Florian Lukas und Claude Albert Heinrich spielen Hans Rosenthal in einem Spielfilm, der sich mit einer weitgehend unbekannten Seite des Entertainers befasst. Es geht um Rosenthals Zwiespalt zwischen Showgeschäft und der Vergangenheit als jüdischer Mensch in Deutschland.
Hans Rosenthal zählt zweifelsfrei zu den größten Entertainern, die dieses Land je gesehen hat. Am 2. April 2025 wäre er 100 Jahre alt geworden, weswegen das ZDF seinem Quizmaster, der unter anderem «Dalli Dalli» berühmt gemacht hat, einen Fernsehfilm widmet. Dieser soll Rosenthal von einer bisher weitgehend unbekannten Seite zeigen: im Zwiespalt zwischen Showgeschäft und der Vergangenheit als jüdischer Mensch in Deutschland. Hans Rosenthal wird darin von Florian Lukas verkörpert, wobei Claude Albert Heinrich Rosenthal in jungen Jahren spielt.
Silke Bodenbender spielt Ehefrau Traudl, weitere Rollen unter anderem Hans-Jochen Wagner und Teresa Rizos. Die Dreharbeiten laufen nur noch bis morgen, 6. September, unter der Regie von Oliver Haffner, der das Bio-Pic im Raum München und Berlin inszeniert. Das Drehbuch verfasste Gernot Krää, der in enger Abstimmung mit der Familie Rosenthal zusammenarbeitete. Historikerin Anne Giebel, die ihre Dissertation zum Thema „Der Überlebende und der Unterhalter. Hans Rosenthals deutsch-jüdische Geschichte“ verfasste, war ebenso beteiligt wie ZDF-Unternehmensarchivar Veit Scheller. Produzent ist Ingo Fliess von if…Productions. Die Redaktion haben Frank Zervos und Esther Hechenberger.
Der 90-minütige Spielfilm spielt im Herbst 1978, als sich Hans Rosenthal auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand. Die 75. Ausgabe seines Straßenfegers «Dalli Dalli» steht kurz vor der Ausstrahlung. Doch die Feierlaune wird durch eine Entscheidung des Senders getrübt: Seine Jubiläumsshow fällt ausgerechnet auf den 9. November – 40 Jahre zuvor fanden rund um den 9. November die antisemitischen Pogrome statt. Rosenthal steckt in einem moralischen Dilemma. Als jüdischer Jugendlicher im Nazi-Deutschland musste er zwei Jahre lang untertauchen und mitansehen, wie nach dem Tod seiner Eltern sein zehnjähriger Bruder deportiert und erschossen wurde. Weitere Angehörige wurden ebenfalls ermordet. Und nun soll ausgerechnet er parallel zur Jährung der antisemitischen Novemberpogrome, die erstmals mit einer offiziellen Gedenkveranstaltung samt Bundeskanzler verknüpft ist, Millionen Deutsche mit seiner beliebten Rate- und Spieleshow entertainen und ablenken. Als der Quizmaster dann auch noch selbst vom Zentralrat der Juden in die Kölner Synagoge eingeladen wird – in die erste Reihe neben Helmut Schmidt, gerät er in einen großen inneren Konflikt.
„Hans Rosenthal war eine der prägendsten Persönlichkeiten des deutschen Fernsehens, insbesondere für das ZDF. Er brachte frischen Wind in die Unterhaltungssendungen des Senders und prägte das Format der Quiz- und Spielshows entscheidend. Seine von ihm erdachte Show «Dalli-Dalli», die 1971 startete, war eine der beliebtesten Shows im TV, nicht zuletzt auf Grund seiner charmanten und humorvollen Art. Auf dem Höhepunkt seines Erfolges wussten jedoch die wenigsten im Publikum von seinem Schicksal als Jude in der NS-Zeit. Es war eine Zeit, die stark vom Vergessen und Verdrängen geprägt war. So auch im ZDF“, so die heutige ZDF-Programmdirektorin Nadine Bilke. Sie spricht von einer „ungeheuerlichen Geschichte“ und einem „wichtigen Stoff, der überfällig war und der von uns selbst erzählt werden muss“.
Neben dem Spielfilm, der Einblicke in den Zeitgeist und das Fernsehgeschäft der 70er-Jahre mit Flashbacks in Rosenthals Vergangenheit vermitteln soll, produziert das ZDF auch eine begleitende Dokumentation, die Stefan Brauburger und Peter Hartl umsetzen. Sie befasst sich mit der Kindheit und Jugend des Entertainers, der fünfmal dem sicheren Tod entkommen konnte und durch Glück und Geschick mutige Helferinnen in Berlin findet, die ihn in einer Gartenlaube verstecken. Durch eine Montage aus Interviews mit Sohn Gert, einem jüdischen Freund aus Jugendtagen, Verwandten und Mitstreitern sowie mit Hans Rosenthal selbst (in früheren Aufnahmen) sowie Archivmaterialien, entsteht eine Doku, die im Anschluss nach dem Fernsehfilm ausgestrahlt werden soll.