Mit billigen One-Linern wollen Simon Gosejohann und zwei Mitstreiter die Menschen zum Lachen bringen. Doch das fertige Produkt ist eine Enttäuschung.
Elf Jahre mussten die Zuschauer auf neue Folgen der ProSieben-Show «Comedystreet» warten. Nicht weniger als 20 Folgen ließ Joyn von der Firma Redseven Entertainment produzieren. Die Show selbst lehnt sich lose an «Trigger Happy TV» an, das ProSieben ab Februar 2001 ausstrahlte. Dort stand allerdings Dom Joly im Vordergrund, bei ProSieben durfte Simon Gosejohann das Format übernehmen.
Die Zeit, als «Comedystreet» startete, war anders: Die Menschen hatten kaum Medienverständnis, es gab noch kein YouTube, die mit ähnlichem Humor die Innenstädte der Nationen aufmischten. Aber auch Channel 4 holte sein witziges Format für zwei Staffeln aus der Versenkung. Nun heißt es Bühne frei für Gosejohann, der sich mit Sandra Sprünken und Social-Media-Entertainer Marco Gianni Verstärkung für seine Streiche geholt hat.
Schon der Auftakt zeugt von flachem Humor: Gosejohann steht mit dem Rücken zur Kamera, zwei Frauen sitzen bei einem Cocktail. „So ein langes Schiff“, sagt der Protagonist im Lichttorenstrand Beach Club Knokke in Belgien und dreht sich zur Kamera – der Riesendildo in der Hose ist wieder dabei! Der Witz war zu erwarten, und wurde exakt so abgeliefert, wie man es von einer Comedy-Show erwartet.
Es folgt das Intro und schließlich ist die Szene im Wald. Auf einem Wanderweg, nur zwei Meter entfernt auf einer Anhöhe, führen Gosejohann und Sprünken eine Sexnummer auf. Als sie ältere Spaziergänger sehen, ziehen sie sich schnell an. Die Kamera, die das Geschehen filmt, stand vermutlich auf dem Wanderweg. Wirklich versteckt hat man die drei Rentner nicht gefilmt. "Wir sind auch verheiratet", kontert eine ältere Dame das Schauspiel von Gosejohann und Sprünken.
In Düsseldorf spricht Gosejohann zwei Fremde auf einer Parkbank an, die Kamera ist schräg auf sie gerichtet. Er fragt, ob die Person nicht neulich bei der Fußpflege gewesen sei und wie es der Wanderwarze gehe. „Ist die weg?“, es gibt einen Schnitt, die Person lacht. Gosejohann fragt die junge Frau, ob sie diese bestimmte Person sei. Die Person auf der Straße verneint, Gosejohann sagt, er werde noch einmal im Heim nachsehen. Nächster Schnitt in die Berge: Wieder will Gosejohann Passanten zum Lachen bringen, aber er kann seine Wanderstöcke einfach nicht richtig benutzen.
Nach einigen weiteren Erklärungsszenen, in denen die neuen Darsteller wie Sprünken und Marco Gianni vorgestellt werden, spricht Sprünken mit einem Megaphon eine Frau am Strand an. Die Sandburg sei zu hoch, sie solle doch bitte einen Teil abtragen. Gianni läuft daraufhin als Chirurg durch die Innenstadt und teilt einem vermeintlichen Freund am Telefon mit, er habe seiner Patientin zu große Brüste eingesetzt – als ob das möglich wäre. „Ich habe auch Fotos gemacht“, sagt Gianni. In einer anderen Szene streitet Gosejohann mit einer Frau, daneben sitzen zwei junge Frauen auf einer Decke. Da Gosejohanns Figur wohl homosexuell ist, wird er von seinem Kumpel mit einer Hand anal befriedigt. Da der Witz wohl nicht zündet, wird er minutenlang plattgemacht. Alles nur ein Missverständnis.
Ein weiterer Rohrkrepierer ist die sogenannte Challenge in der Folge: Diese beginnt damit, dass Sprünken in einem Restaurant die Bedienung mit falschen Bestellungen ärgern soll. Das ist ihr aber zu peinlich, weshalb sie gleich nach der Bestellung abbricht. Marco Gianni schafft es auf zwei Challenge-Punkte, weil die Wirtin hart bleibt. Auch Gosejohann wird nach zweimaligem Wechsel vom Kellner angesprochen, dass er wohl verarscht werde. Die Aktion ging voll in die Hose. Es folgen weitere Low-Quality-Sketche wie ein Verrückter, der vor dem Weltuntergang versucht, Salat billig zu verkaufen oder zwei Damen, die neben einer Baustelle in der Innenstadt Yoga-Übungen machen, sich aber durch den Lärm belästigt fühlen.
Diese Sketche von Redseven sind eigentlich billiges Schmierentheater ohne Fallhöhe. Die Comedy hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, doch Gosejohann steckt seit Jahren in seiner Rolle fest. Dass der mittlerweile 48-Jährige immer noch mit unlustigen Pointen das Publikum zum Lachen bringen will, mag auch daran liegen, dass er den Sprung ins große Fernsehen verpasst hat. Die Neuauflage von «Comedystreet» ist trivial und vor allem überflüssig. Alles schon mal da gewesen, nichts wirklich Neues. Neue Folgen von «Comedystreet» zu drehen ist so sinnlos wie einen Eimer Wasser in die Isar zu tragen.