Comcast trennt sich von zahlreichen Basic-Kabelsendern und auch die Nachrichtenabteilung wird ausgegliedert. Offiziell soll das Unternehmen profitabel sein, langfristig hat man eine Bad-Bank gegründet. Ein Kommentar von Fabian Riedner.
Das aus Philadelphia stammende Unternehmen Comcast ist nicht nur Internetanbieter, sondern hat sich vor vielen Jahren auch NBCUniversal von General Electric eingekauft. Dort sind zahlreiche Fernsehsender aus dem „Basic Cabel“ beheimatet, die für die Konzernleitung immer unattraktiver werden. Nicht nur das Internet hat diese Fernsehsender zunehmend unrentabler erscheinen lassen, sondern auch die Verantwortlichen bei den drei der fünf großen Filmstudios, die hinter den Networks sitzen. Jetzt sollen zahlreiche Fernsehsender in die eigene Firma SpinCo ausgegliedert werden, eine Art Resterampe auf Zeit.
In allen Sparrunden wurde zunächst das Geschäft der Fernsehsender zurückgebaut. Da selbst die großen Networks wie NBC immer mehr Reality-Shows wie «The Voice» ins Programm aufnehmen, fließt auch weniger fiktionale Energie in die Spartensender. USA Network brachte «Suits» samt Ableger «Pearson» auf den Markt, war die Heimat von «Psych» und «Monk». Selbst Projekte wie «The Dead Zone», «Burn Notice» und «Criminal Intent» waren dort beheimatet. Das Programm des Senders bestand zuletzt aus Wiederholungen von Krimiserien, Wrestling und anderen Sportrechten.
Auch der Syfy-Kanal von NBCUniversal hat seine besten Zeiten hinter sich. Ob das einzige Drama des Senders, «The Ark», eine dritte Staffel bekommen wird, steht noch nicht fest. Für das kommende Jahr hat man zumindest das Horror-Drama «Revival» angekündigt. Die Heimat von «Stargate», «Warehouse 13», «Haven», «Lost Girl», «Continuum», «Z Nation» und «Van Helsing» bietet kaum noch neue Produktionen an. Zwischen 2018 und 2021 startete man jährlich nur eine neue Serie, die dann auch nach zehn Folgen auf dem Fernsehfriedhof verschwand. Der Sender für eigenproduzierte Serien befüllt aktuell sein Programm mit Spielfilmen aus den vergangenen 30 Jahren.
Bei der Comcast-Tochter NBCUniversal haben die Manager schon vor Jahren die Reißleine gezogen, deren Auswirkungen auch dank Streaming noch einmal deutlich größer ausfallen. Netflix hat die Preise des Fernsehens abseits der fünf großen Networks ordentlich nach unten gedrückt, Peacock ist vergleichsweise günstig. Der Pfauen-Dienst kostet derzeit 7,99 US-Dollar pro Monat, das Basis-Kabelfernsehen kostet in den Vereinigten Staaten zwischen 20 und 80 US-Dollar.
Bei Peacock gibt es weiterhin mehrere Baustellen: Das Programm besteht hauptsächlich aus Miniserien oder wenigen Comedys. Obwohl der Streamingdienst die Anlaufstelle für NBCUniversal-Ware ist, kommen heute weniger Projekte als noch in den alten Zeiten wie bei USA Network und Syfy zusammen. Bei Comcast verfolgt man noch nicht einmal den Plan, dass lineares Fernsehen und Streamingdienst gleichzeitig funktionieren könnte. Beim Disney-Sender ABC laufen die fiktionalen Projekte gleichzeitig bei den hauseigenen Streamingdiensten Disney+ und Hulu.
Zahlreiche Projekte bestellen NBC und Peacock weiterhin bei ihrer Schwesterfirma Universal Television. Davon sind die Projekte, die im Haus landen, durch die Bank qualitativ schlechter als die Fremdverkäufe. Für den Pay-TV-Riesen HBO wurde unter anderem die Serie «Hacks» und «The Gilded Age» hergestellt. Das Teenager-Drama «Never Have I Ever» hätte durchaus hohe Reichweiten bei NBC holen können, sorgte aber bei Netflix für Furore.
Ein weiteres Programm der Abspaltung der Fernsehsender USA Network, CNBC, MSNBC, Oxygen, E!, Syfy und Golf Channel sind die Kooperationen mit NBC. Diverse Übertragungen aus dem Bereich Golf sind zeitgleich bei NBC zu sehen, teilweise aber auch nur beim großen Sender. Sollte es zu neuen Vertragsbedingungen kommen, würde NBC die Liga entweder ziehen lassen oder die Rechte wegkaufen. Bei zwei getrennten Börsenunternehmen würde es kaum zu einer Aufteilung der Senderrechte kommen. Das Finanz-Network CNBC, das weltweit Büros und Studios besitzt, ist nicht wirklich profitabel und hat sich inzwischen von der NBC-Heimat abgekapselt. Für die Finanzwelt sind die verschiedenen Sender zwar wichtig, in einer SpinCo-Firma könnte der Betrieb wieder auf Gewinn getrimmt werden.
Viel schwieriger wird das Verhältnis zwischen dem Nachrichtensender MSNBC und der Nachrichten-Einheit von NBC. Die zahlreichen Reporter aus dem Hause NBC versorgen nicht nur den Nachrichtensender mit Live-Schalten und tagesaktuellen Beiträgen, sondern drehen auch für die NBC-Sendungen «Today», «Nightly News» und «Dateline». Außerdem würden die Lokalreporter bei den NBC-Affilates verbleiben. Inwieweit MSNBC als Nachrichtensender noch bestehen könnte, müsste geklärt werden.
Comcast baut mit der neuen SpinCo eine Bad Bank für gescheiterte Fernsehsender. Langfristig möchte sich die Unternehmenseinheit von allen Verbindungen lösen, sonst würde man das Unternehmen nicht separat als börsennotiertes Unternehmen abspalten. Interessanterweise dürfte Bravo bei NBCUniversal verbleiben, obwohl die Fernsehstation deutlich geringere Einschaltquoten vorweisen kann als die anderen Sender. Der ehemalige Kunstkanal wurde vor über 20 Jahren von NBC erworben und ist mit seinen Reality-Shows durchaus beliebt. Formate wie die «Real Housewives», «Vanderpump Rules», «Below the Deck» oder «Top Chef» sind vergleichsweise günstig und kommen bei den Peacock-Kunden gut an. International laufen diese Projekte auch bei Hayu.
Comcast folgt mit der Abspaltung einen Weg, den bereits Paramount Global und Warner Bros. Discovery gegangen sind. Die Unternehmen haben Milliarden auf Vermögenswerte abgeschrieben, weil unter anderem die Warner-TNT-Programme kein Basketball mehr erworben haben. Doch das Dilemma bei Warner Bros. Discovery ist unter anderem, dass die weltweite Marktdurchdringung von Max weiterhin miserabel ist. Disney konnte dank seiner Streamingdienste Hulu, Disney+ und ESPN einfach mehr Geld in den Ring werfen und darf diese Werte auch weltweit nutzen. Comcast hat seine Kabelsender ausbluten lassen, das wird sich nun mit der Abspaltung rächen.