Nike Fuhrmann: ‚Die Stadt Wismar ist über den ZDF-Auftrag sehr froh‘

Seit sieben Jahren dreht Fuhrmann mit seinen Kollegen in der Hansestadt, die mit 43.000 Einwohnern mehr als überschaubar ist.

Hallo Frau Fuhrmann. «SOKO Wismar» feiert Ende September, Anfang Oktober 2024 das 20-jährige Jubiläum. Freuen Sie sich auf die kommenden Folgen?
Ich freue mich sehr, es ist schon irre Teil einer Serie mit so langer Tradition und Erfolgsgeschichte zu sein. Und wir merken ja, dass das Interesse sogar noch wächst und die Quoten immer noch besser werden. Es hat Spaß gemacht das Format mittels meiner Hauptkommissarin Joost mit- und weiterzuentwickeln und meinen persönlichen Humor mit einbringen zu können. Und: nach sieben Jahren als Hauptkommissarin Karo Joost bin ich tatsächlich auch für unser Publikum nicht mehr „die Neue“!

Wir haben einen Pool von verschiedenen AutorInnen, und da sind auch in dieser Staffel wieder sehr schöne Geschichten dabei.

Sie arbeiten seit inzwischen sechs Jahren am Set der Serie. Haben Sie sich schnell wohlgefühlt?
Das Team hat mich von Anfang an herzlich aufgenommen, vor Allem mein Partner in Crime Dominic Boeer ist ein wahnsinnig offener Kollege. «Soko Wismar» ist eine sehr familiäre Produktion. Ich bin ja der Meinung Arbeit ist Lebenszeit, und die können wir uns absolut gegenseitig schön machen.

Die Stadt Wismar ist über den ZDF-Auftrag sehr froh. Dort werden täglich verschiedene Führungen angeboten. Haben Sie zum Start auch eine Führung mitgemacht?
Wir kennen die ReiseführerInnen gut, sie kommen oft bei unseren Sets vorbei und wenn wir es neben den Dreharbeiten schaffen, vermitteln wir auch gerne ein bisschen Einblick in unsere Arbeit. Ich selber habe noch keine «Soko»-Führung geschafft - aber eine Führung durchs Dach der Nikolaikirche habe ich mitgemacht, spektakuläres Tonnengewölbe!

Können Sie uns verraten, wie sich Ihre Rollenfigur Karoline Joost in den nächsten Monaten weiterentwickelt?
Wir sind mit der «Soko Wismar» ein Format, das episodisch erzählt wird, das heißt die Figuren entwickeln sich am und durch aktuell zu lösenden Fall. Und da sind für uns SpielerInnen natürlich immer die am Spannendsten, die mit dem Privatleben der ErmittlerInnen verknüpft sind - da gab es ja schon in den letzten Staffeln mit der Folge „Vorsingen“ und „Karoline Undercover“ sehr schöne Folgen für mich. Und da sind auch diese Staffel wieder Schmankerl dabei.

Sie verkörpern die Rolle seit sechs Jahren. Hat Sie in jungen Jahren die Arbeit bei der Polizei gereizt?
Es ist ja mittlerweile sogar schon das siebte Jahr! Ich konnte mir schon immer alles Mögliche als Beruf für mich vorstellen: Richterin, Chirurgin, Profilerin, Designerin- meistens von dem Roman inspiriert, den ich aktuell gerade gelesen habe. Und ich habe das große Glück, das ich das alles schon spielen durfte. Ich habe einen Riesen Respekt vor dem Job, den PolizistInnen machen und bin mir ziemlich bewusst, in welch geschütztem Rahmen ich mich im Gegensatz zu den „echten“ bewege. Ich freue mich auf jeden Fall, dass mittlerweile immer mehr Geschichten von komplexen, erfolgreichen, voll im Leben stehenden Frauen über 40 erzählt und verfilmt werden.

Und wenn mir junge Zuschauerinnen erzählen, dass meine Karo, ein Role Model für sie ist, wie man auf freundliche respektvolle Weise durchsetzungsstark sein kann, dann beglückt mich das schon sehr!

Die Stadt Wismar ist ein vergleichsweise ruhiges Plätzchen. Berlin ist schon deutlich härter. Sind Sie froh, dass «SOKO Wismar» eher beschaulich unterhalten soll?
Mir haben jetzt schon mehrere ZuschauerInnen die Rückmeldung gegeben, wie sehr sie es schätzen, dass sie die Gewissheit beim Einschalten haben, dass wir „das Problem in jedem Fall lösen werden.“ Ich bin der Überzeugung, dass unsere Provinzialität ja zu unserem Erfolg beiträgt. Es läuft alles ein bisschen langsamer ab, die Konflikte sind nachvollziehbar menschlich - und wir als Team sind ein bunter Haufen unterschiedlicher Charaktere, die sich respektvoll behandeln und mit Humor immer wieder zusammenraufen. Das spiegelt auch die Atmosphäre unserer Dreharbeiten, die ist familiär und meist ziemlich lustig - trotz unseres hohen Arbeitspensums.

Teile der Produktion sind in den Berliner Adlershof-Studios untergebracht. Stört Sie das Pendeln zwischen zwei Städten?
Die Abwechslung meiner verschiedenen Arbeitsumgebungen ist für mich ein großer Bonus in meinem Job. Das Pendeln ist ziemlich erfrischend, weil das Leben in einer Kleinstadt wie Wismar viel entspannter läuft als in Berlin. Ich kann alle Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen. Und dann freue ich mich wieder so richtig auf die Großstadt mit Restaurants, Theatern und dem Gewusel vieler Menschen.

Sie verkörperten vor zahlreichen Jahren Klara Hoffmann in «Der Bergdoktor». Schauen Sie gerne auf die Zeit mit Hans Gruber zurück?
Die Zeit bei «Der Bergdoktor» war unglaublich bereichernd und ich erinnere mich gerne daran zurück. Die Zusammenarbeit mit Hans Sigl und dem ganzen Bergdoktorteam war eine tolle Schule in punkto Serie - und noch dazu mit dem Plus, dass ich permanent am Wilden Kaiser Bergsteigen gehen konnte.

Vor einigen Jahren folgte dann die WDR-Serie «Phoenixsee». Warum ging es mit dem Format nicht weiter?
«Phoenixsee» war eine ganz wunderbare Arbeit für mich. Manchmal enden Serien aus undefinierbaren Gründen. Ich hatte immer das Gefühl «Phoenixsee» wäre eigentlich in der ARD gut aufgehoben gewesen, weil sie als Familienserie, in deren Mittelpunkt zwei Familien aus unterschiedlichen sozialen Schichten mitten im Strukturwandel im Ruhrgebiet Themen verhandelt hat, die sicher auch ZuschauerInnen außerhalb von NRW interessiert hätte. Noch dazu hatte ich mit Anna Stieblich, Hanna Schiller, Felix Vörtler und Stephan Kampwirth ganz wunderbare KollegInnen.

Sie kommen ursprünglich aus München. Wo fühlen Sie sich heute zu Hause?
Ich habe das Glück, mich an vielen Orten zu Hause zu fühlen, aber München und die Berge bleiben mein festes Fundament. Ich habe aber mittlerweile auch eine besondere Verbindung zu Berlin entwickelt. Und Wismar und ich - wir nähern uns an 😏

Die 21. «SOKO Wismar»-Staffel startet am 2. Oktober 2024 um 18.00 Uhr. Die neuen Episoden sind eine Woche vorab abrufbar.
24.09.2024 12:55 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/154893