Walter Sittler: ‚Ein Sturm hat unser gesamtes Set weggeblasen‘
Am Montag ist Sittler wieder in einer neuen Folge der Krimi-Reihe «Der Kommissar und der See» im ZDF zu sehen.
Hallo Herr Sittler! „In besseren Kreisen“ heißt der neue «Der Kommissar und der See»-Film. Können Sie uns von der Handlung berichten?
Der Kommissar Robert Anders ist als Rentner von der Insel Gotland „nach Hause“ an den Bodensee gezogen. Er trifft alte Bekannte und Schulfreunde, z.B. ein Mädchen, in das er damals hoffnungslos und unsterblich verliebt, und einen Mitschüler, der schon damals viel zu sehr von sich überzeugt war – Geheimnisse tauchen auf und führen ins Desaster.
Was fasziniert Sie an der Figur des Robert Anders, die Sie schon in vielen Fällen verkörpert haben?
Mein Kommissar hat einen starken, aber entspannten Gerechtigkeitssinn und dem ordnet er beruflich alles unter, auch als Rentner. Er hat einen Riecher dafür, auf ungewöhnlichen Wegen zum Ziel zu kommen – das nennt man wohl Erfahrung und das hat mir besonders an der Figur gefallen.
Im neuen Fall wird Robert persönlich in die Ermittlungen verwickelt. Wie verändert das seine Herangehensweise?
Zum ersten Mal kennt er Personen privat und persönlich, die in den Fall verwickelt sind. Das ergibt einen Zwiespalt, der seine Einstellung zur Gerechtigkeit massiv auf die Probe stellt.
Der Film thematisiert eine alte Sage um die Galgeninsel. Wie wurde diese Geschichte in die Handlung eingebunden, und was bedeutet sie für Ihre Figur?
Der Täter oder die Täterin will damit der Polizei und der Welt einen Wink geben, um was für einen Menschen es sich bei dem Opfer gehandelt hat, damit endlich was geschieht – wie das aussieht, werden Sie im Film sehen.
Das Thema Elite und Machtmissbrauch spielt eine zentrale Rolle im Film. Welche Botschaft wollten Sie als Teil des Teams mit dieser Geschichte transportieren?
Es geht in diesem Film auch darum aufzuzeigen, was passiert, wenn jemand glaubt, er könne sich alles erlauben, entweder, weil er ein Mann ist, oder weil er reich ist – jedenfalls glauben solche Personen, dass ihnen niemand etwas anhaben kann, selbst wenn sie Gesetze brechen – sie glauben über Allem und über den Gesetzen zu stehen. Aktuell live und in Farbe in den USA in Wirklichkeit zu beobachten.
Wie war die Zusammenarbeit mit Sven Nagel, dem Regisseur, und den Kollegen am Set?
Sven Nagel hat eine sehr schöne Arbeit gemacht und das Team und uns auf seine ruhige Weise zusammengehalten. Und die Kolleg*innen? Ich arbeite gerne und das wirkt sich nur positiv auf die Zusammenarbeit aus, es war eine intensive und sehr gute Zeit.
Gab es besondere Herausforderungen oder Highlights während der Dreharbeiten am Bodensee?
Oh ja. Es gab eine große Geburtstagsfeier auf der Terrasse eines Schlosses am Bodensee und ein Sturm hat unser gesamtes Set weggeblasen, Tische, Schirme, Blumentöpfe, Gläser, Bänke, einfach alles. Aber wie das beim Film und Theater ist, schnell wurde improvisiert und kurze Zeit später sah es wieder toll aus. Allerdings verschob sich dadurch die Szene, wo der Kommissar in voller Montur in den See springen muss, um eine Person zu retten, auf 2 Uhr nachts. Es war kalt und stürmisch, aber wir haben es gut hingekriegt.
Wie stehen Sie persönlich zu den moralischen Fragen, die im Film aufgeworfen werden, z. B. zu Gerechtigkeit und Verantwortung?
Da stellt sich die Frage, ob Gerechtigkeit überhaupt eine moralische Frage ist. Gerecht handeln ist eine moralische Frage und das halte ich für überaus wichtig, wenn man eine funktionierende demokratische Gesellschaft bilden und beibehalten will – sonst funktioniert es nicht. Verantwortung zu übernehmen, ist etwas Wunderbares, Erfüllendes und man entkommt dem ohnehin nicht, weil wir als Einzelpersonen auch verantwortlich sind für die Gesamtheit, ob wir es wollen oder nicht. Die Summe unserer Handlungen führt doch zu einer möglichst gerechten Gesellschaft, oder eben auch nicht, je nachdem. Mein Rat: Übernehmt lustvoll Verantwortung – das Ergebnis könnte euch überraschen!
«Der Kommissar und der See» hat eine treue Zuschauerschaft. Was glauben Sie, macht die Reihe so beliebt?
Vielleicht weil unser Kommissar nahbar ist, weil er empathisch ist, vielleicht weil die Fälle nachvollziehbar sind, wenn Menschen aus Verzweiflung, Not oder Ausweglosigkeit Dinge tun, die sie nicht täten, wenn die Situation eine bessere wäre. Das alles wird mit den großartigen nordischen Kolleg*innen in Ruhe aufgeblättert. Genau weiß ich es natürlich nicht, aber es freut mich, dass ein so großes Publikum uns die Treue hält.
Neben dieser Rolle kennt man Sie auch aus anderen Formaten. Gibt es noch eine Figur oder ein Genre, das Sie gerne spielen würden? Beispielsweise noch einmal eine Comedy?
Als Schauspieler bin ich für jedes gute Drehbuch, für jedes gute Stück zu haben – sehr gerne sogar. Die Angebote werden sicher weniger werden, ich bin ja auch nicht mehr 22. Aber schauen wir mal, was noch kommt.
Fehlt Ihnen Schweden als Drehort, wie es bei Vorläufer «Der Kommissar und das Meer» war?
Die Zeit in Schweden mit den 29 Filmen, die wir dort gedreht haben, war ganz wunderbar, auch lehrreich für mich und ich denke gerne und oft daran zurück. Aber Veränderung tut auch gut und die Insel gibt es ja weiterhin – wir werden auch sicher nochmal, ohne Arbeit, dorthin fahren.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
Die neue «Der Kommissar und der See»-Folge wird am Montag, den 9. Dezember 2024, um 20.15 Uhr ausgestrahlt.