Louis Klamroth und Florida Factual standen unter Druck. Halfen Ampelbruch, Trump-Wahl und Wahlkampf den Montagstalk zu beflügeln?
Die Forderung der WDR-Verantwortlichen war klar: Der angeschlagene Polittalk
«Hart aber fair» müsse seine Reichweite sowohl im Linearen als auch im Streaming steigern, wenn er eine Zukunft haben will. Unter dieser Maßgabe galt es für Moderator Louis Klamroth und dem Team der neuen Produktionsfirma Florida Factual, das Format zu überarbeiten. Trugen die Veränderungen Früchte?
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Gleich am ersten Tag unseres Betrachtungszeitraums hatte der Talker dafür eine denkbar dankbare Ausgangslage. Denn wenige Tage zuvor war die Ampel-Regierung geplatzt, was natürlich reichlich Gesprächsstoff lieferte. Das bildete sich dann auch erwartbarerweise in den Einschaltimpulsen ab: Sie bezifferten sich auf solide 12,7 Prozent (3,25 Millionen) gesamt, sowie richtig gute 11,0 (0,57 Millionen) bei den Jüngeren.
In der Woche darauf konnte konsequenterweise ein Reichweitenabfall beobachtet werden. Auf 2,61 Millionen zu mittelmäßigen 10,4 Prozent war er zu taxieren. Noch überdeutlicher der Verlust von jüngerem Publikum: Nur noch 0,39 Millionen von ihnen schalteten zu und zogen ihren Anteil auf durchwachsene 7,4 Prozent runter. Zu einer späteren Zeit nach 22.00 Uhr ging der Talk sieben Tage später On Air. Dieser Umstand führte dazu, dass trotz weiter sinkender Sehbeteiligung (2,22 Millionen) der Quotenanteil in die befriedigende Range von 12,7 Prozent zurückkehrte. Auch im Hinblick auf die Jüngeren brachte eine leicht reduzierte Reichweite einen wieder gestiegenen Wert von ordentlichen 9,7 Prozent.
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Eine triste Flughöhe mit grauen Wolken ergab in den Folgewochen – der Gesamt-Marktanteil bewegte sich in einem Korridor von 9,0 bis 10,4 Prozent bei den Älteren und von 6,5 bis 7,7 Prozent bei den 14-49-Jährigen. Für Aufheiterung musste also dringend ein Clown her – und der wurde in Donald Trump gefunden, der am 20. Januar seine Amtseinführung hatte. Sein zweifelhaftes Comeback im Weißen Haus schob das Interesse an Klamroths Runde auf sehr gute 14,8 Prozent bei allen Zuschauenden. Richtiggehend stark performte die Diskussion mit Bezug zu den Jüngeren, welche sie zu 14,3 Prozent sahen.
Zwar gab es am anschließenden Ausstrahlungstermin nochmal einen Knick in trübe Gefilde, doch dann kam Klamroth der Wahlkampf zupass. Jener ließ die Größenordnungen zunächst auf immerhin passable 11,6 und dann sogar schöne 14,2 Prozent (3,35 Millionen) ansteigen. Zudem ging es bei den Leuten zwischen 14 und 49 bis auf erneut starke 13,6 Prozent bei 0,70 Millionen hoch. Nicht ganz so pralle fiel das Interesse an der Sendung direkt nach der Wahl aus, doch auch sie generierte mit jeweils exakt 12,0 Prozent in beiden Altersklassen wirklich vorzeigbare Resonanzen. Es waren Ergebnisse, welche aus 2,84 sowie 0,57 Millionen Einschaltenden gewonnen wurden.
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Grob gesagt, bewegte sich Louis Klamroth mit seinem angepassten
«Hart aber fair» in die richtige Richtung, auch wenn Ausschläge in den einstelligen Bereich beim Gesamtpublikum wohl noch zu häufig waren. Die ARD wird hoffen, dass es konstanter in die zweistellige Zone geht – gerne auch von den jungen Leuten gesehen. Acht bis neun Prozent dürften bei ihnen jedoch die realistische Peilmarke sein.