Das Problem für die RTL-Tochter ist weiterhin, dass die neuen digitalen Wettbewerber noch zu schwach sind.
Seit dem Sommer des Jahres 2023 unternimmt der Fernsehsender RTL den Versuch, die Vermarktung der Halbschwester RTL ZWEI zu übernehmen. Die RTL Group S.A. hält 35,9 Prozent der Unternehmensanteile, der Bauer-Verlag 31,5 Prozent und die Tele München Gruppe sowie Walt Disney jeweils knapp 15,25 Prozent. Auch Burda verfügt über eine Beteiligung von 1,1 Prozent. Der RTLZWEI-Vermarkter El Cartel sollte durch die RTL-Tochter Ad Alliance abgelöst werden, was jedoch durch das Kartellamt untersagt wurde.
Im Rahmen der Beurteilung des Vorhabens hat das Bundeskartellamt umfassende Ermittlungen durchgeführt, um die maßgeblichen Gegebenheiten festzustellen. Insofern hat das Bundeskartellamt im Herbst 2023 alle wesentlichen Mediaagenturen sowie 30 große Werbetreibende mittels eines schriftlichen Fragebogens befragt. Im Frühjahr 2024 wurden darüber hinaus Gespräche mit den fünf größten Mediaagenturen sowie allen potenziell relevanten Wettbewerbern im TV- und im Online-Bereich geführt. Auch zu dem modifizierten Vorhaben hat das Bundeskartellamt den Markt im Jahr 2024 noch einmal im Rahmen von Gesprächen befragt.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Die Realitäten in der Medienwelt sind in Bewegung. Deshalb haben wir uns ganz genau angeschaut, ob es angesichts der sich ändernden Sehgewohnheiten hinnehmbar sein könnte, dass RTL und RTL2 bei der Werbevermarktung zusammenarbeiten. Dafür haben wir den Markt im engen Austausch mit den Beteiligten in mehreren Runden eingehend befragt. Dabei hat sich gezeigt, dass das lineare Fernsehen beim Bewegtbild-Werbeflächenangebot nach wie vor sehr stark ist. Neue Player wie Netflix, Amazon Prime oder Disney stoßen zwar in diesen Bereich vor, erreichen aber bislang nicht das Gewicht, dass die dort platzierte Werbung einen nachhaltigen Druck auf die Platzierung von Werbung im linearen Fernsehen ausübt. RTL2 ist aktuell immer noch eine wichtige Ausweichalternative gegenüber den beiden führenden Anbietern RTL und ProSiebenSat.1. Eine Vermarktungskooperation würde zu klaren Nachteilen für den Wettbewerb und sehr wahrscheinlich höheren Preisen für die Werbekunden führen.“