Auch wenn der Start der neuen Telenovela «Schmetterling im Bauch» geglückt ist, ganz zufrieden sein kann Sat.1 nicht. Denn die Veränderung am Vorabend brachte auch Neuerung am Nachmittag mit sich - und die waren nicht immer erfolgreich.
Schon um 12:00 Uhr bekam «Richter Alexander Hold» auf dem neuen Mittags-Sendeplatz den harten Gegenwind des RTL-Magazins «Punkt 12» zu spüren: Während das Mittagsmagazin des Kölner Privatsenders auf 2,03 Millionen Zuschauer ab drei Jahren kam und einen Zielgruppen-Marktanteil von satten 30,0 Prozent einfahren konnte, lief es für die Gerichtsshow alles andere als gut: Lediglich 750.000 Menschen sahen eine weitere Folge. Der Marktanteil lag bei schwachen 10,3 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen lief es mit 0,32 Millionen Zuschauern sowie 10,9 Prozent keineswegs besser. Auf dem Platz um 16:00 Uhr erreichte Richter Hold zuletzt oft mehr als zwei Millionen Zuschauer und Marktanteile von über 15 Prozent.
«Britt» konnte allerdings im Anschluss überzeugen: Die Talkshow wollten 0,58 Millionen Werberelevante nicht verpassen. Damit lag der Marktanteil hier bei guten 18,0 Prozent. Doch gegen die «Oliver Geissen Show» bei RTL kam auch «Britt» nicht an: Der Talker des Kölner Senders begeisterte mit der ersten Sendung nach der Sommerpause 0,68 Millionen Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren und holte entsprechend bessere 21,0 Prozent Marktanteil. Auch insgesamt lag Geissen vorn: Seine Show sahen 1,60 Millionen Menschen (20,1 Prozent), «Britt» kam nur auf 1,29 Millionen Zuschauer (16,1 Prozent).
Um 14:00 Uhr gab es zwei Sieger: Bei RTL lief mit «Das Strafgericht» die erste Gerichtsshow des Tages, Sat.1 setzte auf die gewohnte Lebensberatung mit Angelika Kallwass. Im Schnitt kam «Zwei bei Kallwass» auf 0,69 Millionen werberelevante Zuschauer und einen Marktanteil von 19,2 Prozent, das «Strafgericht» mit Richter Ulrich Wetzel schnitt mit 0,56 Millionen jungen Zuschauern sowie 15,5 Prozent Marktanteil nicht wirklich gut ab. Dafür lief es mit 20,2 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum etwas besser als für «Zwei bei Kallwass», das "nur" auf 19,1 Prozent Marktanteil kam.
Auch das Duell um 15:00 Uhr war bekannt: «Das Familiengericht» musste gegen «Richterin Barbara Salesch» antreten. Durch den Sendeplatz-Wechsel von Alexander Hold ist es mittlerweile das einzige Gerichtsshow-Duell im deutschen Fernsehen. Als Sieger geht RTL hervor, denn die Produktion des Kölner Senders wollten 1,92 Millionen Menschen nicht verpassen, Richterin Salesch kam nur auf 1,68 Millionen Zuschauer. In der wichtigen Gruppe der 14- bis 49-Jährigen musste sich die Sat.1-Richterin mit einem Marktanteil von 14,8 Prozent ebenfalls geschlagen geben. «Das Familiengericht» unter der Leitung von Frank Engeland verklagte 16,5 Prozent der jungen Zuschauern zum Einschalten.
Um 16:00 Uhr wurde es spannend für RTL, denn das zuletzt eher quotenschwache «Jugendgericht» wurde mächtig aufgepeppt: Weniger Gericht und dafür mehr Ermittlungen versprach der Marktführer seinen Zuschauer - und konnte damit auf Anhieb wieder punkten: 0,77 Millionen 14- bis 49-Jährige sahen am Nachmittag die Premiere und sorgten somit für überdurchschnittliche 18,6 Prozent Marktanteil in der wichtigen Zielgruppe. Auch beim Gesamtpublikum hatte die Gerichtsshow leichtes Spiel: 2,05 Millionen Zuschauer reichten aus für einen guten Marktanteil von 17,7 Prozent. Erleichtert wurde RTL der Quotenfang mit Sicherheit auch durch den Wegfall von «Richter Alexander Hold» in Sat.1.
Bei Sat.1 tat man sich hingegen schwer: Statt um 18:00 Uhr ging die erfolgreiche Reihe «Lenßen & Partner» erstmals schon um 16:00 Uhr auf Sendung, doch die Marktanteile waren noch nicht komplett überzeugend und lagen sogar unter den Werten, die Alexander Hold zuletzt holte. Insgesamt erreichte die Reihe 1,55 Millionen Zuschauer und 13,9 Prozent Marktanteil. In der Gruppe der Werberelevanten waren 13,1 Prozent der Zuschauer dabei. Anschließend gab es eine Doppelfolge von «Niedrig und Kuhnt», doch auch hier lief nicht alles nach Plan: Die erste Episode wollten gerade mal 1,30 Millionen Menschen sehen. Sowohl insgesamt als auch in der Zielgruppe lag das Format bei weniger als 11 Prozent Marktanteil.
Dafür konnten um 17:00 Uhr wieder viele Zuschauer erreicht werden: Auf dem angestammten Sendeplatz stimmten die Quoten schließlich wieder. 2,44 Millionen Menschen sahen die neuen Ermittlungen und bescherten Sat.1 damit tolle 19,7 Prozent Marktanteil. Und auch in der Zielgruppe sah es mit 0,89 Millionen Zuschauern und 18,9 Prozent Marktanteil gewohnt gut aus.
Bei den Kollegen von RTL gab es um 17:00 Uhr eine Premiere: Statt «Einsatz in vier Wänden» zeigten die Kölner erstmals am späten Nachmittag die vormittags erfolgreiche Umzugs-Doku «Unsere erste gemeinsame Wohnung». Zwar lief es auf Anhieb noch nicht berauschend, doch bessere Werte als «Einsatz in vier Wänden» gab es allemal: 740.000 Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren entschieden sich für die erste von 60 neuen Folgen der Dokusoap. Der Marktanteil lag somit bei 15,7 Prozent. Beim Gesamtpublikum war mit 1,43 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 11,5 Prozent jedoch noch nicht alles im Lot.
Die letzte Neuerung des Tages erwartete die Zuschauer von Sat.1 um 18:00 Uhr: Wegen «Schmetterling im Bauch» musste das Boulevardmagazin «Blitz» vorverlegt werden. Den Quoten schadete es nicht - allerdings lief es für «Lenßen & Partner» vormals klar besser. Dennoch können die Verantwortlichen mit 1,93 Millionen Zuschauern und 12,4 Prozent Marktanteil recht zufrieden sein. Bei den Werberelevanten erhielten 0,86 Millionen Zuschauer unter anderem einen Einblick in das Privatleben von Boris Becker, was einen Marktanteil von 14,6 Prozent zur Folge hatte. Dennoch gab es einen Schönheitsfleck: Die gekürzten «Sat.1 News» erreichten nicht zuletzt durch das schwächere Vorprogramm ebenfalls niedrigere Zuschauerzahlen.
Fazit: Nicht alle Änderungen, die Sat.1 im Tagesprogramm vornahm, erwiesen sich am ersten Tag als gelungen. Dennoch wäre es zu früh, um die Änderungen als gescheitert zu erklären, schließlich müssen viele Zuschauer ihr Programm erst wieder entdecken. Doch rundum zufrieden kann Sat.1-Chef Roger Schawinski mit Sicherheit nicht sein. Vor allem die Werte von «Richter Alexander Hold» auf dem neuen Sendeplatz dürften schmerzhaft gewesen sein.
22.08.2006 09:45 Uhr
• Alexander Krei
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