Das Jüngste Quoten-Gericht: Hilft 20:15 Uhr dem Dschungelcamp?

Montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Ende Januar darf der Blick auf «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» nicht fehlen.

Der Schichtplan von ITV Studios Germany und den Verantwortlichen von RTL hat sich in diesem Jahr um zwei Stunden verschoben. Denn der Kölner Sender strahlt sein Dschungelcamp erstmals live um 20:15 Uhr aus, nachdem man im Sommer eine Legendenstaffel aus der Dose getestet hatte. «Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden» funktionierte Ende August trotz des fehlenden Live-Charakters prächtig. Die 17 Folgen sorgten im Schnitt für 2,33 Millionen Zuschauer ab drei Jahren und sicherten sich Marktanteile von 11,0 Prozent im Gesamtmarkt sowie 19,9 Prozent in der klassischen Zielgruppe. Damit war man zwar weit von den Werten der regulären Staffeln entfernt, dennoch setzte RTL ein Ausrufezeichen in einem ohnehin überfüllten Reality-Markt und hielt die private Konkurrenz nach der Heim-EM und den Olympischen Spielen auf Kniehöhe.

In diesem Jahr überlegte sich RTL dann zwei weitere Kniffe, um unter anderen ProSiebenSat.1 auf Distanz zu halten. Man startete «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» am 24. Januar – fünf Tage später als im Vorjahr. Dadurch läuft das Finale erst weit im Februar (Sonntag, 9. Februar), sodass die Sendung sowohl im Januar als auch im Februar starke Auswirkungen auf die Monatsmarktanteile haben wird. Aber auch dieses Schwert ist zweischneidig: Im Januar erzielte RTL 8,2 Prozent im Gesamtmarkt und damit 1,1 Prozentpunkte weniger als im Januar 2024. In der Zielgruppe verlor man sogar 1,3 Punkte und landete bei 11,4 Prozent. Die Konkurrenz von Sat.1 und ProSieben liegt mit 5,8 beziehungsweise 7,0 Prozent in der Zielgruppe trotz besseren Ergebnissen im Vergleich zum Januar 2024 Lichtjahre entfernt.

Dschungelcamp hält Konkurrenz auf Abstand
«IBES» hat da natürlich einen gehörigen Einfluss. Gegen den Reality-Leuchtturm verzichten die beiden genannten Sender auf größere Highlights im Programm, ProSieben sendet beispielsweise vermehrt Clipshows und Spielfilme. Dieses Sparprogramm scheint in diesem Jahr noch ausgeprägter zu sein als in den Vorjahren, denn wie eingangs erwähnt, pflügt das Dschungelcamp nicht mehr nur durch die Late-Prime durchs Programm, sondern besetzt den 20:15-Uhr-Slot. Mit «Die Stunde danach» dauert der Dschungel-Abend bis mindestens 23:30 Uhr – ausgenommen der erste Sonntag, als die NFL-Übertragung bereits um 21:00 Uhr einsetzte.

Im Schnitt verfolgten 3,70 Millionen Menschen die zehn bislang ausgestrahlten Folgen. In der Spitze wurden 4,14 Millionen Menschen gemessen, das war am vergangenen Dienstag, 28. Januar, der Fall. Gemeinsam mit der Auftakt-Folge, die vier Millionen Seher verzeichnete, waren diese beiden Ausgaben die einzigen, die eine Vier vor dem Komma verbuchten. Am ersten Wochenende fielen die Reichweiten auf 3,31 und 3,20 Millionen, was erste Zweifel an der Primetime-Programmierung aufkommen ließ. Seither haben sich die Reichweiten stabilisiert, auch das zweite Wochenende lief mit 3,36 Millionen Zuschauern am Samstag und 3,85 Millionen am Sonntag merklich besser.

2024 startete «IBES» viermal um 20:15 Uhr
Im Vergleich – an dieser Stelle sei eingeworfen, dass jeweils vorläufig gewichtete Zahlen verglichen werden – zum Januar 2024, als die Sendung in der Regel ab 22:15 Uhr ausgestrahlt wurde, sind die Reichweiten dennoch niedriger. Die ersten zehn Folgen in 2024 erzielten eine durchschnittliche Sehbeteiligung von 3,90 Millionen Zuschauern, die gesamte Staffel erreichte 3,88 Millionen. In der Zielgruppe ist die Differenz weniger gravierend. 1,59 Millionen (2024) stehen 1,52 Millionen (2025) 14- bis 49-Jährigen gegenüber. Zum Ende hin verlor die vergangene Staffel etwas an Schlagkraft, sodass die gesamte Staffel auf einen Schnitt von 1,54 Millionen kam.

Aufgrund der früheren Sendezeit und der dadurch größeren Programm-Konkurrenz bewegen sich die Marktanteile in diesem Jahr deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Im Gesamtmarkt wurde die Einschaltquote auf 14,9 Prozent taxiert, an den ersten zehn Tagen im vergangenen Jahr waren 19,6 Prozent drin. Die gesamte Staffel landete bei durchschnittlich 21,1 Prozent, auch weil in der zweiten Woche keine Sendung mehr um 20:15 Uhr begann. An den ersten zehn Tagen waren es vier Primetime-Folgen. In der Zielgruppe standen in 2024 32,3 Prozent Marktanteil in der ersten Sendewoche zu Buche, die gesamte Staffel markierte 34,1 Prozent. In diesem Jahr beläuft sich der Wert auf 28,6 Prozent.

RTL zeigt sich mit der Performance von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» einmal mehr zufrieden, was nicht nur an den guten Quoten liegt, sondern auch an den Abrufzahlen auf RTL+. Wie der Streamingdienst am Montag vermeldete, verzeichnete die erste Folge laut AGF bisher 2,14 Millionen Views in VOD. „Insgesamt generierten die ersten 8 Folgen auf RTL+ zusammen beeindruckende 11,47 Millionen Views“, hieß es in einer Mitteilung. Durch die Nachgewichtung gewann die erste Folge im linearen Fernsehen knapp 400.000 Zuschauer hinzu. Auch die Folgen vom 25. und 26. Januar legten in dieser Größenordnung zu.

«Die Stunde danach» im Wert gestiegen
Auch wenn es für die Hauptsendung nicht ganz so gut wie im Vorjahr läuft, hat sich die Performance von «Die Stunde danach» klar verbessert. Die durchschnittliche Reichweite lag 2024 bei 1,56 Millionen Zuschauer, darunter 0,59 Millionen werberelevante Seher. In diesem Jahr kam das Begleitformat, das in der Regel gegen 22:30 Uhr und damit rund zwei Stunden früher als bisher on air geht, auf 1,81 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, von denen 0,72 Millionen der klassischen Zielgruppe angehören.

Aus Quotensicht läuft es hingegen deutlich schlechter, was aber eben auch mit der vorgezogenen Sendezeit zusammenhängt. Während nach Mitternacht nur noch wenige Menschen fernsehen, ist die Sehbeteiligung ab 22:30 Uhr noch deutlich höher. Der Marktanteil sank deshalb von 21,3 Prozent im vergangenen Jahr auf 12,6 Prozent in 2025. In der Zielgruppe verringerte sich das Ergebnis um 6,8 Punkte auf 24,0 Prozent. Klar ist aber auch, dass die aktuelle Runde mehr als neun Prozentpunkte über dem Ergebnis der vorproduzierten Sommer-Staffel «Ich bin ein Star – Die legendäre Stunde danach» liegt, als in der Zielgruppe 14,9 Prozent ausgewiesen wurden. Dschungel ist eben eine Tradition zu Jahresbeginn, weshalb RTL auch von einer weiteren Sommer-Staffel erst einmal abgesehen hat. Die Umstellung auf 20:15 Uhr hat sich indes auch im Winter ausgezahlt, auch wenn die Reichweiten leicht niedriger liegen als im Vorjahr.
03.02.2025 14:00 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/158529