Die Kritiker: «The Class»

Story
«The Class» entspringt der Feder des früheren «Friends»-Produzenten und Emmy-Award Gewinnern David Crane und, des ebenfalls mit einem Emmy ausgezeichneten, Jeffrey Klarik. Die Serie ist eine Sitcom über das Leben einer Gruppe von Mitte 20ern, die zusammen zur Schule gegangen sind.

Als sie sich bei einem abruptem Klassentreffen wieder sehen, sind die Erinnerungen an die Kindheit bei vielen schon mehr als Vage und so fragen sich die Gäste nach einiger Zeit gezwungener Maßen, ob sie überhaupt noch etwas gemeinsam haben, außer vage Erinnerungen an Klassenausflüge und kurzen Küsschen am Pausenplatz.

Natürlich stellt sich heraus, dass sie mehr gemeinsam haben, als sie zuerst dachten. Niemand scheint in seinem Leben genau das erreicht zu haben, was er als Kind geträumt hatte und die meisten sind eigentlich ziemlich unglücklich.

Die Serie lebt von den verschiedenen Charakteren. Ethan, der das Treffen als Überraschung für seine Freundin veranstaltet, ist ein gefühlsbetonter Mann, der für seine Freundin alles tun würde. Duncon, der noch immer bei seiner Mutter wohnt, hat seine Jugendliebe Nicole nie vergessen, die mittlerweile mit einem Football-Star verheiratet ist, der ihr Vater sein könnte. Holly scheint eine schwäche für schwule Männer zu haben während Ethans Einladung Richie gerade von einem Selbstmordversuch abgehalten hat. Kat scheint eine typische Powerfrau zu sein, während Lina gerade von ihrem Freund verlassen wurde.

Auf dem Klassentreffen flammen alte Liebschaften wieder auf, neue Freundschaften entstehen und eines steht fest: diese Gruppe wird sich nicht mehr so schnell aus den Augen verlieren.

Darsteller
Jason Ritter («Die himmlische Joan») als Ethan
Heather Goldenhersh («The Merchant of Venice») als Lina
Lizzy Caplan («Related») als Kat
Jon Bernthal («Revenge of the Middle-Aged Woman») als Duncan
Sean Maguire («Eve») als Kyle
Jesse Tyler Ferguson («Putnam County Spelling Bee») als Richie
Lucy Punch («Ella Enchanted») als Holly
Andrea Anders («Joey») als Nicole

Kritik
«The Class» ist eine typische Sitcom und versucht nicht, das Genre neu zu erfinden. Nach «Friends» hat David Crane nun also wieder eine Ensemble-Show erschaffen und Ähnlichkeiten zu dem früheren Sitcom-Schlachtschiff lassen sich nicht nur „nicht wegschminken“, sondern scheinen absichtlich eingearbeitet worden zu sein.

Trotzdem oder wahrscheinlich auch gerade deswegen gibt es viele Faktoren, die «The Class» von «Friends» abheben und eigenständig wirken lassen.

Mit nunmehr 8 Hauptcharakteren wirkt die Sitcom schon fast überfüllt. In 22 Minuten (ohne Werbung) immer genug Zeit für jeden Charakter zu finden, scheint fast unmöglich und so wird sicher der eine oder andere Charakter in den Hintergrund gedrängt werden.

Auffällig sind die absolut flachen Charaktere, die die Pilotfolge den Zuschauern auftischt. So erfahren wir über zum Beispiel über Kyle nichts anderes, als dass er früher mit Holly zusammen war, sich danach aber als schwul geoutet hat. Über Richie gibt es eigentlich auch nicht mehr Informationen, außer, dass er wohl schon mehr als einmal an Selbstmord gedacht hat. Selbst der Lead-Charakter, Ethan, bleibt nach den ersten 22 Minuten noch ziemlich flach und langweilig.

Aber ist die Sitcom nun witzig? Jain. Die Pilotfolge enthält einige Szenen, an denen sich der Zuschauer das Lachen sicher nicht verhalten kann, aber nichts desto trotz gehen viele Witze einfach in die Hose oder werden so oft wiederholt, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt.

Die Serie hat Charme, keine Frage, und mit David Crane steht eigentlich auch ein Produzent dahinter, der wissen müsste, wie es richtig geht. Wenn man an den richtigen Stellen ansetzt, könnte man die Serie noch retten, wenn man darauf allerdings verzichtet, wird sie relativ schnell wieder dorthin verschwinden, wo nun auch «Joey» gelandet ist: in den dunklen Filmarchiven der US-Sender.

Der amerikanische Network CBS zeigt die Sitcom «The Class» ab September montags um 20.30 Uhr.
25.08.2006 10:23 Uhr  •  Stefan Bauer Kurz-URL: qmde.de/16144