Thomas Peter Friedl: ‚Der Turm ist ja ein »Hauptdarsteller«‘
Paramount Television International Studios hat die Serie an Sky verkauft, Produzent Friedl hat auch schon eine Fortsetzung im Hinterkopf. Am Freitag startet die Fernsehserie auch bei WOW.
Herr Friedl, «Turmschatten» basiert auf dem Bestseller von Peter Grandl. Was hat Sie an der Geschichte gereizt, diesen Stoff zu produzieren?
Ich habe vor Veröffentlichung die Druckfahnen bekommen und das Buch in zwei Tagen gelesen. Die extreme Aktualität und Relevanz der Geschichte im Rahmen eines fesselnden Thrillers hat bei mir sofort dieses berühmte „want to see“ geweckt.
Die Serie behandelt hochaktuelle Themen wie Rechtsextremismus und die Macht der sozialen Medien. Wie schwierig war es, diese Themen in einem Thriller-Format spannend und gleichzeitig sensibel umzusetzen?
Diese Themen werden ja oft eher klischeeartig betrachtet. Ich war von Anfang an mit Autor Christian Limmer und Regisseur Hannu Salonen einig, dass wir eine extrem klare Haltung zum großen Bogen der Serie haben, der Zuschauer sich aber trotzdem allen Figuren emotional nähern können muss. Übrigens, im Ergebnis eine sehr spannende Erfahrung.
Der Drehort – ein mittelalterlicher Wehrturm – spielt eine zentrale Rolle. Welche Bedeutung hat dieser Schauplatz für die Atmosphäre der Serie, und wie haben Sie ihn inszeniert?
Der Turm ist ja ein „Hauptdarsteller“ in der Serie und musste deshalb auch über die Entwicklung der Serie „spielen“ und „wirken“. Das war auch einer der Gründe, warum wir den Turm (und auch alle Innenräume) in Originalgrösse vor den Toren von München gebaut haben.
In «Turmschatten» geht es um eine online gestellte Abstimmung über Leben und Tod. Was möchten Sie als Produzent dem Publikum über den Einfluss von Social Media und Online-Communities vermitteln?
Wir haben bewusst auch einen „wie würdest Du entscheiden“-Ansatz gewählt, weil wir genau diese Frage und die damit verbundene Macht der Medien dem Publikum spürbar vor Auge führen wollten.
Mit Hannu Salonen als Regisseur und einer hochkarätigen Besetzung wie Heiner Lauterbach, Désirée Nosbusch und Klaus Steinbacher arbeiten Sie mit bekannten Größen. Wie lief die Zusammenarbeit mit diesen Talenten?
Die Serie birgt ja durchaus eine gewisse Brisanz und mir war wichtig, dass die Besetzung bis in die kleinen Rollen künstlerisch über jeden Zweifel erhaben ist. Dieses schauspielerische Powerplay am Set zu beobachten war ein Hochgenuss.
Die Handlung ist extrem düster und intensiv. Wie haben Sie als Produzent dafür gesorgt, dass die richtige Balance zwischen Spannung und moralischer Tiefe gehalten wird?
Es ist am Ende das Ergebnis von immenser Detailarbeit. Vom Drehbuch, jeder Einstellung am Set, dem Schnitt bis hin zur Musik, haben wir immer wieder jede Kleinigkeit auf die Gesamtwirkung der Serie hinterfragt.
«Turmschatten» thematisiert auch den Holocaust und den damit verbundenen Schmerz. Wie haben Sie dieses Thema in der Serie respektvoll behandelt, ohne den Unterhaltungswert zu verlieren?
Mir war es wichtig, dass wir alle unsere Figuren dem Zuschauer nicht schwarz/weiß erzählen, sondern in vielschichtigen Grautönen, die ja jeden Menschen ausmachen. Mit vereinzelten Rückblicken, wie zum Beispiel in der angesprochenen Holocaust-Szene bilden wir ab, was den Protagonisten zu dem heutigen Menschen gemacht hat. Dafür haben wir aber bewusst keine Schauwerte hergestellt, sondern wollten den Zuschauer rein emotional einbinden.
Welche Herausforderungen haben sich bei der Produktion der Serie ergeben, insbesondere in Bezug auf die visuelle Umsetzung und den Spannungsaufbau?
Die Serie spielt zu 80 Prozent in und am Turm und trotzdem hat man nie das Gefühl „alles gesehen zu haben“ Für die Spannung ist das Setting und die sich verdichtenden Handlungsstränge ein immenser Beschleuniger. Ohne die großartige Arbeit unseres Kameramanns Felix Cramer und Szenenbildners Christian Kettler, wäre es sicher nur halb so toll.
Sie haben bereits andere große Projekte wie «Der Beischläfer» und «Die Vierte Macht» produziert. Was war bei «Turmschatten» anders? Welche neuen Erfahrungen haben Sie gemacht?
Ich bin immer schon ein sehr kreativ involvierter Produzent, trotzdem habe ich hier auch noch als Showrunner fungiert, weil ich in jeder Sekunde unserer Serie die Möglichkeit haben wollte, mich auch ins kleinste Detail einbringen zu können. Und das war mit unserem außergewöhnlichen Team eine unglaublich gute Erfahrung.
Gibt es bereits Überlegungen zu einer Fortsetzung der Serie oder zu weiteren Projekten, die in eine ähnliche Richtung gehen?
Es gibt eine Fortsetzung des Romans mit „Turmgold“. Und auch wir haben in der Tat schon den Storybogen für eine 2. Staffel entwickelt. Man weiß ja nie (lacht).
Vielen Dank für Ihre Zeit!
Die spannungsgeladene High-End-Thriller-Serie «Turmschatten» ist ab 15. November exklusiv bei Sky und WOW zu sehen.