Alice Dwyer: ‚Den richtigen Ton dafür zu finden, war eine Herausforderung‘
Für das Hörbuch «We Play Games» ging die Schauspieler Dwyer ins Tonstudio. Im Quotenmeter-Gespräch erläutert sie, wie sie sich auf die Arbeit vorbereitete.
Frau Dwyer, das Hörbuch «We Play Games» erzählt von einer perfekten Fassade und einem gefährlichen Spiel dahinter. Was hat Sie an der Rolle der Effie May besonders gereizt?
Zum einen war es das erste Mal, dass ich ein Hörbuch einlesen durfte. Außerdem ist «We Play Games» ein wirklich spannender Thriller über die Macht der Manipulation – und darüber, wie schnell man dabei die Kontrolle verlieren kann. Die Figur der Effie May hat ein tolles Spektrum: Sie bewegt sich zwischen Manipulation und manipuliertwerden, zwischen Kontrolle und Kontrollverlust.
Effie ist intelligent, manipulativ und gleichzeitig schwer zu durchschauen. Wie sind Sie in diese vielschichtige Psyche eingetaucht – nur mit der Stimme als Ausdrucksmittel?
Am wichtigsten war es, den Spannungsbogen richtig zu bauen. Wir haben im Studio verschiedene Varianten ausprobiert, bis wir den richtigen Ton gefunden haben.
«We Play Games» lebt von Spannung und doppelten Böden. Wie schafft man es beim Einsprechen, diese subtile Bedrohlichkeit hörbar zu machen?
Auch hier hilft nur: ausprobieren. Wenn man nur die Stimme hat, muss man manchmal Betonungen versuchen, die einem zunächst völlig übertrieben vorkommen – die aber beim Hören dann genau richtig wirken. Ich habe mir oft mit ausladenden Gesten geholfen, die tatsächlich einen hörbaren Unterschied machen können. Außerdem hatten wir einen tollen Tonmeister, der uns sehr gut durch die Szenen geführt hat.
Im Gegensatz zum Film fehlt im Hörbuch die visuelle Ebene. Was war für Sie die größte Herausforderung beim Aufnehmen dieser Psychothriller-Rolle?
Die leisen Töne richtig zu treffen. Wie beim Spiel vor der Kamera gefällt mir das subtile Spiel besonders gut – aber beim Hören trägt es manchmal nicht, wenn man zu dezent spricht. Den richtigen Ton dafür zu finden, war eine Herausforderung. Zudem werden viele Dialoge mit mehreren Figuren nacherzählt. Das heißt: Neben der Hauptfigur Effie musste ich fünf bis sechs weitere Stimmen gestalten, die jeweils klar unterscheidbar bleiben mussten. Das war herausfordernder, als ich dachte.
Effie und Ben spielen nicht nur mit ihrer Umwelt, sondern irgendwann auch gegeneinander. Wie entwickelt sich dieses toxische Beziehungsgeflecht im Laufe der Serie?
Das ist schwer zu beantworten, ohne zu viel zu spoilern. Aber so viel kann ich verraten: Wer hier eigentlich mit wem spielt, bleibt bis zum Schluss offen. Diese Ehe ist nicht, wie sie scheint – und für einige gibt es ein böses Erwachen.
Die Geschichte stammt von Sarah A. Denzil, einer britischen Bestsellerautorin. Haben Sie beim Einsprechen bestimmte literarische Bilder oder Stimmungen im Kopf gehabt?
Ich habe mir die britische Vorlage angehört. Dort lesen Billie Piper und Dan Stevens die Rollen von Effie und Ben May. Die britische Sprache bietet mit ihren vielen Dialekten deutlich mehr Möglichkeiten, die soziale Klasse der Figuren zu zeichnen. Diese Nuancen gibt es im Deutschen leider kaum. Deshalb haben wir uns schließlich etwas von der Vorlage entfernt und unseren eigenen Zugang zur Geschichte gefunden.
Wie war die Zusammenarbeit mit Sabin Tambrea, gerade weil so viel über die Chemie – oder besser: die Spannung – zwischen Effie und Ben funktioniert?
Wir haben uns sehr gefreut, mal wieder miteinander zu arbeiten – nur um dann festzustellen, dass wir getrennt voneinander aufnehmen. Also haben wir die Vorbereitung intensiv genutzt, um gemeinsam eine Ebene für die Figuren zu entwickeln.
In dem Hörbuch geht es auch um die Frage: Wie weit geht man, um ein perfektes Bild aufrechtzuerhalten? Wie viel Wahrheit steckt Ihrer Meinung nach in dieser zugespitzten Geschichte?
Ich glaube, das lässt sich gut mit Social Media vergleichen: Das perfekte Leben, das nach außen verkauft wird – das es aber so eigentlich nie wirklich gibt. Irgendwann kommt fast immer ans Licht, dass nicht alles so toll ist, wie es scheint.
Ivy Oaks wirkt zunächst wie ein Rückzugsort – doch schnell kippt die Idylle. Was macht diesen Ortswechsel für die Handlung so spannend?
Viele Menschen sehnen sich nach Idylle – nach einem perfekten, schönen Vorort, in dem es allen gut geht. Gerade dieses Bild aufzubrechen, hinter die Fassade zu blicken, zu sehen, wie sie bröckelt – das macht die Spannung aus. Nichts ist, wie es scheint. Das erzeugt Spannung auf mehreren Ebenen.
Sie haben bereits viel Erfahrung in Film und Fernsehen. Was fasziniert Sie persönlich an der Arbeit mit Audioformaten wie diesem?
Das Kopfkino allein mit der Stimme in Gang zu setzen. Durch kleinste Nuancen kann man so viel erzählen. Es ist eine andere Art von feiner, detailreicher Arbeit, die mir unglaublich viel Spaß macht. Und: Mal weg von Äußerlichkeiten zu kommen – die bei unserer Arbeit vor der Kamera ja oft eine große Rolle spielen – ist eine schöne Abwechslung.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
Das Hörbuch «We Play Games» erscheint am Dienstag, dem 29. April, auf Audible.