Mit der Vorabendserie will Sat.1 die Zuschauer zum Einschalten bewegen. Aber warum eigentlich? Die Sendung ist langatmig und langweilig.
Das Erste präsentiert in der 18-Uhr-Stunde ein Quiz, während im ZDF Mörder gefasst werden. Sat.1 strahlt die Sendung
«Notruf» mit Bärbel Schäfer aus. Die Moderatorin steht in einem recht großen Studio, wobei unklar ist, ob Schäfer in Wirklichkeit in dieser Rettungsstelle stand oder die Aufnahmen aus der Greenbox stammen. Nach einer kurzen Begrüßung berichtet sie von den Tücken auf einem Bauernhof. Neben den zahlreichen Tieren, Geräten und Aufgaben kann eine Vielzahl von Ereignissen eintreten.
Bereits nach wenigen Sekunden beginnt der Einspielfilm, der ein Ereignis aus dem Frühjahr 2019 im Ruhrgebiet nachspielt. Im Mittelpunkt steht Bärbel Vogt (Name geändert), man sieht ein Schaf auf einem Traktor, eine dünne, aber ältere Dame steht daneben. Die Protagonistin tritt gegen den Traktor, wobei sie von den Schauspielern nicht adäquat dargestellt wird. Es wirkt unprofessionell, kein Bauer tritt gegen seinen Traktor. Dies wird besonders deutlich, als ihre Tochter von der Kur zurückkehrt. Die Tochter wird deutlich besser dargestellt.
Schnitt. Der 27-jährige Rettungssanitäter Jo Bungarz kommentiert: „Ein Bauernhof ist so eine eigene Welt.“ Es könnten zahlreiche, auch deutlich schwerwiegendere Ereignisse eintreten, die in urbanen Räumen nicht zu beobachten sind. Mutter und Tochter sitzen am Esstisch, wobei die Mutter ein starkes Zittern zeigt. Der Rettungssanitäter gibt den Hinweis, den Bereitschaftsdienst 116117 anzurufen, falls ein ungutes Gefühl aufkommt. Nun erleidet Silke einen Asthma-Anfall, weshalb Jo Bungarz darauf hinweist, dass die meisten Asthmatiker ein Spray bei sich tragen sollten. Sollte dies nicht der Fall sein, ist umgehend die 112 zu kontaktieren.
Am darauffolgenden Tag sucht die Tochter ihre Mutter und findet sie schließlich nicht. Sie durchstreift das Haus und findet sie schließlich hinter einer verschlossenen Tür. Sie bricht die Tür auf und findet ihre Mutter schließlich im Badezimmer auf dem Boden. Es ist bedauerlich, dass sich die verletzte Mutter trotz ihrer Bewusstlosigkeit bewegt.
Die Sorge um ihre Mutter ist für Silke zu groß, sodass sie einen weiteren Asthma-Schub erleidet. In der Folge rast ein Krankenwagen durch die Gegend. Silke zieht ihre Mutter auf einen Stuhl, was für die Person nicht vorteilhaft ist. Schließlich kommentieren die Rettungssanitäter, dass man die Person lieber in die stabile Seitenlage bringen soll. Die Rettungssanitäter diagnostizieren einen zu niedrigen Blutdruck der Mutter, der durch eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr ausgelöst wurde.
Der Einspielfilm der Produktionsfirma filmpool entertainment zeichnet sich durch eine hochwertige Produktion aus. Die Personen werden wiederholt fokussiert, der Schnitt mit dem Kommentator ist gelungen. Der Einspielfilm hätte auch ohne die Asthma-Attacken der Tochter Silke funktioniert, schließlich trägt das Asthma nicht wesentlich zur Handlung bei.
Im Anschluss kehren wir ins Studio zurück. Schäfer bekräftigt im Studio die zuvor mehrfach im Beitrag thematisierte Aussage, dass man nicht vergessen sollte, genug zu trinken und dass das Durstgefühl mit fortschreitendem Alter abnehme. Die Hälfte der Sendung ist bereits vorbei und der gesamte Aufwand für eine Geschichte, bei der die Mutter auf dem Bauernhof zu wenig getrunken hatte. Schließlich wird noch das Auffrischen des Erste-Hilfe-Kurses erläutert, außerdem soll man in der Familie mitteilen, wenn man Medikamente einnimmt. Rückblickend stellt sich die Frage, warum man als Setting eine Farm wählte, da dies keinerlei Bezug zur eigentlichen Storyline aufweist.
Der zweite Fall spielt in Franken und wird von Julia Schaller erzählt. Betrunkene Menschen müssen in fast jeder Schicht versorgt werden, sagt die junge Rettungssanitäterin. Im Zentrum der zweiten Erzählung steht Carsten, der alkoholisiert das Fahrzeug seines Bekannten entwendet und infolgedessen einen Unfall verursacht. Die schauspielerischen Darbietungen sind von bemerkenswerter Unzulänglichkeit geprägt, wobei der Akteur die Beeinträchtigung seiner Fahrtüchtigkeit nur unzureichend zu vermitteln vermag. Zwischenzeitlich unternimmt der Fahrer den Versuch, sich der Festnahme zu entziehen, wird jedoch von der Polizei eingeholt. Schließlich werden am Ende der Sendung Bärbel Schäfer zwei Notfallsanitäter vorgestellt, die von der Moderatorin gefragt werden, ob sie auch in ihrer Freizeit Menschen helfen. Damit endet die Sendung. Es folgen weitere schlechte Geschichten, aufgeblähte Storylines und überflüssige Inhalte am Vorabend. Wer ein solches Format herstellt, das keine Spannung hat, braucht sich über diese Quoten nicht zu wundern. Sinnvoll wäre eine kompaktere Erzählweise, die auf das Kernproblem des Falls konzentriert. Ein weiteres Problem dieser Rettungssanitäter-Shows im Privatfernsehen sind langatmigen Einspielfilme. Um kostengünstig zu produzieren, werden diese künstlich in die Länge gezogen.
«Notruf» ist werktags um 18.00 Uhr zu sehen.