«Runde Sache extra»: Sommerschlussverkauf

Er ist wieder da: der allgegenwärtige Sommerschlussverkauf. Was haben wir nur auf ihn gewartet... Endlich wieder um die Bluse streiten, den Schlüpper prügeln und natürlich versuchen, die Ware mit der höchst möglichen Prozentzahl zu erwischen – aber es gibt Konkurrenz.

Ganze Vereine haben sich dem SSV angenommen und führen ihre Wühltisch-Rituale und Prozent-Beschwörung schon ab Januar in eigens dafür angemieteten Lagerhallen zur Probe durch. Die Vereine bestehen im Groben aus einer Chefin und zehn bis fünfzehn Mitgliederinnen – ja, die Teilnehmer sind alle weiblich. Diese besprechen am Wochenende vor Start des SSVs auf einem Wochenende-Seminar („Ellenbogen-Stoß und Kopfnuss: So werde ich die SSV-Königin“) ihre neue Taktik – denn jedes Jahr liegt etwas anderes im Trend. Dieses Jahr soll es wieder wie 1999 sehr offensiv sein. Schon vor der geschlossenen Ladentür wird sich bis nach vorn durchgeboxt, bis man die Nase ans Glas pressen kann, bis man durch den Druck der hinteren Menschen 10 Kilo abnimmt. Sobald die Türen geöffnet wurden, geht es los – man kann es sich als Glocke im Boxring vorstellen. Die geschulte SSV-Truppe greift in einem 130°-Winkel von den Seiten an, visiert Wühltischstraße 1/ „Damenoberbekleidung, Wäsche“ an und beginnt mit Konzept A:

Keinen vorlassen, alles und jeden beschimpfen, obwohl es keinen Grund gibt, nach allem grabschen, was nicht fest verschraubt ist und schlussendlich natürlich: Lasse deinen Konkurrentinnen nichts über, aber versorge deinen Verein mit genug Stoff. Denn: Wenn alles vorbei ist, findet man sich in der Lagerhalle wieder und macht eine Modenschau. Natürlich interessiert das keinen, was 70 Prozent im Preis gesenkt war, denn durch die Wühltischkatastrophe konnte man nichts anprobieren oder die Größe erkennen – Es passt also nichts der mutig erkämpften Kleidungsstücke. Was tun? Richtig: Umtauschen.
28.07.2006 08:38 Uhr  •  Fabian Böhme  •  Quelle: Quotenmeter.de Kurz-URL: qmde.de/15651