Neuauflagen von Game-Klassikern: Eine sehr gute Idee

Die japanische Firma Capcom brachte «Resident Evil» auf den Markt und versucht die Neuentwicklung mit Remastered-Versionen zu finanzieren. Bislang geht die Strategie sehr gut auf.

Als „SimCity“ im Jahr 1989 auf den Markt kam, wurde eine der beliebtesten Reihen geboren: Aufbauspiele mit einem scheinbar endlosen Spielvergnügen. In den ersten vier Jahren wurden eine Million Kopien verkauft, in den Folge-Jahren kamen über 800.000 weitere Einheiten hinzu. Im selben Jahr erschien auch ein Subgenre des Shooters, nachdem bereits im Jahr 1962 mit „Spacewar!“ eines der ersten Werke verkauft wurde. Eines der ersten größeren Ego-Shooter war „Doom“, das im Dezember 1993 das Licht der Welt erblickte. In den ersten Jahren wurde das Spiel bis zu eine Million Mal verkauft, aufgrund der Grafik waren sowohl dieses Genres als auch Third-Person-Shooter noch kein Straßenfeger. Obwohl sich die verkauften Einheiten in Grenzen hielten, wurde schon vor dem Jahrtausendwechsel gemutmaßt, dass in den Vereinigten Staaten von Amerika und Westeuropa rund 20 Millionen Menschen dieses Games zockten.

Bereits im Herbst 2003 erschien einen der wichtigsten Grundlagen für modernes Zocken: die Spieleplattform Steam. Das Angebot des amerikanischen Unternehmens Valve ist heutzutage die Grundlage für die meisten Computerspiele. Durch den Online-Zwang, aber auch durch die grafische und spielerische Entwicklung sind die Verkaufszahlen von Computerspielen, insbesondere Shooter in den vergangenen Jahren massiv angestiegen.

Bereits im Jahr 1996 produzierte die japanische Videospielfirma Capcom das Spiel „Resident Evil“. Die Handlung ist bekannt: Die Pharmafirma Umbrella Corporation betreibt verdeckt eine Biowaffenforschung und ein skrupelloser Forscher hat das T-Virus entwickelt, das nach kurzer Zeit mutiert und die Opfer zu lebenden Toten umwandelt, die Menschen fressen. Das Videospiel wurde ein Bestseller in Japan, Nordamerika, Europa und wurde das erfolgreichste Spiel für die erste PlayStation-Generation. Innerhalb eines Jahres wurden vier Millionen Einheiten verkauft, insgesamt wurden 5,08 Millionen Spiele veräußert.

Paul W. S. Anderson erkannte das Potenzial und hat mit Milla Jovovich, Michelle Rodríguez und Eric Mabius den Spielfilm «Resident Evil» produziert, der Produzent Bernd Eichinger setzte auf das richtige Pferd. Das Budget betrug 33 Millionen US-Dollar, mit dem Erlöse in Höhe von 102 Millionen eingespielt wurden. Es folgten die Filme «Resident Evil: Apocalypse» (2004), «Resident Evil: Extinction» (2007), «Resident Evil: Afterlife» (2010), «Resident Evil: Retribution» (2012) und «Resident Evil: The Final Chapter» (2016). Die Netflix-Serie «Resident Evil» wurde allerdings nach acht Folgen schon wieder eingestellt.

Obwohl im fiktionalen Bereich eher eine Talfahrt vorliegt, ist „Resident Evil“ für Capcom weiterhin ein Schlachtschiff. Mehr als 150 Millionen Kopien wurden von dem Franchise realisiert, das liegt deutlich vor anderen Playern wie «Dead Rising». Capcom startete die Reihe vor knapp acht Jahren neu und wechselte die Spielerperspektive von der dritten zur ersten Person. Mit dem Remake von „Resident Evil 2“ aus dem Jahr 1988 wurde das klassische Spiel überarbeitet, das gefiel den Fans. Schließlich waren sowohl die Story als auch die Levels weiterhin in Ordnung, sie mussten nur in die aktuelle Zeit geholt werden. Im Pandemiejahr 2020 folgte „Resident Evil 3“ mit großem Erfolg, weshalb auch „Resident Evil 4“ aus dem Jahr 2005 neu aufgelegt wurde. Die Verkaufszahlen waren im Jahr 2023 hervorragend.

Das Produktionsunternehmen aus Japan hat inzwischen weitere Klassiker in moderner Erscheinung angekündigt, um die zahlreichen Käufer bei der Stange zu halten. Die remasterten Spiele sind günstiger als die Neuentwicklungen. Camcoms Mitbewerber hoffen auf einen ähnlichen Effekt. Am Valentinstag 2024 brachte Aspyr eine überarbeitete Version der „Tomb Raider“-Spiele heraus, „Final Fantasy VII“ folgte nur wenige Tage später.

Bereits im Jahr 2006 erschien „Dead Rising“ für die Xbox 360, ehe weitere Versionen im Herbst 2016 für Windows und die PlayStation folgten. Zwei Millionen Kopien wurden ausgeliefert. Mit „Dead Rising 4“ verbuchte man allerdings nur zwei Millionen Verkäufe, weshalb ein fünfter Teil nicht mehr realisiert wurde. Für den Herbst ist jedoch ein überarbeitetes Original „Dead Rising“ aller Zeiten angekündigt. Doch auch andere Studios sehen darin Potenzial und so sind schon verschiedene neue Versionen von „Dragon Quest III“ und „Prince of Persia“ demnächst geplant. Besonders Shooters sind derzeit in einer aktualisierten Version gefragt. Bevor die HBO-Serie «The Last of Us» an den Start ging, hat der Verleiher Sony sowie Naughty Dog die Grafik angepasst.

Spiele-Journalisten weisen darauf hin, dass nicht nur einfach die Grafiken überarbeitet werden. Da „Dead Rising“ bereits vor zehn Jahren überarbeitet wurde, soll das Erscheinungsbild des Protagonisten Frank West umfassend überarbeitet werden. Für den Spielentwickler Capcom ist es offenbar zu riskant, den leichten Weg zu wählen.

Mit der Strategie, neue Spiele zu entwickeln und gleichzeitig alte aufzufrischen, ist Capcom in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gefahren. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen 947,2 Millionen US-Dollar um, im Vorjahreszeitraum waren es 782,6 Millionen. Im Pandemie-Jahr wurden nur knapp 600 Millionen US-Dollar Umsatz erwirtschaftet. Gleichzeitig stieg das Betriebsergebnis stark: Im Jahr 2015 lag man noch bei 74,8 Millionen, in der Pandemie zog Capcom auf 215,0 Millionen US-Dollar an. 2022 wurden schon 315,8 Millionen US-Dollar erwirtschaftet, zuletzt waren es 354,7 Millionen US-Dollar.

Da Computer- und Videospiele immer teurer und umfangreicher werden, sind die Remakes von früheren Games eine sinnvolle Strategie, um guten Storylines und zum Teil sehr interessanten Spieleideen frischen Wind zu verleihen. Da die Ausgaben für die Produktion eines Spieles teurer werden, können die Entwickler mit diesem Geschäftszweig die großen Neuentwicklungen stemmen.
24.07.2024 13:45 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/153339