Fritz Meinecke: ‚Wir haben Staffel 2 fast aus eigener Tasche vorfinanziert‘

Die Reality-Show «7 vs. Wild» ist bei YouTube unfassbar beliebt und greift hohe Abrufzahlen ab. Im Quotenmeter-Gespräch erläutert Ideengeber und Abenteurer Meinecke, wie die Produktion abläuft.

Wie habt Ihr die Sendung kreiert? Fritz, hast du die Sendung kreiert? Wie ist die Sendung so zustande gekommen?
Ja, also im Endeffekt war dieser Gedanke schon viele, viele Jahre im in meinem Kopf. Einfach mal sich für eine gewisse Zeit irgendwie aussetzen zu lassen und zu gucken, wie ich klar komme.
Das war das ganz Grobe. Irgendwann ist der Gedanke ein bisschen weitergewachsen. Da dachte ich, es wäre ganz cool, diese Erfahrung auch mit anderen zu teilen, aber trotzdem, dass jeder für sich ein bisschen alleine ist, aber man im Nachhinein darüber sprechen kann. Auch aus reiner videotechnischer Sicht ist es spannend zu sehen, wer macht was wie, obwohl alle zur gleichen Zeit draußen sind und ähnliche Voraussetzungen haben.

Das Projekt ist dann immer weitergewachsen, aber ich konnte es nie umsetzen, weil man dafür natürlich ein gewisses Team braucht. Ich habe meine Videos immer alleine gemacht, vielleicht mal einen Kumpel dabei gehabt, aber die Mittel zur alleinigen Umsetzung von so einem Projekt hatte ich nicht.

Dann habe ich Max und Johannes kennengelernt. Wir haben ein paar Videoprojekte zusammengemacht und der Gedanke kam wieder. Dann habe ich gesagt: ‚Ey, wollen wir nicht mal was starten?‘ Und das war so richtig ‚garagenmäßig‘, also bildlich gesprochen. Und daraus ist dann «7 vs. Wild» entstanden. Es war schnell klar, dass, wenn wir andere Leute anfragen, wir das zeitlich begrenzen müssen. Niemand hat einen Monat oder sechs Wochen Zeit, das wäre alles zu groß. Und dann kamen wir irgendwie ganz schnell auf die sieben Leute, sieben Gegenstände, weil es dann irgendwie so ein rundes Ding war, was man auch einfach erklären kann, was leicht zu merken ist. Und ja, so ist Staffel 1 entstanden und es war einfach mal so ein, wir probieren es mal aus dem Projekt. Und da ist natürlich in den letzten Jahren ein bisschen mehr draus geworden.

Was war die größte Herausforderung bei der Produktion und Durchführung von so einem Projekt?
Also wir haben ja mittlerweile natürlich viele Leute, die uns helfen, mitarbeiten und so weiter. Das muss natürlich alles irgendwie miteinander koordiniert werden, aber jeder Einzelne für sich hat natürlich seine ganz speziellen Herausforderungen.

Als Teilnehmer hast du ganz andere Herausforderungen als jemand, der jetzt irgendwie Kameras macht, wo ich zum Beispiel ja gar nicht drin involviert bin. Eine ganz andere Herausforderung ist Schnitt, dieses unendliche Videomaterial zu sortieren und in eine richtige Reihenfolge zu bringen und auch die Storys zu erklären, keine Storys plötzlich abschneiden zu lassen und so weiter. Jeder im Team hat seine eigenen Aufgaben. Insgesamt geht es darum, eine geile Serie zu kreieren und ein authentisches Abenteuer zu dokumentieren.

«7 vs. Wild» war ja direkt am Anfang ein riesiger Erfolg. Warum ist seit Staffel 2 kein großer Fernsehsender mehr dabei? Wollt ihr das nicht?
Ab Staffel 3 haben wir uns ja für einen Streaming-Dienst entschieden, weil die Projekte größer und teurer wurden. Wir haben Staffel 2 fast aus eigener Tasche vorfinanziert und konnten das nicht nochmal machen. Wir wollten uns auf den Inhalt konzentrieren und uns nicht ruinieren. Streaming passt auch besser zu YouTube, weil es immer verfügbar ist. Klassisches Fernsehen hat nie so richtig dazu gepasst.

Von welchen Teilnehmern aus allen Staffeln hast du am wenigsten erwartet, dass diese dabei sind?
Also, spontan denke ich an Julia und Hugo aus Staffel 4. Ich hätte nicht erwartet, dass Sie mitmachen. Viele andere Kandidaten hatten von sich aus Interesse gezeigt, aber bei Julia und Hugo dachte ich erst, dass sie nicht dabei sein würden, weil sie anfangs keinerlei Eigeninteresse gezeigt hatten.

Wann hat so dein Interesse für Survival begonnen?
Ich würde sagen, das Interesse für Survival hat so als Teenager mit 12 oder 13 angefangen. Aber das Interesse für die Natur war schon immer da, seit ich klein bin. Ich war viel draußen mit meinen Großeltern, die im Forst gearbeitet haben. Der reine Survival-Aspekt kam dann durch Serien und Bücher. So richtig intensiver wurde es dann Mitte 20, als ich mich mehr mit Buschkraft beschäftigt habe und mich für dieses begeistert habe.

Wie hat deine Familie darauf reagiert, dass du sowas machst? Da das ja kein klassischer Karriereweg ist.
Meine Familie hat am Anfang mit großen Fragezeichen reagiert. Ich habe 2014 meinen YouTube-Kanal gegründet, also fast genau vor zehn Jahren. Damals kannte kaum jemand YouTube als beruflichen Weg. Meine Familie war skeptisch, weil keiner selbstständig ist und ich vorher schon einige Ausbildungen abgebrochen hatte. Aber jetzt, zehn Jahre später, sind alle stolz und es hat sich gut entwickelt.

Was sind die wichtigsten Fähigkeiten Ihrer Meinung nach, die man benötigt, um in der Wildnis zu überleben?
Man muss das in zwei Kategorien unterteilen: mentale und praktische Fähigkeiten. Mentale Stärke ist enorm wichtig. Man muss klare Entscheidungen treffen, auch wenn man müde oder erschöpft ist. Dann gibt es die praktischen Fähigkeiten, wie Feuer machen oder einen Schelter bauen. Die machen das Leben einfacher, aber ohne mentale Stärke kommst du nicht weit. Denn wenn man so was macht, bringt es nichts, sich dazu zu zwingen: Man muss es schon wollen.

In welchem Land oder in welcher Region würdest du gerne noch eine Survival-Erfahrung machen?
Ich bin eher der nordische Typ, also Norwegen, Schweden, Finnland, Sibirien, Kanada. Obwohl, muss man auch sagen, dieser Charakter Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel und so weiter mit Kokosnusspalmen ist, stellt man sich auch immer schön vor. Aber wie wir auch in Staffel 2 gesehen haben: Es kann auch schnell nach hinten losgehen, wenn dann gar keine Kokosnusspalmen da sind und kein weißer Strand und doch nur Mücken und alles nur nass und alles klebrig ist.

Gab es ein Vorbild, das dich in diese Richtung inspiriert hat?
Ich hatte nie ein richtiges Vorbild, dem ich nacheifern wollte. Aber es gab immer mal wieder Personen, die mich in bestimmten Bereichen inspiriert haben, wie Extremsportler oder Leute, die über ihre Grenzen gehen, besonders was Survival-Abenteuer angeht.

Vielen Dank für Deine Zeit!

«7 vs Wild» ist vorab bei Amazon Prime Video und Freevee verfügbar, ab 21. Oktober 2024 erfolgt die Ausstrahlung auch via YouTube.
20.10.2024 12:02 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/155497