Am Dienstagabend verabschiedete sich Klaas Heufer-Umlauf in einer 13-minütigen Kurzausgabe von seiner Late-Night-Karriere. «Late Night Berlin» ist somit Geschichte. Neue Pläne gibt es aber bereits.
In den vergangenen beiden Jahren kehrte die ProSieben-Show «Late Night Berlin» Mitte Februar aus der Winterpause zurück. 2022 dauerte es noch bis Anfang März. Zeitliche Verschiebungen sind nicht ungewöhnlich, allerdings ist inzwischen Ende März und Klaas Heufer-Umlauf hatte noch immer keine neue Ausgabe seines Late-Night-Formats präsentiert. Umso ungewöhnlicher war die Ankündigung für den gestrigen Dienstagabend, an dem eine einzelne 15-minütige Ausgabe im Programmplan stand.
Die Kurzausgabe begann wie jede andere Sendung auch: mit einem Stand-up. Schnell wurde aber klar, dass es sich hierbei um eine Art Meta-Sendung handelt, denn Klaas geriet immer wieder ins Stocken und fühlte sich an vergangene Sendungen erinnert. Endgültig angekommen im «LNB»-Metaverse war man, als der Moderator verschiedene Outfits trug. Im nächsten Teil der Sendung wollte Klaas andere Sendungen analysieren und moderierte eine MAZ über seine eigene Late-Night-Show an.
Der Einspieler ging auf die Geschichte der Late-Night-Shows in den USA seit den 50er-Jahren ein, bis die Bilder beim «Circus HalliGalli»-Nachfolger «Late Night Berlin» ankam. Es folgten ikonische Szenen der vergangenen sieben Jahre – von der Weinmesse, als Daniel Rauleder in einem Paket verschickt wurde, Klaas Popstar Billie Eilish interviewte, oder Kinder den damaligen Kanzler-Kandidaten Armin Laschet Fragen stellten. „Das alles haben wir gerne gemacht. Wir haben es als Late-Night-Show gemacht“, erklärte die Off-Stimme und erklärte daraufhin das starre Muster eines jeden Formats. „Ist so ein Format noch zeitgemäß, wenn so vieles daran immer gleich ist?“, lautete die Frage.
Jeden Witz gemacht, jedes Spiel gespielt
Die Erkenntnis folgte auf der Stelle: „Nun, seit sieben Jahren «Late Night Berlin», schleicht sich ein Gefühl ein, dass man anfängt sich zu wiederholen. Jeder Witz wurde gemacht, jeder Gast eingeladen und jedes Spiel gespielt“, so die Stimme, die sogleich die entscheidende Frage hinterherschob, während auf der Bildebene Klaas Heufer-Umlauf rückwärts aus dem Studio schritt: „Trotz all der Freude, die uns «Late Night Berlin» bereitet hat, stellt sich eine Frage: Ist es nicht an der Zeit ‚Lebwohl‘ zu sagen und diese Show hinter sich zu lassen, um etwas Neues zu beginnen?“
Zurück im Studio suchte Klaas das Gespräch mit Jakob Lundt das Zwiegespräch. In Anspielung auf den Einspieler sagte Klaas: „Ich glaube ich habe gerade etwas verstanden. Da hat gerade jemand die Wahrheit gesagt und das bestätigt den Verdacht, den ich schon länger mit mir rumtrage.“ Vom Zwang die Sendung in ihrem gewohnten Rahmen fortzusetzen, wollte er nichts wissen: „Wir haben so lange Sendung, bis wir sagen, dass wir Sendung haben.“ Er fügte an: „Wir sagen immer, dass man den Moment nicht verpassen darf. Und ich glaube, jetzt ist der Moment, an dem ich fertig bin mit Late Night. Ich habe keine Lust mehr auf Late Night. Es reicht. Und ich habe den Eindruck, es ist besser man merkt das selber als, wenn irgendwann die Tür aufgeht und jemand von ProSieben sagt einem das.“
Zum Ende dieses denkwürdigen TV-Moment, in dem sich die Sendung selbst herausnahm, dem Publikum mitzuteilen, dass das Ende gekommen sei, stand Klaas mit den Worten auf: „Ich gehe jetzt. Man muss eben auch wissen, wann es vorbei ist. Das ist halt jetzt.“
Neue Sendung im April?
In einem Einspieler setzte Klaas Heufer-Umlauf sich gemeinsam mit der ehemaligen ARD-Talkmasterin Anne Will an einen Tisch in einem Diner. An den umliegenden Tischen nahmen andere Persönlichkeiten aus dem «LNB»-Kosmos Platz, wie Sidekick Jakob Lundt in einem Elfenkostüm, Florida-Entertainment-Geschäftsführer Thomas Schmitt mit einem Glas Wein oder Head of Talent & Artist Relation Katharina Karg und Executive Producer Daniel Rauleder. Auf Wills Frage, ob Klaas schon Pläne habe, ob er etwas Neues machen wolle, setzte das Bild aus. Die Musik von Journey („Don’t Stop Believing“) endete mit den Worten: „Don’t stop…“ (Hör nicht auf!). Am Ende des Einspielers stand gemeinsam mit einer Danksagung ans Publikum das Datum 22. April 2025. Noch ist nicht bekannt, welches neue Projekt Klaas Heufer-Umlauf und Florida Entertainment für ProSieben umsetzen werden. Fakt ist aber, dass der Moderator gemeinsam mit seinem Unterhaltungspartner Joko Winterscheidt erst kürzlich seinen Vertrag bei ProSieben verlängert hatte.
Das Ende von «Late Night Berlin» scheint selbstbestimmt, allerdings waren die Einschaltquoten der Sendung in den vergangenen Jahren äußerst wechselhaft und waren stark von einem passenden Vorlauf abhängig. Im vergangenen Herbst erreichte «LNB» im Schnitt nur 6,8 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe. Wenn keine anderen Produktionen von Florida Entertainment wie «Joko & Klaas gegen ProSieben» im Vorlauf liefen, bewegten sich die Werte auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Fraglich wäre auch gewesen, an welchem Wochentag «LNB» eine Zukunft im ProSieben-Sendeschema gehabt hätte, nachdem «Joko & Klaas gegen ProSieben» auf den Mittwoch wechseln wird. «Late Night Berlin» startete im Frühjahr 2018 und lief in den ersten Jahren am Montagabend, wechselte im Februar 2021 auf den Dienstagabend. Gemeinsam mit Joko Winterscheidt währt Klaas Heufer-Umlaufs Late-Night-Karriere noch länger. Die beiden führten durch «MTV Home» und «neoParadise», wechselten 2013 mit «Circus HalliGalli» zu ProSieben. Diese Version ihres Formats währte bis Juni 2017.