Baldrian statt Schampus?

Langsam wird es mir in den USA richtig mulmig. Allerdings nur, wenn ich den Fernseher anschalte: überall Polizei, Militär, Straßensperren. In L.A. allerdings Fehlanzeige. Mal ehrlich, Mama, Papa ... kein Grund zur Besorgnis! Hier ist alles easy going. Noch ist Zeit, bis Security aufmarschiert und manche die Betroffenheitsmasken von den Dachböden ihrer Villen holen. Bis dahin lernt Hollywood, mit dem Krieg umzugehen. Was sagte uns gestern noch Liz Taylor im Interview sinngemäß: „Ich verstehe nicht, was im Moment in der Welt abgeht, will auch nicht drüber reden.“ Ebenfalls eine Taktik, mit der Lage umzugehen: das partielle Vernebeln des Geistes. Das trübt die Sicht und erhellt das Gemüt. Ein Insider erzählte mir, dass zum Beispiel der dauernd breit grinsende Dan Aykroyd gerne mal ein Glücks-Kippchen quarzt. Teile der Film-Branche üben die rituelle Betroffenheit – andere sind wirklich berührt. Am Sonntag werden sich dann vielleicht auch einige Oscar-Gewinner die Mundwinkel nach unten tackern und Baldrian statt Schampus schlürfen. Nur nicht fröhlich wirken. Eine Folge des Krieges in Hollywood: Es gibt bei den Oscars jetzt eine Frau, die sich ab sofort um Mode-Fragen kümmern muss: „Ist mein kleines Schwarzes noch angemessen?“ Bis dahin. Miriam Pielhau.
21.03.2003 15:52 Uhr Kurz-URL: qmde.de/1789