Heike Trinker: ‚Es ging immer auch um die Menschen hinter den Fällen‘

Auch beim Abschiedsfilm darf Trinker natürlich nicht fehlen. Die letzten Drehtage waren für sie und das Team emotional.

Hallo Frau Trinker, Sie sind auch im Abschiedsfilm von «Stubbe» zu sehen. Was können die Zuschauer vom Abschiedsfilm erwarten?
Es ist ein packender, emotionaler Abschluss geworden. Der Titel „Familie in Gefahr“ ist Programm – diesmal gerät die gesamte Familie in einen Strudel aus Anschuldigungen und Verleumdungen. Jedes Familienmitglied wird auf eine harte Probe gestellt, und um die Wahrheit ans Licht zu bringen, müssen sie enger zusammenrücken als je zuvor. Es geht um Zusammenhalt in schwierigen Zeiten – und genau das macht den Film so stark.

«Stubbe – Familie in Gefahr» markiert das große Finale der Reihe. Wie haben Sie diesen besonderen Moment am Set erlebt?
Mit großer Dankbarkeit. Ich durfte in zwölf Filmen Teil dieser Welt sein, und das war für mich eine riesige Freude und Chance. Es gibt in dieser Branche wenig Konstanz, doch hier hatten wir über Jahre hinweg ein starkes Team, das gemeinsam gewachsen ist. Gerade in Zeiten, in denen überall gespart wird und der Konkurrenzdruck hoch ist, war es ein großes Geschenk, kontinuierlich in so einer Produktion mitwirken zu dürfen. Der letzte Drehtag war sehr emotional – als wir die letzte Szene drehten, wurde Wolfgang Stumph mit Applaus verabschiedet. Als wir uns, beide sehr gerührt, umarmten und er „meine Marlene“ sagte, war das ein Moment der gegenseitigen Dankbarkeit und Wertschätzung für die vergangenen Jahre. Das werde ich nie vergessen.

Im abschließenden Film «Stubbe – Familie in Gefahr» gerät Marlene in Verdacht, Beweise vernichtet zu haben. Wie haben Sie sich auf diese emotionale Herausforderung vorbereitet?
Ehrlich gesagt, war es für mich gar nicht so sehr die Anschuldigung selbst, die die größte Herausforderung darstellte. Natürlich ist es eine belastende Situation für meine Figur – der Verdacht wird geäußert, es folgt eine Suspendierung, und plötzlich wird ihr Vertrauen entzogen. Doch für mich als Schauspielerin war der eigentliche emotionale Kern eine andere Szene: Marlene kehrt nach Hause zurück, möchte mit ihrem Partner darüber sprechen, doch er hört ihr einfach nicht zu. Stubbe ist mit seinen eigenen Gedanken und Ermittlungen beschäftigt, erzählt von seinen Entdeckungen, ohne wahrzunehmen, was sie gerade durchmacht. Diese Entfremdung, das Missverstehen in einer langjährigen Beziehung – das war für mich die eigentliche Herausforderung und für diese Beziehung auch ein zentrales Thema des Films.

Die «Stubbe»-Reihe hat über drei Jahrzehnte hinweg ein großes Publikum begeistert. Was macht die Serie aus Ihrer Sicht so zeitlos?
Es gibt viele Gründe für den Erfolg. Als die Serie 1995 startete, gab es noch spürbare Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Stubbe, dieser Sachse, der in Hamburg auf seine eigene Art ermittelte, brachte eine besondere Note mit. Aber entscheidend war wohl, dass es nie nur um Verbrechen ging – es ging immer auch um die Menschen hinter den Fällen. Stubbe interessierte sich für die „kleinen Leute“, für ihre Schicksale und Tragödien. Und dann waren da diese kleinen, liebenswerten Marotten – seine Fahrradklammer, sein bodenständiger Humor. Es war diese Mischung aus Menschlichkeit, kauzigem Charme und sozialer Relevanz, die die Serie so besonders gemacht hat.

Wie hat sich Ihre Verbindung zu Marlene Berger im Laufe der Jahre entwickelt?
Von Beginn an war Marlene eine sehr selbstständige, eigenständige Figur. Im Laufe der ersten Filme sind Stubbe und sie zusammengewachsen, sie haben sich aber immer den gegenseitigen Raum gelassen. Besonders prägend war für mich der Moment, als Marlene entschied, nach Dresden zu gehen, um sich beruflich weiterzuentwickeln. Das war ein starker Schritt für ihre Figur. Auch „Tod auf der Insel“ war eine besondere Folge, in der die Dynamik zwischen Marlene und Stubbe eine neue Tiefe erreichte. Ich blicke auf diese Entwicklung mit Zufriedenheit zurück und habe das Gefühl, dass die Figur ihren Weg gefunden hat. Ich werde sie nicht vermissen – ich werde sie in guter Erinnerung behalten.

Der Film greift mit den Verdachtsmomenten gegen Marlene und Helges Verhaftung sehr intensive Themen auf. Wie haben Sie die Balance zwischen Spannung und Emotion empfunden?
Das war tatsächlich eine besondere Herausforderung. «Stubbe» hat sich immer mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandergesetzt – und diesmal geht es um Fake News, um Vorverurteilungen und darum, wie schwer es ist, eine einmal verbreitete Lüge wieder aus der Welt zu schaffen. Wir erleben das ja auch in der Realität ständig: Skandale bestimmen die Schlagzeilen, aber wenn sich später herausstellt, dass es doch nicht so war, interessiert es kaum noch jemanden. Das betrifft sowohl Marlene als auch Helge im Film – und ich fand es interessant, genau dieses Spannungsfeld darzustellen.

Die Serie endet mit einem starken Plädoyer für familiären Zusammenhalt. Wie wichtig ist Ihnen diese Botschaft persönlich?
Sehr wichtig. Wir leben in einer Zeit, in der Einsamkeit ein großes Thema ist. Es gibt mehr Single-Haushalte als je zuvor. Familie kann dabei ein Anker sein – egal, wie sie definiert wird. Das müssen nicht zwingend klassische Familienkonstellationen sein, es gibt heute viele neue Formen des Zusammenlebens. Wichtig ist nur, dass man Menschen um sich hat, auf die man sich verlassen kann. Wir sind als Gesellschaft stärker, wenn wir aufeinander achten und füreinander da sind.

Wie war die Zusammenarbeit mit Wolfgang und Stephanie Stumph, die in ihrer Vater-Tochter-Rolle eine besondere Chemie mitbringen?
Es war großartig, weil sie beide ein blindes Verständnis füreinander haben. Sie sind ja vor der Kamera miteinander gewachsen. Ihre Vertrautheit, ihr Timing – das war beeindruckend zu sehen. Ich habe mich sehr gefreut, in diesem letzten Film intensiver mit Stephanie zu arbeiten, weil das Familienthema diesmal im Mittelpunkt steht.

Welche Erinnerungen an die Dreharbeiten bleiben Ihnen besonders im Gedächtnis?
Natürlich erinnere ich mich an meinen ersten Film – das vorsichtige Herantasten an die Figur, das erste Zusammenspiel mit Wolfgang Stumph. Besonders spannend fand ich auch konfliktreiche Szenen, etwa als Marlene nach Dresden ging oder die Auseinandersetzung in „Tod auf der Insel“. Aber am stärksten bleibt mir wohl der Moment der letzten Klappe in Erinnerung. Die Umarmung mit Wolfgang Stumph, seine Worte – das war sehr bewegend. Es war ein würdiger Abschied für eine Serie, die so viele Jahre lang die Zuschauer begeistert hat.

Danke für Ihre Zeit!

«Stubbe – Familie in Gefahr» ist am Samstag, den 22. Februar 2025, um 20.15 Uhr zu sehen. Natürlich im ZDF.
19.02.2025 12:47 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/158862