Hanna Plaß: ‚Billie und Hella erkenne ich in vielen meiner Mitmenschen wieder‘
In «Ein Sommer in Italien» spielt die Schauspielerin Billie, die in ihrem Urlaub in Apulien zahlreichen Personen hilft. Plaß spricht auch über eine bewegte Szene an einer Klippe.
Worauf können sich die Zuschauer bei «Ein Sommer in Italien» freuen?
Auf Charaktere, die fest überzeugt sind, sie hätten ihr Leben im Griff, bis das Leben sie eines Besseren belehrt. Und all das in der atemberaubenden Landschaft von Apulien. Ein Film mit überraschenden Wendungen, echter Liebe und Lektionen.
Sie spielen Billie, eine Frau, die ihren Urlaub nutzt, um anderen zu helfen, anstatt sich zu entspannen. Was hat Sie an dieser Rolle besonders gereizt?
Am meisten hat mich Billies ehrliches Unbewusstsein über ihr Problem interessiert. Wie übergriffig sie sich in das Leben anderer einmischt, im festen Glauben sie tut das Beste - das hat mich von Anfang an gepackt. Es hat unfassbar tragikomisches Potenzial.
Die Geschichte von Billie und Hella zeigt zwei sehr unterschiedliche Lebensansichten. Wie erleben Sie das Zusammenspiel dieser beiden Charaktere, und was können wir von ihrer Dynamik erwarten?
Billie und Hella erkenne ich in vielen meiner Mitmenschen wieder. Manchmal habe ich das Gefühl sie streiten sich in mir selbst. Ihre völlig unterschiedlichen Lebensansätze schaffen die Möglichkeit unser eigenes Leben zu befragen. Brauchen wir mehr Hella oder mehr Billie? Es sind zwei realistische Frauenfiguren, die sich herausfordern, streiten, lachen und voneinander lernen.
Billie trifft in Apulien auf den Fotografen Raffaele, und es entwickelt sich eine besondere Verbindung. Wie würden Sie die Chemie zwischen den beiden beschreiben?
Billie und Raffaele verbindet die Sehnsucht nach einem Leben, in dem sie sein dürfen, wer sie wirklich sind und ihre Fähigkeiten voll entfalten können. Dafür müssen beide Ängste und Glaubenssätze überwinden, die sich in ihr Leben geschlichen haben. Dabei helfen sie einander und das ist natürlich magisch.
Der Film spricht zentrale Themen wie Selbstlosigkeit, Liebe und Selbstfindung an. Welche Botschaft möchten Sie den Zuschauern mit auf den Weg geben?
Ich wünsche jeder Person und vor allem Frauen den Mut innezuhalten und auf sich zu vertrauen. Denn sie sind die Königinnen ihres Reiches und sie haben die Macht zu entscheiden, wann es für sie kurz stillsteht, um durchzuatmen, und was das Beste für ihr Königreich ist.
Billie wird von Hella überredet, sich bei einer Dating-App anzumelden, was zu einigen amüsanten und auch herausfordernden Momenten führt. Wie war es, diese Szenen zu drehen?
Wer schon mal auf einer Dating App war, kennt dieses Gefühl von Scham und Unsicherheit, wenn man ein Profil erstellt. Nur sieht das auf dem Profil keiner! Diese Angst und Verunsicherung zu zeigen war mir wichtig und hat großen Spaß gemacht!
Die Geschichte spielt in Apulien, das eine zentrale Rolle im Film einnimmt. Wie hat der Drehort Ihre Arbeit und Ihre Perspektive auf den Film beeinflusst?
Zunächst ist der Film natürlich wunderschön, weil er in Apulien spielt. Aber auch das Urlaubsgefühl, nachdem Billie sich zutiefst sehnt, stellt sich sofort ein, wenn man am Strand dreht. Da immer wieder mit ihrem Stress dagegen zu gehen, war die eigentliche Arbeit.
Billie hat Angst vor tiefem Wasser, stellt sich aber dieser Herausforderung. Gibt es Parallelen zwischen ihr und Ihnen in Bezug auf Ängste und das Überwinden von Grenzen?
Ja, das tiefe Wasser trägt viele Symboliken in sich: ihre Angst sich fallen zu lassen, ihre Gefühle zu zulassen, aber auch sich zu verbinden, ohne sich komplett aufzugeben.
Was hat Sie an der Zusammenarbeit mit der Regisseurin Stefanie Sycholt und dem Cast von «Ein Sommer in Italien» besonders begeistert?
Stefanie Sycholt ist eine unglaublich versierte Regisseurin. Mit ihr zu arbeiten war ein Geschenk. Für sie sind alle Szenen Schlüsselszenen zu einem Aspekt der Figur, nichts ist überflüssig und alles hat seine eigene Bedeutung. Das gibt mir als Schauspielerin den Halt mich fallen zu lassen und gleichzeitig präzise zu bleiben.
Die Handlung vereint romantische, dramatische und humorvolle Momente. Gab es eine Szene, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist, oder eine, die Sie besonders herausgefordert hat?
In der Szene, in der Billie sich an einer Klippe von Matteo verabschiedet, gibt es einen Moment kurz bevor sie geht: Wir sehen Billie ins Gesicht, wie sie vor einer Entscheidung auf der Kippe steht. Das haben wir tatsächlich auf einer Klippe gedreht, wo wir ständig aufpassen mussten, dass niemand runterfällt. Wir haben zwei gute Takes von den weiteren Einstellungen gedreht. In der Nahen aber konnte ich es plötzlich nicht mehr spielen, es war einfach weg, als hätte sich die Billie in mir entschieden sich nicht zu trauen und es nicht zu tun. Da hat Stefanie auf dieser Klippe meine Hand genommen und gesagt: Hanna schau Valmir (meinem Kollegen) in die Augen und sag die letzten Worte und was sie bedeuten noch einmal. Wir machen das zusammen! Und dann haben wir genau einen Take gemacht und dann uns und das Equipment da runter gerettet (lacht). Das war die volle Crew, Regie und Kolleg:innen Power und ich bin unendlich dankbar dafür.
Welche Projekte erwarten Ihre Fans nach «Ein Sommer in Italien», und was wünschen Sie sich für Ihre weitere Karriere?
Es kommen viele schöne Dinge. Tatsächlich durfte ich viel fürs ZDF drehen. Ein ganz besonderer Film über eine Mutter-Tochter Beziehung, der schon auf dem Filmfest Ludwigshafen Premiere feiern durfte: «Das andere Kind». Dann eine Vierecks-Geschichte von Sathyan Ramesh und Ingo Rasper mit einem Traum Ensemble: «Nächte vor Hochzeiten». Außerdem habe ich für die «Lena Lorenz»-Reihe eine zutiefst berührende Geschichte einer Mutter von Zwillingen drehen dürfen, das war eine herausragende Erfahrung. Und gerade haben wir eine grandios besetzte Politkomödie von Ralf Husmann abgedreht. Ich habe selten so viel am Set gelacht, unglaublich. Natürlich wäre es wunderschön, wenn es so weitergeht. Aber das Leben hat immer Wendungen parat, ich möchte ihm vertrauen. Da sind wir schon wieder bei dem tiefen Wasser von Bilie.
Das hört sich gut an. Vielen Dank!
«Ein Sommer in Italien» ist am Sonntag, den 19. Januar 2025, im ZDF zu sehen.