Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Heute vergleichen wir das Finale der Euro 2024 mit vergangenen Endspielen. Eine Reise bis ins Jahr 2006.
Die Europameisterschaft 2024 fand mit Spanien einen würdigen Sieger. Die Mannschaft von Luis de la Fuente setzte sich im Finale gegen England mit 2:1 durch, obwohl sie ab der zweiten Halbzeit auf ihren Mittelfeldanker Rodri verzichten musste, der zum Spieler des Turniers gewählt wurde. De la Fuente fand in der Pause die richtigen taktischen Anpassungen, um die einmal mehr zurückhaltend agierenden Briten auseinanderzuspielen. Neben den Spaniern hatten auch die übertragenden Sender ARD und ZDF im Laufe des Turniers viel zu feiern.
„Unsere Übertragungen von der Fußball-EM waren ein großartiger Erfolg, auf allen ARD-Plattformen, aber insbesondere auch im Fernsehen. Mit über 27 Millionen Zuschauern beim Viertelfinale gegen Spanien hat das Zuschauerinteresse wieder deutlich angezogen. Man hat nicht nur an der Stimmung im Land, sondern auch an den Einschaltquoten gemerkt, dass die deutsche Nationalmannschaft das Publikum, und das über alle Altersgruppen hinweg, wieder begeistern konnte“, zog ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky am Montag Bilanz. ZDF-Sportchef Yorck Polus blies in ein ähnliches Horn: „Wir sind sehr zufrieden mit den EM-Übertragungen im ZDF – die Zuschauerinnen und Zuschauer waren im TV und online überaus zahlreich dabei, gerade in den jüngeren Zielgruppen besonders stark.
Die EM-Finals im Vergleich
Auch ohne deutsche Finalbeteiligung war die Übertragung für Das Erste ein voller Erfolg. Der öffentlich-rechtliche Sender sprach gar vom „erfolgreichsten Finale ohne deutsche Beteiligung bei einer EM seit zwanzig Jahren“. Am gestrigen Sonntag schalteten 21,64 Millionen Zuschauer ab drei Jahren ein, was einem Marktanteil von 67,4 Prozent entsprach. Vor drei Jahren sahen den Sieg der Italiener gegen England 20,90 Millionen Menschen. Damals benötigte die Mannschaft um Kapitän Giorgio Chiellini das Elfmeterschießen, um den Henri-Delaunay-Pokal zu erringen, was sich wohl auf die Reichweite ausgeschlagen haben könnte. Der Marktanteil jedenfalls lag drei Prozentpunkte unter dem Wert von gestern. Auch bei den jungen Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren hatte das EM-Finale 2024 knapp die Nase vorn. 7,73 Millionen Zuschauer stehen 7,71 Millionen vor drei Jahren gegenüber. Damals lag der Marktanteil bei 72,3 Prozent, diesmal standen 77,3 Prozent zu Buche.
Als Portugal gegen Frankreich in Paris nach Verlängerung triumphierte – wie 2024 und 2021 schied Deutschland gegen den späteren Finalisten aus – schalteten 18,80 Millionen Zuschauer ein. Am 10. Juli 2016 verzeichnete Das Erste 59,7 Prozent Marktanteil. 2012 wurde das Spiel bereits um 20:45 Uhr angepfiffen. Spanien krönte damals eine der erfolgreichsten Nationalmannschafts-Ären alle Zeiten mit dem dritten Turniertriumph in vier Jahren. Den 4:0-Sieg über Italien sahen damals 20,31 Millionen Zuschauer, der Marktanteil wurde auf 56,2 Prozent beziffert. Am erfolgreichsten war aber das Finale 2008, als es Deutschland erstmals seit 1996 ins Endspiel einer Europameisterschaft schaffte. Die verdiente 0:1-Niederlage gegen die Iberer sahen Ende Juni 2008 25,96 Millionen Zuschauer. Das Erste durfte sich damals über einen Marktanteil von 79,8 Prozent freuen.
In der klassischen Zielgruppe sind ähnliche Quoten- und Reichweiten-Kurven zu erkennen. 2008 interessierten sich 10,86 Millionen 14- bis 49-Jährige für das Finale in Wien. Zum Spiel in Kiew 2012 schalteten 8,32 Millionen ein. Der Marktanteil fiel von 82,0 massiv auf 54,3 Prozent. Trotz weiter fallender Reichweite auf 7,39 Millionen stieg der Marktanteil auf 61,5 Prozent. Die 7,71 Millionen erreichten jüngeren Seher beim paneuropäischen Turnier standen für 72,3 Prozent, am gestrigen Abend holte die blaue Eins 77,3 Prozent, die Reichweite belief sich auf 7,73 Prozent.
EM auf WM-Niveau
Vergleichbar sind die Werte des Berliner Endspiels nicht nur mit dem von vor drei Jahren, als im Londoner Wembley-Stadion gespielt wurde, sondern auch mit dem Finale der Weltmeisterschaft 2018, die in Russland stattfand. Das Duell zwischen Frankreich und Kroatien wurde um 17:00 Uhr deutscher Zeit angepfiffen. Deutschland war bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Frankreichs ersten WM-Triumph seit 1998 sahen 21,32 Millionen Deutsche. Damals lag der Marktanteil mit 76,1 Prozent aber rund zehn Punkte höher als in diesem Jahr. In der Zielgruppe waren die Werte mit 7,65 Millionen und 77,2 Prozent nahezu deckungsgleich.
Die anderen WM-Finals seit 2010 weisen deutlich höhere Werte auf – außer die höchst umstrittene WM in Katar. Das fulminante Spiel zwischen Argentinien und Frankreich, das im Elfmeterschießen entschieden wurde, verfolgten am 18. Dezember 2022 ab 16:00 Uhr nur 13,86 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil betrug vergleichsweise niedrige 53,6 Prozent. Auch bei den Jüngeren waren die Werte mit 4,06 Millionen 14- bis 49-Jährigen und 59,4 Prozent eher verhalten. Den deutschen WM-Sieg in Brasilien 2014 sahen mehr dreimal so viele junge Menschen. Mit 15,02 Millionen Fußball-Fans unter 50 Jahren markierte Das Erste vor zehn Jahren 90,1 Prozent Marktanteil. Das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien brachte es auf 89,7 Prozent Marktanteil, erreichte aber „nur“ 8,87 Millionen Zuschauer. Insgesamt kam die Übertragung aus dem Maracana auf 34,65 Millionen und 86,3 Prozent. Als 2010 der Weltmeister in Südafrika gesucht und in Spanien gefunden wurde, sahen das Finale 25,11 Millionen Menschen, die einem Marktanteil von 71,4 Prozent standen. Damals benötigte das ZDF 10,72 Millionen jüngere Zuschauer, um 70,9 Prozent Marktanteil zu erzielen.
Das Finale der Euro 2024 war ein voller Erfolg und setzte die Tendenz der vergangenen EM-Turniere fort. Die absolute Fußball-Begeisterung hatte Deutschland freilich mit dem WM-Sieg in Brasilien. Um aber ein Turnier-Spiel mit einer höheren Reichweite ohne deutsche Beteiligung zu finden, muss man ins Jahr 2006 reisen. Das Finale der WM in Deutschland zwischen Italien und Frankreich verfolgten 25,88 Millionen deutsche TV-Zuschauer, der Marktanteil im Ersten lag bei 72,3 Prozent.
Bei dieser EM erreichten die Deutschland-Spiele im Schnitt 24,34 Millionen Zuschauer, wobei es sich hierbei um vorläufig-gewichtete Daten handelt. Wie der ARD mitteilte, seien die Spiele im Ersten wurden im Schnitt von 26,27 Millionen Zuschauern (77,5 Prozent Marktanteil) gesehen worden. Dabei handelt es sich aber um nachgewichtete Werte. Nicht berücksichtigt wird dabei aber nicht, wie viele Menschen in der Öffentlichkeit, also in Kneipen und beim Public Viewing, die Partien sahen. Es lässt sich festhalten, dass das DFB-Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann nach den verkorksten Turnieren einen Hype ausgelöst haben – auch abseits der eigenen Spiele. Hinzu kommt natürlich auch der Faktor, dass das Turnier in Deutschland stattfand, weshalb das Interesse zusätzlich gestiegen sein dürfte.