Italienische Postkartenromantik am Sonntagabend: Der neue "Herzkino"-Eintrag ist ein Film wie ein schöner Urlaub und wahrscheinlich leider genauso schnell wieder vergessen.
Stab
Darsteller: Hanna Plaß, Corinna Kirchhoff, Jonathan Hutter, Valmir Krasniqi, Teresa Harder, Sarah Mahita Giese
Drehbuch: Stefanie Sycholt
Schnitt: Melanie Landa und Manuela Kempf
Kamera: Christoph Chassée
Kostüme: Tanja Wagner
Musik: Ulrich Reuter
Regie: Stefanie SycholtDie Sonne brennt unbarmherzig auf die weiß getünchten Häuser Apuliens, das Meer funkelt verheißungsvoll, und irgendwo zwischen Poolrand und Olivenhain versuchen Billie (Hanna Plaß) und Hella (Corinna Kirchhoff) herauszufinden, was sie eigentlich vom Leben wollen. «Ein Sommer in Italien» gerät dabei schnell zu einem Film, der sehr viel will: romantisch sein am Sonntagabend, leichtfüßig, mit einem Hauch von Tiefgang. Aber am Ende ist er vor allem eines: nett. Und nett ist bekanntlich… der kleine Bruder von langweilig.
Es ist ja nicht so, dass man den beiden Hauptfiguren ihre Reise nicht gönnt. Billie, die hingebungsvolle Krankenschwester, scheint der Inbegriff von Selbstaufgabe zu sein – immer beschäftigt, immer bereit, anderen zu helfen. Währenddessen zieht Hella mit einer Mischung aus Lebenslust und Altersweisheit durch die Szenerie, immer auf der Suche nach etwas, das vielleicht gar nicht mehr existiert: eine Jugendliebe, ein Gefühl, ein Moment, der nie zurückkehrt. Es ist leicht, mit ihnen zu fühlen, aber schwer, sich für sie zu begeistern. Denn die Figuren bleiben flach, ihre Konflikte scheinen wie einem Drehbuchseminar entsprungen, und ihre Dialoge haben die Schwere einer Instagram-Bildunterschrift.
Die Regisseurin Stefanie Sycholt hat dabei unbestreitbar das Talent, Apulien ordentlich in Szene zu setzen, als wäre es selbst der Hauptdarsteller. Das Licht ist weich, die Farben warm, die Landschaft atemberaubend – man möchte sofort in den nächsten Flieger steigen. Aber das Problem ist: Die Schönheit der Bilder steht oft im Widerspruch zur Oberflächlichkeit der Handlung. Alles ist vorhersehbar und glatt: Man weiß als Zuschauer schon beim ersten Treffen, dass Billie und der charmante Fotograf Raffaele (Jonathan Hutter) irgendwie zueinander finden werden. Und natürlich ahnt man früh, dass Hellas Wiedersehen mit Angelo anders verlaufen wird, als sie es sich ausgemalt hat. Es gibt keine Überraschungen, keine echten Wendungen, nur die immergleiche Sonne über einer Geschichte, die so schnell vergeht wie ein Aperol Spritz.
Die Beziehungen zwischen den Charakteren sind natürlich der Kern des Films, und hier zeigt sich, warum «Ein Sommer in Italien» trotz seiner Schwächen nicht vollständig enttäuscht. Denn es gibt Momente – kleine, flüchtige Momente –, in denen man das Gefühl hat, dass da etwas Echtes mitschwingt. Wenn Hella von der Wahrheit über Angelo erfährt, blitzt für einen kurzen Moment etwas auf, das mehr ist als Postkarten-Romantik. Aber diese Momente sind selten. Zu oft verliert sich der Film in Nebensächlichkeiten, in klischeehaften Szenen, die so wirken, als hätte man sie schon hundertmal gesehen.
Die Musik von Ulrich Reuter tut ihr Übriges: malerisch, sanft, unaufdringlich – und doch manchmal so generisch, dass man sich fragt, ob man nicht schon in einer anderen Produktion genau das Gleiche gehört hat. Den Dialogen fehlt derweil die Leichtigkeit, die diese Art von Film braucht, um wirklich zu funktionieren. «Ein Sommer in Italien» wirkt damit wie ein schöner Urlaub, der sich beim Erzählen später viel aufregender anhört, als er einst tatsächlich war. Man seufzt über die Landschaft, lächelt über ein paar Momente – und vergisst ihn eigentlich ganz schnell wieder. Vielleicht ist das auch okay so. Aber ein bisschen mehr Tiefe hätte dem Film gutgetan. Viel Sonne allein reicht nicht.
Der Film «Ein Sommer in Italien» wird am Sonntag, den 19. Januar im ZDF ausgestrahlt.