Wenn Stil über Substanz siegt – Milla Jovovich kämpft gegen dümmliche Dialoge.
Inwieweit ist ein Zuschauer gewillt, eine Vielzahl an minderwertiger computergenerierter Grafik und überzeichneter Action zu ertragen? Der Film
«Ultraviolet» kann als überstilisiertes Desaster bezeichnet werden, das versucht, seine inhaltliche Leere mit einer Vielzahl an visuell ansprechenden Ideen und einer futuristischen Ästhetik zu überdecken.
Die Handlung des Films ist in einer dystopischen Zukunft situiert, in der die Bevölkerung von einer Krankheit befallen ist, welche die Betroffenen zu einer Art "Vampiren" mit übermenschlichen Fähigkeiten macht. Die Protagonistin Violet, dargestellt von Milla Jovovich, ist selbst von der Krankheit betroffen und kämpft gegen die Regierung, welche die Auslöschung der Infizierten anstrebt. Auf ihrem Weg wird sie zur Beschützerin eines mysteriösen Jungen, der als Schlüssel zur Rettung (oder Zerstörung?) der Menschheit betrachtet werden kann.
Diese Zusammenfassung lässt vermuten, dass es sich um einen spannenden Film handelt. In der Theorie mag dies zwar zutreffen, in der Praxis jedoch erweist sich das Szenario als wenig überzeugend. In der praktischen Umsetzung präsentiert sich «Ultraviolet» jedoch als eine abstrakte Aneinanderreihung von schlecht erzählten Szenen, unzusammenhängenden Dialogen und übertriebener Action.
Die übermäßig stilisierte Optik ist es, die «Ultraviolet» zu einem unvergesslichen Erlebnis macht, nicht die ohnehin kaum sinnhafte Handlung. Es lässt sich konstatieren, dass Regisseur Kurt Wimmer jede Gelegenheit genutzt zu haben scheint, um futuristische Sets, schrille Farben und computergenerierte Effekte in den Vordergrund zu rücken. Allerdings muss konstatiert werden, dass die meisten dieser VFX, mehr als 15 Jahre nach der Veröffentlichung, einen billigen und unvollendeten Eindruck machen. Die visuellen Elemente wirken stattdessen häufig wie ein Videospiel aus den frühen 2000er-Jahren, wobei es sich nicht um ein besonders herausragendes Beispiel handelt.
Milla Jovovich kämpft sich in einer Reihe von scheinbar endlosen Actionsequenzen durch Horden von Gegnern, springt von Gebäuden und weicht Kugeln aus. Die Handlung ist in einer Welt verortet, die sich mehr nach einer überflüssigen CGI-Demo anfühlt als nach einer kohärenten, greifbaren Zukunftsvision. Es entsteht der Eindruck, dass der Stil die Substanz überwiegt, oder besser formuliert, dass der Stil ohne Substanz ist.
Es gelingt dem Film «Ultraviolet» nicht, eine Figur zu erschaffen, die den Zuschauer emotional berührt und wie ein echter Mensch wirkt. Obgleich Milla Jovovich eine überzeugende schauspielerische Darbietung präsentiert, bleibt Violet über weite Strecken des Films eine eindimensionale Figur, deren einziges Ziel es zu sein scheint, cool auszusehen, während sie kämpft. Der übrige Cast, insbesondere der antagonistische Regierungsbeamte Daxus, dargestellt von Nick Chinlund, wirkt blass und uninteressant.
Die emotionale Reise der Protagonistin Violet wird nicht weiter vertieft, stattdessen stehen Aspekte wie die Ästhetik ihrer Motorrad- und Flugszenen im Vordergrund. Die Motivation und inneren Konflikte der Figur werden nicht ausreichend beleuchtet. Die Dialoge wirken, als seien sie direkt aus einem mittelmäßigen Comic übernommen worden, wobei diese Art von Humor in einem Comic durchaus funktionieren mag, auf der Leinwand jedoch flach und bedeutungslos bleibt.
Es gibt Filme, die im Laufe der Zeit einen Kultstatus erreichen, insbesondere aufgrund ihrer evidenten Mängel. «Ultraviolet» könnte in die Kategorie der Filme fallen, die aufgrund ihrer offenkundigen Mängel einen gewissen Kultstatus erlangt haben. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich bei dem Film um ein überzeichnetes Sci-Fi-Spektakel handelt, das sich selbst nicht allzu ernst nimmt, könnte die Absurdität des Ganzen durchaus als unterhaltsam empfunden werden.
Selbst für Anhänger des Trash-Genres könnte «Ultraviolet»" jedoch schwer verdaulich sein. Die Dialoge sind von einer holprigen Natur, die Handlung erscheint wirr und die Effekte wirken hoffnungslos veraltet. Es sei darauf hingewiesen, dass der Film weniger auf spannende Unterhaltung als vielmehr auf ein surreales, stilisiertes Erlebnis abzielt.
Frank Scheck von „The Hollywood Reporter“ nannte ihn „den neuesten Beitrag zum Genre ‚Dieser Film ist so schlecht, dass wir ihn nicht für Kritiker vorführen‘“. Er kritisierte auch die Actionszenen: „Obwohl sie aufwendig inszeniert sind, sind sie mehr als nur ein einfallslos“ und ‚andere Sequenzen sind eher lächerlich‘. Robert Koehler von „Variety“ schrieb: ‚Der Film ist hermetisch in einer synthetischen Hülle eingeschlossen, die so umfassend ist – Sonys erstklassige HD-Kameras, sichtbar kostengünstige Computeranimation, außergewöhnlich abgedroschene und nachgeahmte Action und Dialoge –, dass ein fast lebloser Film entsteht.‘
Der Film «Ultraviolet» wurde mit lediglich drei von zehn Punkten bewertet und zählt somit zu den schlechtesten Produktionen der Filmgeschichte. Milla Jovovich konnte mit mittelmäßigen US-Produktionen beträchtliche Einnahmen generieren, ohne jedoch mit Filmpreisen ausgezeichnet zu werden. Die Filmbiografie entstand zwischen 2020 und 2024, wobei sich Jovovich aufgrund der Geburt ihrer dritten Tochter eine Auszeit nahm.