Montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Zwei Wochen vor der Bundestagswahl gibt es eine Analyse zum TV-Duell und die Entwicklung der TV-Duelle in den vergangenen zwei Jahrzehnten.
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RTL hat vor wenigen Tagen ein neues Wort geprägt: Quadrell. Damit wird man kommenden Sonntag, 16. Februar, ein neues Kapitel in der recht jungen Historie des deutschen Fernsehduells aufschlagen. Ähnlich wie beim im vergangenen Jahr eingeführten „Triell“ handelt es sich bei „Quadrell“ um ein Kofferwort aus dem lateinischen Begriff „quadrus“ (dt. viereckig) und dem Wort „Duell“, schließlich stellen sich den Fragen von Pinar Atalay und Günther Jauch nicht nur zwei Kanzlerkandidaten, sondern vier. Robert Habeck (Die Grünen) möchte seine Chance nutzen, die er sich nach eigener Aussage selbst nicht gibt, während Alice Weidel (AfD) praktisch ebenfalls keine Chance auf den Einzug ins Kanzleramt hat, denn alle anderen Parteien schließen eine Zusammenarbeit mit der rechtspopulistischen und zuweilen rechtsextremen „Alternative für Deutschland“ aus.
Bleiben noch der bisherige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der aussichtsreichste Anwärter Friedrich Merz (CDU), die auf Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Angela Merkel und Olaf Scholz folgen könnten. Scholz und Merz standen sich bereits am Sonntagabend gegenüber. Das Erste und das ZDF verzichtete auf eine Erweiterung des TV-Duells und kehrte zum klassischen Format mit zwei Kandidaten zurück, das in dieser Form erstmals im Wahlkampf 2002 zwischen Gerhard Schröder und Edmund Stoiber ausgetragen wurde. Damals gab es zwei Duelle, zunächst bei RTL und Sat.1, zwei Wochen später bei ARD und ZDF. Damals schalteten die beiden Duelle jeweils rund 15 Millionen Zuschauer ein. 2005 wollte Unions-Kandidatin Angela Merkel nur einmal gegen Gerhard Schröder debattieren, sodass Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1 und phoenix gleichzeitig übertrugen. Fast 21 Millionen Zuschauer nahmen sich am 4. September 2005 Zeit, um den Fragen von Sabine Christiansen (Das Erste), Maybrit Illner (ZDF), Peter Kloeppel (RTL) und Thomas Kausch (Sat.1) zu lauschen.
Nachdem Merkel die Wahl gewonnen hatte, blieb es in den Jahren danach bei einem Duell pro Bundestagswahl. Am 13. September 2009 folgte Merkels zweites TV-Duell, in dem sie dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier gegenüberstand. Wieder übertrugen die fünf genannten Sender gleichzeitig, die Reichweite fiel mit etwas mehr als 14 Millionen Zuschauer jedoch deutlich niedriger aus. Die Übertragungen von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 erreichten einen Marktanteil von 41,4 Prozent, wobei Das Erste mit 22,7 Prozent den größten Anteil beisteuerte. Bei der blauen Eins schalteten 7,76 Millionen Zuschauer ein.
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Wiederum vier Jahre später trat Merkel gegen Peer Steinbrück an, doch für Spannung sorgte auch eine andere Personalie. Die ProSiebenSat.1-Gruppe setzte nicht mehr auf Peter Limbourg als Vertreter, sondern ließ Entertainer Stefan Raab die Fragen stellen. Folglich übertrug auch nicht mehr Sat.1, sondern ProSieben die Diskussion. Am 1. September 2013 erhöhte sich die Reichweite auf über 17,6 Millionen Zuschauer, allein 10,11 Millionen waren ARD-Publikum. ProSieben verdoppelte nahezu die Reichweite von Sat.1 vier Jahre zuvor. Damals schalteten nur 0,79 Millionen den Bällchensender ein, Raabs auftritt wollten 1,51 Millionen ProSieben-Zuschauer sehen. Der Gesamtmarktanteil belief sich 2013 auf 50,7 Prozent. Auch in der Zielgruppe war ein deutlicher Anstieg um mehr als zehn Prozentpunkte zu spüren, die Einschaltquote bei den 14- bis 49-Jährigen wurde auf 45,5 Prozent (2009: 35,0%) beziffert.
Auf einem ähnlichen Niveau lag auch das Duell zwischen Merkel und Martin Schulz, das am 3. September 2017 von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 übertragen wurde. Statt Raab, der sich zu diesem Zeitpunkt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, moderierte Claus Strunz an der Seite von Sandra Maischberger, Maybrit Illner und Peter Kloeppel. Die beiden Letztgenannten führten schon in den Jahren zuvor durch die TV-Duelle. Sat.1 rutschte 2017 unter die Millionen-Marke (0,93 Mio.), auch Das Erste konnte das Niveau von zehn Millionen Zuschauern (9,33 Mio.) nicht halten. Generell ging das Interesse auf etwas mehr als 16 Millionen Zuschauer zurück.
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Ohne Angela Merkel riefen die TV-Sender 2021 die Revolution aus. Statt eines TV-Duells gab es gleich drei TV-Trielle. Den Anfang machte diesmal RTL, das gemeinsam mit dem Nachrichtensender ntv rund einen Monat vor der Bundestagswahl on air ging. Pinar Atalay und Peter Kloeppel stellten vor 5,60 Millionen RTL-Zuschauern Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet ihre Fragen. Zwei Wochen später waren Oliver Köhr und Maybrit Illner für Das Erste und das ZDF an der Reihe. Die Sehbeteiligung stieg auf 10,87 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil verdoppelte sich nahezu von 18,2 auf 35,7 Prozent. Sieben Tage vor der Wahl gingen ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins auf Sendung, um das dritte und letzte Triell zu zeigen. Die drei Sender verzeichneten insgesamt 4,07 Millionen Zuschauer, wobei allein Sat.1 auf 2,22 Millionen kam. Für Kabel Eins entschieden sich nur 0,65 Millionen Menschen. Mit einem Gesamtmarktanteil von 12,9 Prozent hätte es für die Moderatorinnen Claudia von Brauchitsch und Linda Zervakis besser laufen können.
Interessant ist in diesem Jahr vor allem der Aspekt, dass sich die Sender nicht an ein starres System halten. Während ARD und ZDF auf ein klassisches Duell setzten, das 12,26 Millionen Zuschauer im Ersten und ZDF verfolgten, lädt RTL wie eingangs erwähnt gleich vier Spitzenkandidaten ein. ProSieben und Sat.1 verzichten auf diese Herangehensweise und zeigen verschiedene Debatten-Formate – teilweise sehr kurzfristig vor der Wahl. Neben Kinderfragen an Olaf Scholz und Friedrich Merz werden Linda Zervakis und Paul Ronzheimer am Abend vor der Bundestagswahl ein „Bürger-Speed-Dating“ mit Scholz, Merz, Habeck und Weidel veranstalten.
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Trotz des verkürzten Wahlkampfes geben sich die Politiker große Mühe auf vielen Plattformen präsent zu sein. Dabei wählen die Kandidaten nicht nur den klassischen Weg des Fernsehens, sondern treten auch in Online-Formaten oder Podcasts auf. So wurde beispielsweise auch Scholz‘ Auftritt im ‚Zeit‘-Podcast «Alles gesagt?» am gestrigen Abend aufgegriffen. Auch die Fernsehsender geben sich durch die verschiedenen Duell-Szenarien große Mühe frischen Wind in den unter Merkels Zeit etwas eingeschlafenen TV-Wahlkampf zu bringen. Der Gewinner ist dabei auch das Publikum, das aus unterschiedlichen Formaten wählen kann – frei nach Rober Lembke: „Welches Duell-Format hätten Sie denn gern?“