ARD-Programmdirektor über Schmidt, Jauch und einen möglichen Rücktritt
Im Interview mit dem "Tagesspiegel am Sonntag" sprach ARD-Programmdirektor Günter Struve über die aktuelle Situation des Senders.
Bei der künftigen Zusammenarbeit der ARD mit Günther Jauch erwartet ARD-Programmdirektor Günter Struve keinerlei Komplikationen. Dem "Tagesspiegel am Sonntag" sagte Struve: "Was ich absolut ausschließen kann, ist, dass es bei Günther Jauch zu irgendwelchen Problemen kommen wird." Struve verbindet damit gar seine Zukunft als Programmdirektor: "Wenn es aber doch zu einem Problem kommen sollte, würde ich sofort das Handtuch werfen. Aber sofort."
Günther Jauch hat mit der ARD unter anderem vereinbart, dass er sich seine künftigen Werbeverträge vom zuständigen NDR genehmigen lassen wird. Zur Sendung von Günther Jauch, die die politische Talkshow «Sabine Christiansen» ablösen wird, sagte Struve: "Es wird ein gesellschaftspolitischer Diskurs werden. Jauch ist ein Zoon politicon. Wenn Politik in der Luft liegt, wird auch er anspringen, also politischer werden. Jauch hat da eine bessere Nase als viele andere." Struve betonte, dass Sabine Christiansen nicht aufhören musste, sondern aufhören wollte: "Frau Christiansen wollte mehr Zeit für sich und ihr Privatleben. Diesem Wunsch haben wir natürlich entsprochen."
Über Harald Schmidt, der im kommenden Februar die Show «Pssst» im ARD-Werberahmenprogramm wiederbeleben wird, sagte Struve: "Dass der Mann sich überhaupt an ein so harmloses Format wie «Pssst» wagt, finde ich sehr beachtlich. Ein solches Risiko zu gehen! Der Vorabend ab 18:50 Uhr ist schwierigstes Terrain. Also: Chapeau, Herr Schmidt!" Für eine Sendung wie «Pssst» brauche es allen Mut, und Schmidt sei, sagte Struve, "mutig und klug. Das Herausragende an Harald Schmidt ist, dass er zu seinem jeweiligen Arbeitgeber steht und auch schwierige Aufgaben übernimmt. Dafür hat er meinen ganzen Respekt."
Unterdessen zeigte sich der ARD-Programmdirektor sehr zufrieden darüber, dass das Erste das Fernsehjahr 2006 als Marktführer abschließen wird. "Die ARD ist so erfolgreich wie seit 1991 nicht mehr. Nimmt man die Dritten Programme hinzu, übertrifft der Erfolg 2006 sogar den von 1991", sagte Struve, der noch bis Oktober 2008 im Amt sein wird. Der Erfolg der ARD sei um so bemerkenswerter, als es "in diesem Nicht-Wahljahr politische Informationen unglaublich schwer hatten. Nicht einmal die diversen Landtagswahlen haben das andern können."
Laut Struve habe 2006 nur eine aktuelle Informationssendung, die «Tagesthemen», im deutschen Fernsehen zulegen können - und das auch nur durch die Vorverlegung des Starttermins auf 22:15 Uhr. Alle anderen Formate - selbst die «Tagesschau», hätten an Akzeptanz verloren.
Klarer Gewinner unter den Sendungen im Ersten sei der «Scheibenwischer». Die Kabarett-Sendung habe in diesem Jahr mehr Zuschauer als jede andere ARD-Sendung dazu gewonnen, mehrere Hunderttausend.
Für das nächste Jahr kündigte der ARD-Programmdirektor unter anderem das neue Format «Pilawas Zeitreise - Die große Geschichtsshow» an. Spannend wird es auch bei der Vergabe der Übertragungsrechte der Fußball-EM 2008: "Die ARD hat bislang keine Rechte gekauft", sagte Struve.
02.12.2006 18:02 Uhr
• Alexander Krei
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Quelle: Tagesspiegel am Sonntag
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