Möhring muss «Schweigen»

Am 1. Dezember 2024 kommt der «Tatort» wieder aus Niedersachsen.

Zwischen dem 19. September und dem 20. Oktober 2023 hat Nordfilm im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks den «Tatort» mit dem Titel «Schweigen» produziert. Das Buch schrieb Stefan Dähnert, Lars Kraume führte Regie. Neben Wotan Wilke Möhring sind auch Lena Lauzemis, Falilou Seck, Jaok Kraume, Hannes Hellmann, Florian Lukas, Sebastian Blomberg, Michael Del Coco und Julia Jendrossek zu sehen.

Und darum geht’s: Der Schock sitzt tief bei Thorsten Falke. Der plötzliche Tod seiner Kollegin Julia Grosz hat ihn aus der Bahn geworfen, an Ermittlungsarbeit war erstmal nicht zu denken. Im Kloster St. Joseph versucht Falke, wieder zu sich selbst zu finden. Gläubig ist er nicht, aber die rituell-routinierte Tätigkeit soll es richten. Bei der Apfelernte helfen, die Messe besuchen, einfache Unterkunft und am Ende eine Bescheinigung – so will Falke seine Dienstfähigkeit wiederherstellen. Sogar einen Freund findet Falke, den labilen Daniel, der sich von zahllosen Rückschlägen im Kloster erholt, aber leider keinen Schnaps mag. Womit Falke nicht gerechnet hat: Das Böse macht auch vor den Klostermauern nicht Halt. Pastor Otto, Trainer einer Jungen-Fußballmannschaft, verbrennt in einem Wohnwagen im Klosterhof.

Sofort setzt unwillkürlich Falkes Profimodus ein. Er betrachtet argwöhnisch die schlampig arbeitende Feuerwehr und findet, als er in Ottos Büro nach seinem zugesagten Entlassungsschreiben sucht, einen Keller voller erschütternder Beweise: Otto war ein krimineller Pädophiler. Bisher war „Sympathy for the Devil” nur Falkes Klingelton, jetzt droht es zu einem echten Gefühl zu werden. Den Kirchenvertretern scheint ihre Institution wichtiger zu sein als die geschundenen Seelen der Opfer. Falke kommt an seine Grenzen. Nach der Sichtung von Hunderten Fotos kann er nicht mehr, eine Kollegin übernimmt. Die Regeneration ist zum Teufel. Aber schneller als die Verzweiflung ist der Zorn gewachsen. Und Zorn war schon immer Falkes stärkster Antrieb.

Möhring sagte über die Auszeit seiner Figur: „Falke war nicht vor Ort, als sie starb. Er ist zu spät gekommen. Diese Gedanken lassen ihn nicht los. Sie gehen mit Selbstvorwürfen einher und mit Fragen nach dem Beruf an sich: Nützt es überhaupt jemandem, was ich hier tue? Um zur Ruhe zu kommen, wird er von oben angewiesen, sich in einem Kloster eine Arbeitsauszeit zu nehmen. Falke sucht im Kloster nicht die Nähe zu Gott, sondern einfach Abstand. Die einfachen Arbeiten im Klostergarten tun ihm tatsächlich gut. Hier fragt ihn keiner, woher kommst du, was machst du, warum bist du hier?“
20.10.2024 07:16 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/155720