Gerichtsshows: Salesch & Co. verlieren an Zugkraft

Als die ersten Gerichtsshows das Nachmittagsprogramm überfluteten, wurden nicht selten mehr als 25 Prozent Marktanteil erreicht. Doch allmählich scheint das deutsche Fernsehpublikum genug von den Sendungen zu haben. Seit Monaten sind die Zuschauerzahlen bereits rückläufig.

So erreichte «Richterin Barbara Salesch» am vergangenen Freitag bei Sat.1 beispielsweise nur noch 1,48 Millionen Zuschauer, was einem nach wie vor überdurchschnittlichen Marktanteil von 13,5 Prozent bedeutete. Besonders besorgniserregend sind jedoch eher die Werte in der Zielgruppe – hier liegen die Marktanteile häufig unter den Werten des Gesamtpublikums, was für Privatsender eher unnatürlich ist. Mit 0,52 Millionen 14- bis 49-Jährigen erreichte die Salesch-Show daher eher durchwachsene 12,8 Prozent.




Zum Vergleich: Der derzeitige Monatsschnitt von Sat.1 liegt bei 12,3 Prozent. «Richter Alexander Hold», der seit dem Spätsommer schon um 12:00 Uhr für Recht und Ordnung sorgt, tut sich derzeit besonders schwer. Zwar ist auch seine Sendung immer wieder deutlichen Schwankungen ausgeliefert, doch mit nur 310.000 jungen Zuschauern sowie 10,6 Prozent Marktanteil dürften die Verantwortlichen des Berliner Privatsenders alles andere als zufrieden sein. Dafür schalteten besonders viele Menschen über 50 ein, denn insgesamt lief es mit 0,98 Millionen Zuschauern und 13,8 Prozent Marktanteil verhältnismäßig gut. Doch von alten Höchstständen ist Alexander Hold mittlerweile weit entfernt.

Gleiches müssen auch die Gerichtsshows von RTL feststellen, auch wenn die Formate des Kölner Senders derzeit ein wenig besser dastehen. «Das Strafgericht» erreichte am Freitag ab 14:00 Uhr durchschnittlich 1,87 Millionen Menschen und 19,9 Prozent Marktanteil. In der umworbenen Zielgruppe liegt die Show mit 16,3 Prozent Marktanteil leicht über dem derzeitigen Monatsschnitt. «Das Familiengericht» kam anschließend auf nur noch 15,1 Prozent und «Das Jugendgericht» musste sich – trotz deutlich veränderter Dramaturgie – mit 15,0 Prozent begnügen. Insgesamt waren ab 16:00 Uhr noch 1,72 Millionen Menschen dabei, was einem Marktanteil von 14,8 Prozent entsprach.

Angesichts der vor allem bei den Werberelevanten rückläufigen Werten, dürfte sich die Frage stellen, wie lange Fernseh-Deutschland noch im Besitz von fünf Gerichtssendungen am Nachmittag sein wird. Für wirkliche Glücksgefühle sorgen die Shows schon seit längerer Zeit nicht mehr. Etwas erfolgreicher laufen derzeit dafür wieder ein alt bekanntes Genre: Die Talkshows von RTL und Sat.1 waren zuletzt oft erfolgreicher als die Richterkollegen – was nicht zuletzt daran liegen könnte, dass die Sender derzeit jeweils nur noch ein Format dieser Art im Programm haben.
28.10.2006 13:03 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/17203