Disney+ startet am Mittwoch mit einer neuen Spiderman-Serie. Was das Format verspricht...
Es ist soweit: Wieder einmal wird Spider-Man neu aufgelegt, neu erfunden, neu... verpackt, könnte man meinen – diesmal als Animationsserie auf Disney+, mit dem etwas betulichen Titel «Your Friendly Neighborhood Spider-Man». Eine Serie, die so klingt, als hätte sie ihren Platz direkt zwischen «Die Dinos» und «DuckTales» gefunden. Aber der Schein trügt: Disney weiß, dass Spider-Man mehr ist als nur ein netter Nachbar. Spider-Man ist eine Institution, eine Lizenz zum Gelddrucken, ein Superheld mit emotionaler Tiefe und kulturellem Kapital, das nicht versiegt – egal, wie oft man ihn recycelt.
Und genau das passiert hier. Wieder einmal. Und doch fühlt es sich dieses Mal anders an. Vielleicht, weil die Serie das klassische Comic-Gefühl zurückbringen will, ohne gleich in eine hyperrealistische CGI-Schlacht zu driften, wie wir sie aus den Blockbustern gewohnt sind – ein bewusstes Zurückschalten, ein Blick auf die DNA der Figur, eine Rückkehr zu den Wurzeln. Doch bei Disney weiß man: Wurzeln müssen vermarktet werden. Es ist kein Zufall, dass der Teaser zur Serie aussieht wie eine Art visuelle Zeitmaschine – man landet irgendwo zwischen Stan Lees Originalzeichnungen und einem sanften Pixar-Look, nostalgisch und modern zugleich. Eine Formel, die nicht neu ist, aber immer noch funktioniert.
Die Macher der Serie, darunter Showrunner Jeff Trammell, versprechen, dass «Your Friendly Neighborhood Spider-Man» nicht nur für Kinder gedacht ist. Klar, es gibt das typische Highschool-Stereotyp in Form von Peter Parker, der gegen die Tücken des Teenagerlebens kämpft – Hausaufgaben, die erste Liebe, und ja, natürlich auch Superschurken. Aber unter der bunten Oberfläche will die Serie tiefere Themen anreißen: Verantwortung, Moral, das ewige Ringen zwischen Pflicht und Freiheit – so wie auch die «Spiderman»-Blockbuster. Auch die geliebten Nebenfiguren sollen genug Raum bekommen, allen voran natürlich Tante May.
Interessant wird vor allem sein, wie sich die Serie in die größere Disney+ Marvel-Welt einfügt. Denn das Multiversum ist längst nicht mehr nur ein Gimmick, sondern ein strategischer Masterplan. Soll die Animationsserie vor allem direkt an die Kinofilme anschließen? Oder bleibt sie ein isoliertes Projekt, ein kleines, aber feines Stück Comicgeschichte, das für sich selbst stehen kann? Wie so oft: Diese Frage bleibt auf etwas schwammige Weise ungeklärt.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass «Your Friendly Neighborhood Spider-Man» auch eine Antwort auf die zunehmende Konkurrenz im Animationsbereich ist. Warner Bros. hat mit DC und Serien wie «Harley Quinn» gezeigt, dass auch animierte Superhelden-Stories erwachsene Zuschauer ansprechen können. Disney möchte mit Spider-Man – der ohnehin längst zur Cash-Cow des Hauses geworden ist – sicherstellen, dass auch auf dieser Ebene niemand an der Marke vorbeikommt: ein taktischer Schachzug und eine wichtige Investition in die Zukunft.
Doch hinter all dem Corporate-Manöver steckt immer noch der Kern der Geschichte: Peter Parker, ein Junge aus Queens, der versucht, das Richtige zu tun – ein Motiv, das seit Jahrzehnten funktioniert. Und genau hier setzt die Serie an. Nicht als Revolution, sondern als liebevolle Weiterführung einer Tradition, die Spider-Man zum kulturellen Phänomen gemacht hat. Ob das am Ende funktioniert, bleibt abzuwarten. Aber eines ist sicher: Disney hat sich die Latte selbst hochgelegt. «Your Friendly Neighborhood Spider-Man» soll keine bloße Kinderserie werden, sondern ein Teil der großen Marvel-Maschinerie – leichtfüßig und tiefgründig zugleich, charmant und spektakulär, ein Klassiker in der Mache. Es bleibt abzuwarten, ob die Spinne auch dieses Netz spinnen kann.
Die Serie «Your Friendly Neighborhood Spider-Man» startet am Mittwoch, den 29. Januar bei Disney+.