Große ARD-Doku über «Hitlers Volk»

Mit Hilfe des Graphic-Novel-Künstlers Vincent Burmeister wird die vierteilige Doku illustriert.

Ab Dienstag nach Ostern, dem 22. April 2025, zeigt die ARD Mediathek die vierteilige Dokumentationsreihe «Hitlers Volk - Ein deutsches Tagebuch», die am Montag, dem 5. Mai 2025, ebenfalls um 22.50 Uhr zu sehen ist. Hinter dem Projekt stehen Eva Röger, Daniel Ast und Jürgen Ast. Die Dokumentation basiert auf einer Graphic Novel von Vincent Burmeister. Eine Produktion der astfilm productions im Auftrag von rbb/SWR (federführend), Radio Bremen und MDR für die ARD.

Der Sieg über die Deutschen, die Hitlers Herrschaft über zwölf Jahre maßgeblich getragen haben, jährt sich im Mai 2025 zum 80. Mal. „Hitlers Volk - Ein deutsches Tagebuch“ erzählt die Geschichte von acht Menschen und ihren Familien. Sie dokumentierten, was sie täglich erlebten, was sie fühlten, was sie dachten. Sie schrieben aus der Unmittelbarkeit des Tages und der damaligen Situation heraus. Die Tagebuchschreiberinnen und Tagebuchschreiber kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, politischen Lagern und Religionszugehörigkeiten, sie leben über ganz Deutschland verteilt. Sie sind Anhänger der Nazis, Gegner, Ausgestoßene und Opfer der „Volksgemeinschaft“. Manche Tagebücher ziehen sich durch die gesamten zwölf Jahre der Diktatur, andere begleiten uns nur eine Zeitlang und verstummen dann. Die Radikalisierung der Gesellschaft schreibt sich in die Tagebücher ein. Sie alle geben private Einblicke in die Zeit - und ihre Abgründe.

Einer der Protagonisten des Programms ist Willy Cohn. Der Geschichtswissenschaftler und Pädagoge, lebte in Breslau. Er bezeichnete sich als deutscher Jude, war stolzer Träger des Eisernen Kreuzes, fest in der Breslauer Gesellschaft verankert, Mitglied der SPD. 1933 überrollen Cohn die Ereignisse. Er wird aus dem Staatsdienst entlassen. Verhaftungswellen, Selbstmorde, Morde - die Situation der Breslauer Juden wird für Cohn immer schwieriger. Viele verlassen Deutschland. Auch seine beiden Söhne und eine Tochter fliehen. Die eigene Ausreise nach Palästina wird erwogen - und wieder verworfen. Breslau ist die Heimat, Deutsch die Sprache. Am 17. November 1941 bricht Cohns Tagebuch mitten im Satz ab. Vier Tage später wird er mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern verhaftet, deportiert und am 28. November in Kaunas erschossen.

Jürgen Ast teilte mit: „Das authentische „Hier und Jetzt“ von Tagebüchern provoziert immer ein Nachdenken über heutige Entscheidungssituationen: „Wie hätte ich mich verhalten? Wie verhalte ich mich?“ Ausgrenzung, Populismus, Radikalisierung der Gesellschaft, sogar der Krieg sind auch heute wieder auf der Tagesordnung. Die Dachböden – das Beiseite- und Abgestellte faszinierten mich. Als Kind mit Freunden in den Utensilien der Familien stöbern. Abgelegt unter Decken oder in Kartons fanden sich immer auch Briefmarken mit Hitler im Seitenprofil, Zeitschriften, in denen Jungen und Mädchen mit wehenden Hakenkreuzwimpeln uns froh zulachten, einmal kam auch eine kleine Hitler-Büste zum Vorschein. Eindringlich und fordernd schaute uns das verstaubte Gesicht an, fast beleidigt, dass man es hier versteckt hat…“
15.03.2025 09:12 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/159597