Tobias Moretti spielt einmal mehr einen Mafia-Aussteiger. Kann der inzwischen dritte Camorra-Film überzeugen?
Stab
Darsteller: Tobias Moretti, Harald Windisch, Antonia Moretti, Katia Fellin, Gerti Drassl, Matteo Carlomagno
Drehbuch: Stefan Brunner
Regie: Rick Ostermann
Kamera: Ralph Kaechele
Schnitt: Simon Gutknecht
Musik: Stefan Bernheimer
Ton: Stefan Soltau, Oliver Barth, Clemens GrulichMit «Der Gejagte», dem mittlerweile dritten Teil der losen Reihe «Im Netz der Camorra», setzt sich die düstere Geschichte um den reumütigen ehemaligen Mafiosi Matteo DeCanin (Tobias Moretti) fort: Nun versucht er, seine Vergangenheit weiter hinter sich zu lassen, und will in diesem Zuge als Kronzeuge gegen die Camorra aussagen. Tobias Moretti kehrt dabei in der Hauptrolle zurück und verleiht dem Film erneut sein raues Charisma – doch trotz seiner starken Leistung bleibt «Der Gejagte» leider in vielerlei Hinsicht hinter den Erwartungen zurück.
Der Thriller, der unter der Regie von Rick Ostermann entstand, beginnt mit durchaus vielversprechenden Ansätzen. Die Handlung führt die Zuschauer von Südtirol über die Toskana bis nach Neapel und wartet dabei mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen auf, die die düstere Atmosphäre der Geschichte unterstreichen. Matteo DeCanin, der jetzt endlich gegen seine alte Mafia-Gruppe aussagen will, wird dabei in einen Wettlauf gegen die Zeit verwickelt, als seine Tochter Laura (Antonia Moretti) in die Fänge der Camorra gerät.
Laura DeCanin, deren Schauspielerin im echten Leben die Tochter des Hauptdarstellers Tobias Moretti ist, spielt in diesem Teil eine deutlich größere Rolle als in den vorigen Filmen. Ihre Darstellung der verzweifelten und zugleich kämpferischen Laura bringt dabei eine frische Dynamik in die Reihe. Dennoch wirkt ihre Charakterentwicklung stellenweise unglaubwürdig und erzwungen, was die emotionale Tiefe der Handlung beeinträchtigt. Die Vater-Tochter-Beziehung, die im emotionalen Zentrum des Films steht, hätte durch eine subtilere Aufarbeitung wahrscheinlich deutlich mehr Eindruck hinterlassen können.
Harald Windisch als Kommissar Erlacher liefert derweil ebenfalls eine solide Leistung ab, bleibt jedoch in seiner Rolle als tragisch getriebener Polizist oft klischeehaft und vorhersehbar. Die Einführung von Gerti Drassl als hochschwangere Mafiapatin bringt ferner eine interessante neue Figur in die Geschichte, doch auch hier bleibt die Charakterentwicklung oberflächlich. Drassls Rolle hätte mehr Raum und Tiefe verdient, um die Zuschauer auch auf der psychologischen Ebene beeindrucken zu können. Einen weiteren Schwachpunkt des Films stellt das Drehbuch von Stefan Brunner dar. Die Dialoge wirken oft hölzern und klischeehaft, was die Spannung und Authentizität der Handlung beeinträchtigt. Die Erzählstruktur, die zwischen den verschiedenen Schauplätzen und Charakteren hin- und herspringt, wirkt zudem unangemessen fragmentiert und lässt den roten Faden der Geschichte manchmal verloren gehen.
Obwohl «Der Gejagte» damit einige spannende Momente und gut inszenierte Actionsequenzen bietet, leidet der Film unter einem Mangel an Originalität und emotionaler Tiefe. Die Grundidee eines Mannes, der gegen seine kriminelle Vergangenheit kämpft, ist zwar interessant, doch die Umsetzung bleibt hinter den Erwartungen zurück. Neben soliden schauspielerischen Leistungen und beeindruckenden Landschaftsaufnahmen bieten sich somit leider nur schwache Charakterentwicklungen und ein zu klischeehaftes Drehbuch.
Der Film «Der Gejagte – Im Netz der Camorra» wird am Montag, den 3. Juni um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.