Stephan Bechtle: ‚Die Insel ist landschaftlich ungeheuer vielseitig‘
Der Produzent von «Für immer Sommer» erzählt über die Dreharbeiten auf der Ferieninsel Teneriffa. Die Insel der Kanaren soll für eine spektakuläre Kulisse sorgen.
«Für immer Sommer» ist ein Genre-Mix, verbindet Krimi-Inhalte mit leichten Feel-Good-Elementen. War es schwierig, da die richtige Balance zu finden?
Wir haben uns jedenfalls darum bemüht. Wir erzählen das spannende Schicksal der Protagonistin über die beiden Filme und episodische Geschichten, die viel mit Teneriffa zu tun haben, aber aus deutscher Sicht erzählt werden. Eskapismus, Emotionen und Spannung machen die Filme aus.
Erzählen Sie uns kurz etwas über den Inhalt. Worum geht es genau?
Im Zentrum von FIS steht eine deutsche Polizistin, die auf Teneriffa „Ein neues Leben“ beginnt und mit ihrem alten abschließen will. Die Prämisse von «FIS» ist realistisch: Im Rahmen des „Austauschprogramms Europäische Kommissariate“ können sich deutsche Polizistinnen und Polizisten nach Spanien versetzen lassen, um sich dort besonders um Belange der vielen deutschen Touristen zu kümmern. Unsere Hauptfigur Sophie hat aber eine besondere Agenda, die sie auf die Insel bringt: Sie will herausfinden, wer für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist. Diese Horizontale erzählen wir über die beiden Filme.
In den Episodenplots war uns wichtig, dass wir keine harten „Ermittlerkrimis“ erzählen, sondern unsere Protagonisten emotional in die Schicksale eintauchen. Die Lösungen der Fälle sind auch eher untypisch für „korrekte“ Polizeiarbeit, sondern eher von Empathie bestimmt.
Die neue TV-Reihe hätte auch in einer deutschen Stadt spielen können. Oder nicht? Warum haben Sie sich für Teneriffa entschieden?
Es geht ja – wie erwähnt ¬– um eine deutsche Polizistin auf Teneriffa. Das hätte man sicher nicht in Deutschland erzählen können.
Wie hat Teneriffa die Erzählweise und die Ästhetik die ARD-Reihe beeinflusst?
Die Insel ist landschaftlich ungeheuer vielseitig und deswegen werden hier von internationalen Produktionen oft ganz andere Länder aus Asien, USA, Europa dargestellt. Wir wollten Filme machen, in denen die Insel Teneriffa konstitutiv für die Ästhetik und die Inhalte ist: Die touristische Strandwelt in Los Cristianos, das coole Surferambiente in El Médano, der faszinierende Teide, das grüne Teneriffa. Beispielsweise befindet sich die Finca von Anna auf 1500 Meter Höhe in einer hügeligen Weingegend (und deswegen hatten wir an manchen Tagen durchaus Probleme mit Nebel). Wir haben aber auch unerwartete Schauplätze wie einen Parabol-Antennen-Park integriert, der eine anderes, roughes Tenereffia zeigt. Auf eine „großstädtische“ Anmutung, die es in Teneriffa auch gibt, haben wir verzichtet. Um einen möglichst attraktiven und modernen Look (Kamera: Roman Nowocien) zu erzeugen haben wir mit anamorphotischen Linsen gearbeitet. Für eine möglichst dichte Montage wurden zwei Kameras eingesetzt.
Gerade in der kalten Jahreszeit sehnen sich viele nach Sonne und Wärme. War es ein Ziel, beim Publikum Fernweh auszulösen?
Na klar! Wir hoffen, dass uns das gelingt! Das stabile und gute Wetter, die landschaftliche Vielfalt, professionelle Teams und finanzielle Vorteile waren die Gründe, warum wir uns darum bemüht haben, auf den Kanaren diese Filme zu produzieren. Zudem ist das Filmgeschäft im Winter in Deutschland witterungsbedingt bedingt eher flau. Und natürlich hoffen wir, dass Ende November das Publikum gerne die sonnigen Bilder aus «Für immer Sommer» sieht.
Was waren die größten Herausforderungen beim Drehen auf Teneriffa, vor allem in Bezug auf die logistische Planung und den Einsatz der Filmcrew?
Fahrzeiten gering zu halten ist bei Dreharbeiten extrem wichtig, um die Zeit für die eigentlichen Dreharbeiten so gut wie möglich zu nutzen. Im Nordosten der Insel sind Dreharbeiten deswegen eher schwierig. Wir haben uns auf den Süden konzentriert, wo auch im Winter das Wetter stabil ist.
Der Regisseur Micky Rowitz und ich haben mit Rosy Cano (Location Scout) sehr aufwändig die richtigen Motive gesucht. Wichtig war uns, dass sowohl der von den Zuschauern erwartete Charme der Insel, also auch dramaturgische Erfordernisse, bedient werden. Natürlich sollten die Motive auch die Emotionen der Figuren unterstützen.
Bei der Entwicklung der Drehbücher (Autorin: Aline Ruiz) haben wir darauf geachtet, dass alle Motive möglichst sinnvoll in die Bücher eingeflossen sind. Wir haben also die Motive so in die Drehbücher integriert, dass sie nicht aufwändig und teuer umgebaut werden mussten. Natürlich wurden sie dennoch entsprechend den szenischen Anforderungen sehr präzise ausgestattet (Szenenbild: Andrea Lindner).
Sophies (Anke Retzlaff) Partner ist der spanische Polizist Álvaro (Felix Herzog). Mir war bei allen Rollen sehr wichtig, dass die Darsteller – im Gegensatz zu vielen deutschen Produktionen, die im Ausland spielen – wirklich ihre eigene Sprache sprechen, was aus meiner Sicht die Authentizität des Films deutlich erhöht. Wir suchten also (auch in Spanien) nach Darstellern, die wirklich zweisprachig sind. Die „Chemie“ der beiden Hauptdarsteller haben wir mit insgesamt 15 Kandidatinnen und Kandidaten ausführlich in München getestet. Auch bei den weiteren Rollen sind alle so besetzt, dass sie tatsächlich die Sprache sprechen, die das Drehbuch vorgibt.
Haben die lokalen Behörden und die Menschen auf Teneriffa die Produktion unterstützt?
Die kanarischen Inseln sind "Filminseln". Es gibt sehr professionelle Teams und natürlich spielen auch finanzielle Vorteile eine Rolle. Wir hatten mit "7 Island Production" exzellente Partner und fühlten uns sehr willkommen auf der Insel.
Sie haben unter anderem in Paris und Rom studiert, produzieren die «Inga Lindström»-Filme, die in Schweden gedreht werden. Haben Sie noch einen Ort auf Ihrer Wunschliste, an dem Sie besonders gerne mal arbeiten würden?
Ich habe seit meiner Zeit an der Filmhochschule immer sehr gerne im Ausland gedreht, da man diese Länder mit Dreharbeiten ganz anders erleben darf, wofür ich sehr dankbar bin. Am liebsten würde ich (noch einmal) auf Maui oder in Kuba drehen.
Was macht aus Ihrer Sicht den Erfolg einer neuen TV-Reihe aus?
Oft differieren Kritikermeinungen und die Resonanz beim Publikum sehr deutlich. Ich habe den Eindruck, dass gerade bei einem "Unterhaltungssendeplatz" wie dem Freitagabend das Publikum einen Instinkt dafür hat, wo es etwas zu sehen gibt, das ein "Unterhaltungsbedürfnis" bedient, eben spannend, unterhaltend, nachvollziehbar und emotional.
Ich hoffe natürlich sehr auf einen Publikumserfolg von «FIS», da wir dann weitere Filme produzieren könnten. Bei einer Bewertung des Erfolgs darf man nicht vergessen, dass dieser nicht zuletzt von der Stärke des Konkurrenzprogramms abhängt.
Besten Dank für Ihre Zeit!
«Für immer Sommer» startet am Freitag, den 22. November 2024, um 20.15 Uhr im Ersten.