sei, hat man sich sicherlich auch bei Aldi gefreut. Kumptner spricht über die Qualität der Tomaten, geht aber nicht wirklich darauf ein, was beim Lebensmittelmarkt die besseren oder schlechteren Zutaten sind. Sprich: Welche Tomaten bestehen nur aus Wasser und haben keinen Geschmack?

Ab Minute zwölf wechselt die Szenerie in die heimischen Küchen der Teilnehmer. Die Stoppuhr wird wieder gestartet und man sieht die Teilnehmenden in deren Küchen mit ausreichend Kameras ganz gut werkeln. Das Schöne für die Zuschauer von «Das Schnäppchen Menü» ist, dass sie währenddessen nicht einmal zuschauen müssen. Man würde sehen, wie der 32-jährige Maurice die Zutaten verteilt, während man hören würde, wie seine Freundin groß und breit erklärt, was sie gerade machen. Vermutlich bat ein Redakteur, das noch mal ausführlich zu erklären. Schließlich glänzt die Sendung ohnehin nicht mit wirklichen Highlights. Wenn man drei Gänge nur mit 20 Euro ausstatten darf, wird es wohl mehrfach im Monat Spaghetti & Co. geben.

Warum die Kandidaten nicht in einem Studio kochen, ist fraglich. Schließlich ist die Produktion beengt und hat auch nicht wirklich viel Auswahl an Kamerapositionen. Man sieht die Zweier-Teams in den jeweiligen Küchen, die nicht besonders groß sind. Immer mal wieder kommentiert Kumptner das Geschehen und sagt sogar etwas Sinnvolles: Maurice möchte Schärfe haben, entfernt aber alle Kerne bei der Peperoni.

Bei Silke und Maria, die zwei Schwestern aus dem Ruhrpott, läuft es zum Teil auch chaotisch. Vor allem weil das Team bei der Produktion suggerieren möchte, dass die Essenszubereitung dank eines defekten Herdes nicht mehr möglich sei. Man kennt sie, die Tücken seiner Geräte, aber natürlich ist das Kochfeld nach wenigen Minuten wieder einsatzbereit.

Nachdem also in zwei verschiedenen Küchen gefilmt wurde, treffen sich die Kandidaten schließlich im Studio, wo Juror und Moderator Kumptner schließlich die aufgewärmten Speisen zu sich nimmt. Da er die Aufnahmen gesehen und kommentiert hat, geht er bei der finalen Bewertung immer wieder auf die Zubereitung ein. Würde er beim Zubereiten in einem Studio dabei sein, könnte die Kandidaten das wenigstens direkt umsetzen.

«Das Schnäppchen Menü» ist verkocht! Die Produktion weiß gar nicht, was sie will. Es gibt drei Handlungsorte, einen viel zu langen Einkauf und die Drei-Gänge-Menüs sind weder besonders kreativ noch haben sie besondere Features. Das Unterschieben einer Zutat macht die Sendung überhaupt nicht spannend. Der Zuschauer bekommt meist nur ein bisschen Kochen ohne Hintergrundinformationen präsentiert. Es gibt keine eingeblendete Zutatenlisten, die Speisen erhalten keine Sternebewertung. Moderator Kumptner ist zwar ein netter Moderator, der auch noch Tipps zum Verfeinern gibt, der aber vor der Kamera nichts verloren hat. Seine Resümees sind völlig ohne Pfiff, kein kantiger Spruch, keine spezielle Eigenart. Die neue Nachmittagskochshow weiß einfach nicht, was sie will. Man hat einfach alle Zutaten wild in einen Mixer geworfen und herausgekommen ist kein «Schnäppchen Menü», sondern breiige Suppe. Na, ob das dem Zuschauer schmeckt? Wohl nicht.

«Das Schnäppchen Menü» ist werktags um 16.00 Uhr in Sat.1 zu sehen und kann bei Joyn gestreamt werden.
14.05.2024 11:23 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/151486