In Blake Crouchs gleichnamiger Buchverfilmung reist Joel Edgerton durch die Dimensionen, mit sich selbst als größtem Widersacher.
«Dark Matter», nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Sci-Fi-Serie aus dem Jahr 2015, erzählt die Geschichte eines brillanten Physikers, der eine Möglichkeit findet, durch eine unbegrenzte Anzahl von alternativen Universen zu reisen, nur um dann in jener Welt zu bleiben, in der er sich für seine Familie, anstatt der Forschung entschieden hat. Die Multiversumstheorie, neben der Erkundung des Weltraums und Zeitreisen, einer der großen Eckpfeiler des Sci-Fi-Genres, regt massiv den eigenen Entdeckergeist an. Nach einer anfänglichen Warmlaufphase profitiert die Handlung von «Dark Matter» daher auch immens von der eigenen Prämisse, die letztlich deutlich interessanter als die teilweise in die Länge gezogene Handlung oder ihr glanzloser Protagonist ist.
Einigen Anlaufschwierigkeiten zum Trotz, schafft es die Serie mit ihrer Mischung aus neuen Welten und der allgegenwärtigen Lovestory, den Zuschauer irgendwie am Ball zu halten und belohnt dies zum Ende hin auch mit einem durchaus interessanten Twist. Während die Serie schauspielerisch bis in die Nebenrollen durchaus gelungen besetzt wurde, fällt allerdings ausgerechnet Protagonist Joel Edgerton als brillanter Physiker negativ auf, denn sein weitestgehend teilnahmsloser Gesichtsausdruck und die immer wieder schwache Auffassungsgabe der Hauptfigur, sorgt für einiges Stirnrunzeln beim Schauen.
Handlungsstränge und Charakterentscheidungen fühlen sich zudem teilweise etwas anorganisch an, konträr zum Handlungsverlauf werden Entscheidungen getroffen, die zwar der übergeordneten Geschichte zuträglich sind, nicht aber einer konsekutiven Erzählung. Dass handlungstragende Figuren somit immer wieder eher wenig zum aktuellen Handlungsverlauf passende Aussagen tätigen oder fragwürdige Entscheidungen treffen, muss somit ebenso akzeptiert werden, wie die unvermeidbaren Logiklöcher, die bei Multiversumsgeschichten unweigerlich auftreten.
Insgesamt sind neun Folgen der Serie in etwa drei Folgen zu viel, gerade im mittleren Teil der Handlung, wäre deutliches Kürzungspotential vorhanden gewesen. Überraschend ist hingegen, dass die Serie trotz aller Kritikpunkte, der teils massiven Längen, dem eher wenig sympathischen Protagonisten und der Logiklöcher, bis zum Ende hin unterhält und zum Dranbleiben animiert. Zwar schert man sich als Zuschauer nicht übermäßig für die zentrale Figur der Serie, doch ist das Grundgerüst der Handlung, mit einigen Highlights gerade zum Ende hin, stark genug, um eine gewisse Faszination beim Schauen bis zum Finale aufrechtzuerhalten.
Weder gehört «Dark Matter» zu den besterzählten, bestgespielten noch bestaussehenden Sci-Fi-Geschichten der jüngsten Vergangenheit. Sie schafft es aber die interessante Prämisse ohne Totalausfälle zu transportieren und mit einem relativ offengehaltenen Finale die Geschichte gleichermaßen abzuschließen sowie Raum für eine mögliche Fortsetzung offen zu halten.
Die erste Staffel/Miniserie «Dark Matter: Der Zeitenläufer» kann seit dem 26. Juni vollständig bei Apple TV+ gestreamt werden.