Die Audio-Serie gibt einen Blick auf das System und auf individuelle Verstrickungen.
Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus kann von sehr unterschiedlichen Fragen ausgehen. Viele neuere Beiträge machen sich auf die Suche nach den konkreten Netzwerken, die das System getragen und die Mordmaschinerie zum Laufen gebracht haben. Der neue MDR-Podcast
«NS-Cliquen - Von Menschen und Mördern» reiht sich in diesen Ansatz ein. Und sein Interesse gilt einer besonders dunklen Gruppe: die Audiodokumentation widmet sich der sogenannten Schutzstaffel (SS).
Die schwarze Uniform wurde der SS damals vom Modeunternehmen Hugo Boss geliefert. Ihr Erkennungszeichen: der Totenkopf an der Mütze. Bis heute löst dieses Erscheinungsbild in vielen filmischen Darstellungen ein regelrechtes Gruseln aus. Die von Adolf Hitler 1925 gegründete Todestruppe wirkt wie das personifizierte Böse. Aber obwohl es diesen Gruselfaktor gibt, wissen viele Menschen nicht, wie die Gruppe organisiert war und welchen persönlichen Anteil sie an der Vernichtungsmaschinerie hatten. Die junge Journalistin Leonie Schöler und der Historiker Stefan Hördler klären im Podcast darüber auf.
Der erste Beitrag der neuen Audioreihe wurde am 25. Juli 2024 veröffentlicht. Mittlerweile steht eine ganze Reihe von Folgen zur Verfügung. Die Episoden wechseln bewusst immer wieder den Blickwinkel. Auf der einen Seite wird die Struktur der SS erklärt. Die Befugnisse der Organisation werden deutlich. Sie waren weitreichend. Nicht ohne Grund sind es in Filmen meist die Totenkopfmänner, die Menschen abholen, deportieren und in Konzentrationslagern quälen. Seinen Schwerpunkt legt der Podcast jedoch auf die Biographien konkreter Menschen. Dass er bislang unbekannte Beispiele aufdeckt, macht ihn auch für Forscher interessant.
Der Reihe nach stellen Leonie Schöler und der Historiker Stefan Hördler den Hörern Personen vor, die den Nationalsozialismus tagtäglich mitorganisiert haben. Sie fragen sich, welchen konkreten Anteil Sie an der Aufrechterhaltung der Todesmaschinerie in den KZs hatten. Damit gehen Sie jener Frage nach, die gegenwärtig in den letzten laufenden NS-Prozessen verhandelt wird und die in Filmen wie "The Zone of Interest" umkreist wurden. Die Episoden liefern Ihren Hörern Aha-Momente, mit denen einordnen kann, wie Menschen zu Mördern wurden. Wirklich verstehen lässt sich das Grauen des Nationalsozialismus damit nicht. Dafür ist es einfach zu groß.
Insgesamt acht Folgen hat der Podcast «NS-Cliquen - Von Menschen und Mördern». Er wurde beim Westdeutschen Rundfunk unter Redaktion von Anaïs Roth und Andrea Besser-Seuß produziert. Für interessierte Hörerinnen und Hörer steht das Audioangebot beim WDR, in der ARD-Audiothek und auf gängigen Plattformen wie Spotify kostenlos zur Verfügung.