Das Jüngste Quoten-Gericht: Deutschland hat Lust auf Olympia

Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Heute werfen wir einen Blick auf die spektakuläre Eröffnungsfeiert der Olympischen Spiele in Paris.

Das Olympische Feuer ist entzündet. Als Surfer Nikolaos Kaklamanakis die 31 Meter hohe Fackel im Olympiastadion von Athen diesen Dienst vollbrachte, verfolgten dies am 13. August 2004 12,95 Millionen deutsche TV-Zuschauer am heimischen Fernseher. Diese Ehre wurde 20 Jahre später der Leichtathletin Marie-José Pérec und dem Judoka Teddy Riner zu Teil, die die Flamme in Paris nach einer fulminanten wie spektakulären Inszenierung von Thomas Jolly entfachten. Das mehrstündige Spektakel war über die gesamte Stadt verteilt und fand somit erstmals nicht in einem Stadion statt.

Die Neuerung entfachte offenbar die Neugier des TV-Publikums, denn Das Erste schalteten am Freitagabend ab 19:30 Uhr 10,10 Millionen Zuschauer ein. Damit übertrumpfte man sämtlich Eröffnungszeremonien seit den Spielen in Athen. Damals lag der Marktanteil bei 45,9 Prozent, mit 45,7 Prozent konnten die Pariser Spiele 20 Jahre später mithalten. Die Deutschen haben Lust auf die Spiele der XXXIII. Olympiade, es sind schließlich die ersten seit zehn Jahren auf dem europäischen Kontinent. 2014 fanden die Winterspiele im russischen Sotschi an der Schwarzmeerküste statt. Am 7. Februar 2014 verfolgten 8,99 Millionen Zuschauer die Eröffnungsfeier, die am Nachmittag ab 16:00 Uhr stattfand. Damit lag man auf demselben Level wie die Spiele acht Jahre zuvor in Turin, als 8,90 Millionen dabei waren. Der Marktanteil lag 2014 mit 39,5 Prozent aber ungleich höher als in Turin, als ab 20:00 Uhr 27,1 Prozent ausgewiesen wurden.

Die bislang letzten Sommerspiele auf europäischem Boden wurden 2012 in London ausgetragen. Die Eröffnungszeremonie aus dem heutigen Queen Elizabeth Olympic Park lockte am 27. Juli 7,66 Millionen Zuschauer zum ZDF. Der Mainzer Sender, der die Bilder aus London ab 21:30 Uhr sendete, freute sich damals über einen Marktanteil von 43,5 Prozent. Erstaunlich war damals, dass die Feier zur besten Sendezeit nahezu dieselbe Reichweite generierte wie die Übertragung aus Peking 2008. Da die Spiele in China stattfanden, fand die Zeremonie bereits zur Mittagszeit deutscher Zeit statt. Die ARD stemmte die Übertragung und verzeichnete 7,72 Millionen Zuschauer. Aufgrund der Uhrzeit war ein Marktanteil von 52,3 Prozent die Folge. Dieser Wert sollte weder von Winter- noch Sommerspielen seither übertroffen werden.

Gerade in den vergangenen Jahren war dies ohnehin nur schwer zu erreichen. Die Feier in Rio 2016 sowie in Toko 2021 hatten ebenfalls mit der Zeitverschiebung zu kämpfen, sodass jeweils nur rund zwei Millionen Menschen in der Nacht (2016) bzw. am Mittag (2021) dabei waren. Trotz der späten Sendezeit waren aber keine hohen Einschaltquoten drin. In Rio wurden zunächst 19,1 Prozent und im weiteren Verlauf der Feierlichkeiten 32,7 Prozent gemessen, während für die Feier aus Japan 23,0 Prozent zu Buche standen. Die Winterspiele in Pyeongchang 2018 und Peking 2022 wurden jeweils im Februar um die Mittagsstunde deutscher Zeit begonnen. 2018 waren ab 12:00 Uhr 4,24 Millionen dabei, vier Jahre später wurden 3,77 Millionen ab 13:00 Uhr gezählt. Die Marktanteile lagen bei 35,6 und 32,8 Prozent.

Paris hat mit der Eröffnungsfeier, die mit Popstars sowie legendären Athleten gespickt war, sowohl inhaltlich als auch aus Quotensicht schon früh für das erste Highlight der Olympischen Sommerspiele 2024 gesorgt. Es war die meistgesehene Eröffnungsfeier seit 20 Jahren und übertrumpfte die Zeremonien in London und Sotschi um Längen. Mehr als jeder zweite Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren entschied sich am Freitagabend für das Event. 2021 wurde die Quote „nur“ auf 18,9 Prozent beziffert. In London standen 32,5 Prozent zu Buche. Hoffentlich geben die Spiele auch abseits der großen Feierlichkeiten Grund zum Einschalten.
29.07.2024 16:41 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/153517