Filme des Grauens: «A Madea Homecoming»

Der POC-Autor und Regisseur wirft zahlreiche Projekte auf den Markt, die allerdings zum großen Teil schlecht sind.

Im Jahr 2022 brachte Tyler Perry mit «A Madea Homecoming» einen weiteren Eintrag in seine berüchtigte Madea-Saga auf die Leinwand – einen Film, der mehr Fragen aufwirft als Antworten liefert und, gelinde gesagt, auch in puncto Qualität weit unter den Erwartungen bleibt. Der Film versucht, sich als Mischung aus Familienfeier, turbulenter Heimkehr und typischem Perry-Humor zu inszenieren, doch was dabei entsteht, ist ein überladenes, klischeehaftes Durcheinander, das sowohl Kritiker als auch Zuschauer in Enttäuschung zurücklässt. Dabei ist die Handlung des Films alles andere als originell: Die resolute und unverwechselbare Madea, gespielt vom Schöpfer selbst, kehrt in ihre Heimat zurück, um eine lang ersehnte Familienfeier – ein „Homecoming“ – zu organisieren. Diese Zusammenkunft soll nicht nur alte Wunden heilen, sondern auch längst vergrabene Geheimnisse ans Licht bringen. Stattdessen wird die Veranstaltung zum Schauplatz von endlosen Streitereien, peinlichen Missverständnissen und einer Ansammlung von moralisierenden Predigten, die den Zuschauer mit dem Gefühl zurücklassen, einen schlecht einstudierten Reunion-Film zu sehen, der weder emotional berührt noch zum Lachen anregt.

Von Beginn an fällt auf, dass die Geschichte in ihrer Dramaturgie vollkommen ausgereizt wirkt. Man erkennt schnell, dass es weniger darum geht, eine packende Geschichte zu erzählen, als vielmehr darum, bekannte Charaktertypen und Running Gags aus vergangenen «Madea»-Filmen wieder aufleben zu lassen. Die Familienmitglieder, die Madea um sich scharen, erscheinen dabei als eindimensionale Figuren, die sich in stereotype Rollen zwängen lassen. So begegnet man dem überdrehten Onkel, der ständig in alkoholgetränkten Eskapaden endet, der stets missmutige Cousin, der jede Lebensfreude vermissen lässt, und der übermäßig sentimentalen Neffen, der versucht, den emotionalen Zerfall der Familie zu verhindern – all dies gepaart mit Madeas unverwechselbarer, aber mittlerweile abgedroschener Art, mit lauten Sprüchen und übertriebenem Slapstick-Humor aufzufallen. Der Versuch, aktuelle Themen wie familiären Zusammenhalt, gesellschaftliche Erwartungen und den Generationenkonflikt aufzugreifen, scheitert kläglich an der oberflächlichen Umsetzung und einer erzwungenen Sentimentalität, die mehr lächerlich als berührend wirkt.

Im Zentrum dieses Chaos steht natürlich Madea – eine Figur, die über Jahrzehnte hinweg sowohl Kultstatus als auch heftige Kritik erlangt hat. Tyler Perry, der in der Rolle der resoluten, aber doch unglaublich verwechselbaren Madea immer wieder in Kostüm und Make-up auftritt, verkörpert in diesem Film erneut den alternden Klischeehelden, der mit einer Mischung aus Großzügigkeit, Unbarmherzigkeit und einer gehörigen Portion vulgärer Weisheiten seine Umgebung „managt“. Unterstützt wird er von einem Ensemble, das sich aus wiederkehrenden Gesichtern in Perry-Produktionen zusammensetzt. Dabei sind es nicht selten Schauspieler wie Cassi Davis oder Patrice Lovely, die in früheren Filmen einmalig gewirkt haben und nun in diesem Film ihre Rollen fast als Pflichtprogramm abspulen. Die Darsteller um Madea herum wirken jedoch mehr wie Statisten in einem vorhersehbaren Bühnenstück als wie eigenständige, lebendige Charaktere – ein Umstand, der dem ohnehin leeren Drehbuch zusätzlichen Abzug verleiht.

Regie, Drehbuch und Produktion liegen ganz in den Händen von Tyler Perry, der seit jeher darauf besteht, seine künstlerische Handschrift in allen Facetten seines Schaffens zu hinterlassen. Mit «A Madea Homecoming» wollte Perry offenbar erneut die Magie eines familiären Wiedersehens einfangen und gleichzeitig mit seiner typischen Mischung aus Humor und harter Lebensweisheit punkten. Leider erweist sich die Umsetzung als ein Paradebeispiel dafür, wie sich ein einst erfolgreiches Konzept in endlosen Wiederholungen selbst verliert. Die Inszenierung ist überladen und labberhaft, die Szenen wirken wie aneinander gereihte, bereits tausendfach durchlaufene Klischees, die keinerlei frische Perspektive bieten. Die dialoglastigen Auseinandersetzungen und das ständige Hin und Her zwischen sentimentalen Momenten und plumpen Witzen lassen den Film an Substanz vermissen – und all das, obwohl Perry traditionell auf seinen unnachahmlichen Stil schwört.

Die Kritik an «A Madea Homecoming» fiel dementsprechend nahezu einhellig negativ aus. Viele Filmkritiker bemängelten, dass der Film in puncto Originalität und dramaturgischer Spannung komplett versagt. So wurde häufig hervorgehoben, dass Perry es geschafft hat, aus einer vielversprechenden Prämisse ein rein kommerziell kalkuliertes Produkt zu formen, das weder künstlerisch noch inhaltlich neue Impulse setzt. Die schiere Vorhersehbarkeit der Handlung, kombiniert mit einem übermäßig moralisierenden Unterton, machte es schwer, sich wirklich in die Geschichte hineinziehen zu lassen. Kritiker wiesen zudem darauf hin, dass der Film in seiner visuellen und narrativen Gestaltung oftmals billig wirkt – als ob das Budget und die kreative Energie in all die Wiederholungen der altbekannten Madea-Formeln geflossen wären, anstatt in innovative Ideen. Die einstige Anziehungskraft von Madea, die über Jahrzehnte hinweg für einen gewissen Kultstatus sorgte, scheint in «A Madea Homecoming» mehr ein Fluch als ein Segen zu sein: Die Figur ist zu einer Schablone verkommen, die keinerlei Überraschungen mehr birgt und letztlich nur noch ein langweiliger Exkurs in ein längst vergangenes Zeitalter des Films darstellt.

Doch was ist eigentlich der Grund dafür, dass «A Madea Homecoming» als so mies empfunden wird? Neben der oberflächlichen und klischeehaften Handlung ist es vor allem die mangelnde Weiterentwicklung der Figuren, die den Film ins Bodenlose sinken lässt. Es fehlt an Charaktertiefe, an Spannung und – vor allem – an der nötigen Prise frischem Witz, die früher einmal das Markenzeichen von Perry-Filmen war. Der Film versucht zwar, sentimentale Themen anzusprechen und die familiäre Dynamik in den Vordergrund zu rücken, doch statt authentischer Emotionen erhält der Zuschauer ein übertrieben inszeniertes Schauspiel, das mehr zum Augenrollen als zum Mitfühlen anregt. Auch der Soundtrack und die Kameraführung, die in vielen modernen Produktionen für Atmosphäre sorgen, können hier nicht überzeugen und wirken veraltet und uninspiriert.

Ein weiterer Aspekt, der zur Negativbewertung des Films beiträgt, ist die Selbstbezogenheit von Tyler Perry. Immer wieder lässt sich der Regisseur in langen Monologen und rhetorischen Einschüben verlieren, die den Film nicht voranbringen, sondern vielmehr den Eindruck erwecken, als wolle er dem Publikum mit einem altbekannten Mantra predigen. Diese ungeschickte Mischung aus Selbstinszenierung und mangelnder Empathie gegenüber den Charakteren hat nicht nur die Kritik, sondern auch das Publikum enttäuscht. Es entsteht der Eindruck, dass Perry sich zu sehr auf seine eigene Marke und seinen eigenen Stil versteift hat, ohne sich den sich wandelnden Ansprüchen an moderne Filmkunst anzupassen.

Doch was machen die Köpfe hinter diesem Desaster heute? Tyler Perry selbst hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der erfolgreichsten und produktivsten Filmemacher in Hollywood entwickelt. Neben seinen berühmt-berüchtigten «Madea»-Filmen hat er in den letzten Jahren zahlreiche Projekte umgesetzt, die vor allem im Bereich Fernsehen und Streaming neue Wege gehen. Sein Produktionsstudio arbeitet stetig an neuen Formaten und Serien, die versuchen, dem modernen Geschmack gerecht zu werden – auch wenn nicht immer alle Projekte die erhoffte Resonanz finden. Perry hat sich längst von der reinen «Madea»-Formel emanzipiert und wagt sich mittlerweile an dramatischere und gesellschaftlich relevantere Themen heran, wenn auch immer mit einer Prise seines unverwechselbaren Humors. Dennoch bleibt die Frage bestehen, ob sich seine künstlerische Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit wirklich positiv vollzogen hat oder ob die permanente Wiederholung alter Muster letztlich mehr schadet als nützt.

Auch die weiteren Akteure in Perry-Filmen haben sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt – oder zumindest versucht, es zu tun. Viele der wiederkehrenden Schauspieler, die in «A Madea Homecoming» zu sehen sind, haben in den vergangenen Jahren an unterschiedlichen Projekten gearbeitet, sei es im Fernsehen, in kleineren Filmproduktionen oder sogar im Theater. Einige von ihnen konnten sich als Charakterdarsteller etablieren und haben in ihren Rollen, auch jenseits der Perry-Welt, positive Kritiken eingefahren. Andere wiederum scheinen in der Endlosschleife von «Madea»-Filmen gefangen zu sein und haben Schwierigkeiten, sich aus dieser Komfortzone zu befreien. Dabei ist es bedauerlich, dass gerade in einem Film wie diesem, der den Eindruck erweckt, dass keine neuen Ideen mehr vorhanden sind, auch das Potenzial der talentierten Schauspieler nicht ausgeschöpft wird. Stattdessen werden sie in vorgefertigte Rollen gedrängt, die weder ihre Fähigkeiten noch ihre Persönlichkeit widerspiegeln.

Insgesamt zeigt «A Madea Homecoming» eindrücklich, wie selbst etablierte Formate und bekannte Marken in ihrer Originalität und Aussagekraft zu erstarren drohen, wenn sie nicht bereit sind, sich zu verändern. Der Film steht sinnbildlich für eine Ära, in der das Festhalten an alten Erfolgsrezepten oftmals wichtiger erscheint als der Versuch, neue Wege zu gehen. Dies führt nicht nur zu einer Abnutzung des Materials, sondern auch zu einer Entfremdung des Publikums, das sich nach Authentizität und Innovation sehnt. Die Tatsache, dass selbst die Kritiken von Branchenkennern und langjährigen Fans sich in einem einhelligen Negativtakt äußern, unterstreicht, dass hier ein Wendepunkt notwendig gewesen wäre – und zwar schon vor der Produktion des Films.

Abschließend muss festgehalten werden, dass «A Madea Homecoming» mehr als nur ein weiterer Madea-Film ist. Es handelt sich um ein kulturelles Produkt, das versucht, die vermeintliche Tradition und den Charme einer längst vergangenen Ära neu zu beleben – dabei jedoch völlig an Relevanz und Substanz verliert. Die mangelnde Tiefe in der Charakterzeichnung, die oberflächliche Handlung und die veralteten Erzählmuster machen den Film zu einem Paradebeispiel dafür, wie kommerzieller Erfolg auf Kosten künstlerischer Innovation gehen kann.
08.03.2025 12:51 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/159118