Olaf Scholz – der Prometheus der Politik?

Die Koalition zwischen SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen ist zerplatzt. Die Szenerie ist mit der Saga von Prometheus vergleichbar. Ist CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz Herakles? Ein Gedankenexperiment.

Der Vergleich der aktuellen politischen Situation in Deutschland mit dem antiken Mythos von Prometheus bietet eine interessante Perspektive auf die Herausforderungen und Konflikte, mit denen die Regierung konfrontiert ist. Die griechische Sage des Prometheus dreht sich um die symbolische Spannung zwischen Macht und Wissen, Freiheit und Verantwortung – Themen, die heute genauso relevant sind wie damals. Prometheus war bekannt als der "Vordenker", der es wagte, die göttliche Autorität des Zeus zu hinterfragen und gegen das Gebot der Götter zu verstoßen. Er brachte den Menschen das Feuer, was sowohl im übertragenen als auch im wortwörtlichen Sinne das Licht der Erkenntnis und den Fortschritt symbolisierte. Mit dieser Tat löste er eine Kette von Ereignissen aus, die seine eigene Bestrafung zur Folge hatte, aber auch die Grundlage für menschliche Zivilisation legte.

Prometheus’ Tat steht stellvertretend für das Streben nach Wissen und die Herausforderung bestehender Machtstrukturen, auch wenn dies mit persönlichen Opfern verbunden ist. Für die Regierung in Deutschland, insbesondere für Bundeskanzler Olaf Scholz, der zwischen den verschiedenen Interessen seiner Koalitionspartner vermitteln muss, gibt es hier Parallelen. Scholz, der versucht, die sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse des Landes mit den ökologischen Ambitionen der Grünen und der finanzpolitischen Strenge der FDP in Einklang zu bringen, ist in einer Situation gefangen, die an das Leid von Prometheus erinnert, der an einen Felsen gekettet wurde, weil er gegen die übergeordneten Interessen verstieß.

Die Rolle von Prometheus als Rebell und Retter spiegelt sich in den Herausforderungen wider, denen die Koalition gegenübersteht, besonders wenn es um langfristige Themen wie Klimawandel und soziale Gerechtigkeit geht. Prometheus brachte den Menschen das Feuer, weil er ihnen ein besseres Leben ermöglichen wollte, ähnlich wie die Regierung, die versucht, den Bürgern angesichts steigender Lebenshaltungskosten zu helfen und auf eine nachhaltige Zukunft hinzuarbeiten. Doch wie Prometheus gegen die „Tyrannei“ (Die Wahlen!) von Zeus, was im übertragenen Sinne das Wahlvolk ist, ankämpfte, findet sich auch Scholz in einem ständigen Balanceakt, um die Widerstände innerhalb der Regierung zu überwinden.

Der Mythos von Prometheus ist auch eine Geschichte über die Unvermeidlichkeit des Fortschritts und die Kosten, die mit diesem Fortschritt einhergehen. Das Feuer, das Prometheus den Menschen gab, führte zu einer neuen Ära der Zivilisation, brachte aber auch Herausforderungen und Risiken mit sich. Ähnlich steht die deutsche Regierung vor Entscheidungen, die für die Zukunft von großer Bedeutung sind, aber auch Opfer verlangen. So erfordert etwa der Klimaschutz Investitionen, die sich kurzfristig negativ auf die finanzielle Stabilität auswirken können, die langfristig jedoch das Leben künftiger Generationen sichern sollen.

Prometheus wurde für seine Tat hart bestraft, indem Zeus ihn an einen Felsen ketten ließ, wo ein Adler täglich an seiner Leber fraß, die jede Nacht wieder nachwuchs. Dieser ewige Kreislauf von Schmerz und Heilung symbolisiert die fortwährende Anstrengung, die mit dem Streben nach Wandel und Verbesserung einhergeht. Auch die Regierungsarbeit, vor allem innerhalb der Ampelkoalition, gleicht einem unendlichen Kreislauf von Verhandlungen, Kompromissen und Konflikten. Jede Entscheidung, die getroffen wird, führt zu neuen Diskussionen und Spannungen. Wie Prometheus immer wieder leiden musste, sieht sich die Regierung stets neuen Herausforderungen und Widerständen ausgesetzt, sei es im Parlament oder in der Öffentlichkeit.

Ein besonders relevanter Aspekt des Prometheus-Mythos ist das Element des Opfers. Prometheus opferte seine Freiheit, um den Menschen Wissen und Fortschritt zu bringen. Dieses Opfer spiegelt sich heute in den politischen Kämpfen wider, die manchmal das persönliche Engagement und die Opfer der Entscheidungsträger erfordern. Politiker wie Robert Habeck von den Grünen sind bereit, ihre politischen Karrieren aufs Spiel zu setzen, um für ihre Überzeugungen einzutreten, wie beispielsweise beim Klimaschutz. Doch dieses Engagement bringt auch Kosten mit sich: Die Grünen riskieren, Wähler zu verlieren, wenn sie Maßnahmen umsetzen, die kurzfristig schwerwiegende Auswirkungen haben, aber langfristig als notwendig erachtet werden.

In der Sage hat Prometheus durch seine Tat nicht nur Wissen, sondern auch Hoffnung gebracht. Ähnlich möchte die Koalition der Bürgergesellschaft Perspektiven aufzeigen und Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit bieten. Doch genauso wie Zeus und die anderen Götter mit Macht und Kontrolle reagierten, stoßen die Ambitionen der Regierung oft auf Widerstand. Traditionelle Ansichten und institutionelle Trägheit behindern manchmal den Fortschritt, genauso wie die Götter sich gegen das „Geschenk“ des Prometheus wehrten.

Prometheus wurde am Ende durch den Helden Herakles befreit, was in der griechischen Mythologie symbolisch für die Möglichkeit steht, dass Gerechtigkeit und Vernunft schließlich siegen können. Für diese Position bringt sich derzeit CDU-Vorsitzender Friedrich Merz in Stellung, der rasche Neuwahlen fordert. In den kommenden Wochen wird die Geschichte von Bundeskanzler Olaf Scholz, CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz und den Wählern die Richtung entscheiden.

Die Saga Prometheus ist Teil der Netflix-Serie «KAOS». Adaptionen der Geschichte ist auch «Prometheus – Dunkle Zeichen» enthalten, der bei Disney+ abrufbar ist.
08.11.2024 11:00 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/156308