Der Final Countdown im Rennen um die Sendergruppe ProSiebenSat.1 hat begonnen. Der türkische Medienkonzern Dogan soll das erste Angebot vorgelegt haben.
Der Verkauf von ProSiebenSat.1 geht in die heiße Phase: Zwar wurde keine konkrete Zahl genannt, doch die Offerte des türkischen Medienunternehmens Dogan, an dem auch die Axel Springer AG beteiligt ist, wird aber in Branchenkreisen als die höchste eingeschätzt.
Neben Dogan sind noch zwei weitere Konzerne in der Endrunde gelandet: Ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Permira und KKR sowie ein weiteres bestehend aus Apax und Goldmann Sachs. Der Kaufpreis für ProSiebenSat.1 wird auf über drei Mrd. Euro geschätzt. "Es ist noch schwierig abzusehen, wer den Zuschlag bekommt. Ich rechne Dogan allerdings sehr gute Chancen aus", meint Kai-Uwe Weidlich, Geschäftsführer des Medieninstituts Ludwigshafen, im Interview mit "pressetext".
Kartellrechtlich scheine es kein Problem zu geben, die endgültige Entscheidung werde vielmehr von der KEK, der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich, abhängen, so Weidlich. "Ich bin sehr gespannt und denke, hier wird man ganz genau prüfen, wie es sich mit den Anteilen von Axel Springer verhält." Der deutsche Medienriese hatte sich vor einigen Wochen mit 25 Prozent an der TV-Sparte von Dogan beteiligt und damit zu einer Reihe von Spekulationen im Fall ProSiebenSat.1 geführt. Springer wies jedoch jegliche Behauptungen zurück, es könne sich um einen Übernahmeversuch durch die Hintertür handeln.
"Ich gehe davon aus, dass die Entscheidung seitens des derzeitigen Eigentümers Saban noch in diesem Jahr fallen wird", sagt Weidlich. Der US-Milliardär dränge auf einen schnellen Verkauf. Sollte Dogan tatsächlich als Gewinner aus dem Bieterrennen hervorgehen, wird der bisherige Kurs von ProSiebenSat.1 vermutlich weitergeführt werden. "Wie schon in den vergangenen Jahren rechne ich mit einer weiteren Boulevardisierung. Dogan hat bereits verlauten lassen, den Wachstumskurs beizubehalten", erklärt Weidlich gegenüber "pressetext".
Das würde infolge eine Reduzierung der Produktionskosten bedeuten, was sich unweigerlich auch auf die Qualität des Programms auswirke. Die Sendergruppe könnte demnach noch kommerzieller werden, als sie ohnehin schon ist.