«Extraordinary»: Leider ausgeschlossen von Freunden

Máiréad Tyers verkörpert die 25-jährige Jen, die mit keiner Superkraft gesegnet wurde. Die Serie stammt vom britischen Autor Emma Moran.

Die achtteilige britische Comedy-Serie präsentiert die Figur der 25-jährigen Jen, die im Gegensatz zu den meisten anderen Charakteren nicht bereits mit 18 Jahren eine Superkraft erhält. Im Verlauf der ersten Staffel ist Jen auf der Suche nach ihrer individuellen Wahrheit. Im Verlauf der Serie trifft sie auf verschiedene Charaktere und Situationen, wobei ihr allmählich bewusst wird, dass sich ihre Superkraft nicht erzwingen lässt.

Die Protagonistin Jen ist als Verkäuferin in einem Partygeschäft tätig und zeigt sich unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation. Jen nimmt eine neue Arbeitsstelle in Aussicht und sieht sich folglich mit einer Bewerbungssituation konfrontiert, die sich als eine der herausforderndsten erweist, die sie jemals durchlaufen hat. Der Arbeitgeber versucht, seine Bewerber dazu zu verleiten, ihre tatsächlichen Gedanken und Gefühle zu offenbaren. In der Folge dessen begibt sich Jen in eine prekäre Situation, in der sie sich nahezu um Kopf und Kragen redet.

Die Protagonistin Jen lebt in einer Wohngemeinschaft (WG) in London mit ihrer besten Freundin Carrie und deren Partner Kash sowie der von ihr adoptierten Katze Jizzlord. Die vier Protagonisten, die sich ihren Weg durch eine Welt voller Superkräfte bahnen, weisen eine signifikante Verschiedenartigkeit hinsichtlich ihrer Charakteristika auf. Die vier Charaktere unterscheiden sich insbesondere in einem Punkt: Jen hat im Alter von 18 Jahren keine Superkraft erhalten. Die übrigen drei Charaktere verfügen über Superkräfte.

Die Mitbewohner Jens stehen ihr während der Suche nach ihrer Superkraft stets zur Seite. Jen ist der festen Überzeugung, dass auch ihr eine Kraft zusteht, und dass sie diese finden muss, wobei sie bereit ist, zu diesem Zweck jedes ihr zur Verfügung stehende Mittel einzusetzen. Sie empfindet keine Zugehörigkeit zu ihrem normalen Leben. Sie empfindet, dass sie von ihrer Umwelt nicht adäquat anerkannt und wahrgenommen wird und dass ihr Sexpartner Luke sie auch nicht als vollwertige Partnerin betrachtet. Um ihren Mangel und ihren Frust endlich zu überwinden, ist Jen bereit, alles zu tun. Die von ihr unternommenen Versuche, ihre Kräfte zu finden, erstrecken sich von zweifelhaften Tipps aus dem Internet, wie dem Verzehr von scharfem Essen, über beängstigende Zahnarztbesuche bis hin zu einem kostspieligen Termin in einer Klinik.

Die Protagonistin Carrie ist Anwältin und nutzt ihre paranormalen Fähigkeiten, um mit den Seelen Verstorbener in Kontakt zu treten. Bedauerlicherweise findet ihre Arbeitsstelle keine Anerkennung für ihre neu entdeckte Fähigkeit, was zu einer allgemeinen Unzufriedenheit mit ihrer beruflichen Situation führt. Somit befinden sich sowohl Jen als auch Carrie in einer beruflichen Sackgasse. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die beiden Freundinnen sich im Alltag gegenseitig unterstützen. Obgleich sie sich in einer prekären Lage befinden, erleben sie dennoch kleine Abenteuer, wobei sie jedoch auch in Konflikt miteinander geraten. In einigen Fällen ist selbst die Vermittlung durch Kash oder Jizzlord nicht mehr in der Lage, eine Versöhnung der beiden Freundinnen herbeizuführen. Im Verlauf der Zeit wird Carrie zunehmend gewahr, dass Jen in erster Linie ihre eigenen Interessen verfolgt und dabei die Bedürfnisse und Anliegen anderer außer Acht lässt.

Diese Wahrnehmung bestätigt sich, was bei Jen das Gefühl erzeugt, von ihren Mitmenschen weniger angenommen zu werden. Jen ist sich eines wesentlichen Faktors jedoch nicht bewusst. Das Bild, das andere von ihr haben, wird maßgeblich von ihr selbst geprägt. Die Verantwortung für die eigene Wahrnehmung liegt bei jedem Individuum selbst. Sie hat sich dazu entschieden, ein Gefühl der Unvollständigkeit zu kultivieren, was sich auch in der Wahrnehmung ihres Umfelds widerspiegelt. Die Suche nach der Superkraft hat demnach zur Konsequenz, dass die eigene Identität zunehmend verwischt. Auch als sie auf die Idee kommt, durch einen Termin in einer Klinik an ihre Superkraft zu gelangen, entscheidet sie sich wenig weitsichtig und in egoistischer Manier für eine ganz bestimmte Lösung ihres Geldproblems. Jen wendet sich an Gordon, ihren ehemaligen Dating-Partner, da ihre finanziellen Mittel für die Begleichung der Kosten nicht ausreichen. Gordon ist bereit, den gesamten Betrag für sie zu übernehmen.



Die Handlung kreist um die Figur der Jen und die Frage nach ihrem Platz in der Welt. Die Suche nach der eigenen Superkraft bleibt erfolglos. Dabei ist die Art der Kraft für sie von untergeordneter Bedeutung. Ob sie die Zeit anhalten, zurückdrehen, durch Wände gehen oder als Gestaltwandlerin durchs Leben gehen würde, ist dabei nebensächlich. Ihr Streben gilt der Integration in eine Gemeinschaft. Selbst die mit jeder Superkraft einhergehenden Nachteile veranlassen Jen nicht, von ihrer Suche nach ihrer Kraft abzusehen. Im Verlauf der Staffel wird die Frage aufgeworfen, ob Jen ihre Kräfte nicht einfach erhalten könnte, wenn sie lernen würde, sich selbst zu akzeptieren, wie sie ist, und auch ihren Mitmenschen respektvoll und wertschätzend zu begegnen.

Die Serie «Extraordinary» kann allen empfohlen werden, die sich bereits mit der Frage auseinandergesetzt haben, ob eine Superkraft das Leben erleichtern könnte. Die Serie zeigt auf, welche Erfahrungen man auf der Suche nach sich selbst in einer von Superhelden dominierten Welt machen kann. Zudem bleibt spannend, wie sich Jen und ihre Mitbewohner in der zweiten Staffel entwickeln werden.

«Extraordinary» ist bei Disney+ verfügbar.
17.09.2024 12:04 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/153996