Die Kritiker: «Die Ohrfeige»

Story
Friedrichs Tag beginnt mit einer Ohrfeige: Seine Frau Margarete hat sie ihm verpasst mit der Behauptung, er habe sie betrogen, das wisse sie, denn sie habe es geträumt. Entsprechend unkonzentriert verläuft Friedrichs morgendliche Tennis-Stunde. Er verschlägt, der Ball fliegt davon und verursacht beinahe einen Verkehrsunfall. Der Schreck bringt den Autofahrer Ferdinand, einen Gymnasiallehrer, derart aus dem Gleichgewicht, dass er gleich darauf drei Schüler auf „nicht genügend“ prüft. Das ist für einen der Unglücksraben zu viel: Oliver beschließt, von zu Hause abzuhauen. Oliver ist aber der Sohn von Friedrich und Margarete, deren Ohrfeige das Schicksalskarussell in Gang setzte, auf dem die Protagonisten des Films alle mitfahren.

Währenddessen kritzelt der Komponist Alexander beim Frühstück eine geniale Melodie, die sein Leben verändern könnte, auf eine Serviette - die er beim Verlassen des Kaffeehauses leider liegen lässt. Was im Leben der Kellnerin Elisabeth, die die Serviette findet, eine Kette von unvorhergesehenen Ereignissen auslöst.

Ausgelöst von einer einzigen Ohrfeige, die für eine - zumindest vorerst - nur im Traum verübte Tat verabreicht wird, ändern sich in dieser flotten, amüsanten Komödie Menschenschicksale in jede Richtung. Und die Moral von der Geschichte, wenn man eine solche möchte, lautet: „Gib acht, was Du tust! Die Welt ist verknüpfter, als Du denkst!“

Darsteller
Herbert Knaup («Elementarteilchen») ist Friedrich Gelmini
Mavie Hörbiger («Arme Millionäre») ist Elisabeth Morgentau
Julia Stemberger («Die Entscheidung») ist Julia Greiner
Alexander Lutz («Die Stimmen») ist Alexander Schubert
Gabriele Benesch («Bernds Hexe») ist Margarete Gelmini

Kritik
Das Konzept erinnert ein wenig an den US-amerikanischen Billboard-Kassenschlager und Oscarpreisträger «L. A. Crash» von Paul Haggis, denn in beiden Filmen geht es primär darum, wie stark Fremde unser Leben doch beeinflussen und wir dies nicht einmal merken. Vielleicht wäre dieses Thema in der «Ohrfeige» klarer und deutlicher geworden, wenn man die Szene gegen Ende des Films, in der einige Charaktere über diese zufälligen Begegnungen aufgeklärt werden, weggelassen hätte.

Der große Unterschied zu «L. A. Crash» ist hingegen das Genre. Während in dem US-Drama die Situationen vielschichtiger und dramatischer sind, so ist «Die Ohrfeige» ganz klar eine Komödie, wenn an manchen Stellen auch eine schwarze. Meist werden die Verwicklungen mit einer großen Portion Humor und Selbstironie dargestellt; jedoch wird auch sehr viel Wert auf Realismus und dramatische Elemente gelegt. Die Charaktere sind interessant und fesseln den Zuschauer und die Schauspieler überzeugen durchwegs. Alles in Allem sollte man die «Ohrfeige» deshalb nicht verpassen.

Die ARD strahlt «Die Ohrfeige» am Mittwoch, 30. August 2006, um 20.15 Uhr aus.
27.08.2006 09:46 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/16178