Neue Eigentümer für ProSiebenSat.1

Einen Tag nach der Übernahme berichten Alexander Krei und Manuel Weis im Schwerpunkt bei Quotenmeter.de über Haim Saban, KKR, Permira und das neue ProSiebenSat.1.

In der Nacht zum Freitag bestätigte die ProSiebenSat.1 Media AG die Übernahme durch KKR und Permira. Auf der Homepage des TV-Konzerns heißt es: „Die Lavena Holding 4 GmbH, eine von KKR und Permira kontrollierte Beteiligungsgesellschaft, hat heute mit German Media Partners L.P. einen Anteilskaufvertrag über den Erwerb ihrer Mehrheitsbeteiligung an der ProSiebenSat.1 Media AG geschlossen. Mit Vollzug des Vertrags übernimmt KKR/Permira durchgerechnet rund 88 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien und etwa 13 Prozent der nicht stimmberechtigten Vorzugsaktien. Die Lavena Holding 4 GmbH wird dann mit insgesamt rund 50,5 Prozent am Grundkapital der ProSiebenSat.1 Media AG beteiligt sein. Die Parteien haben sich auf einen Preis von 28,71 EUR je Stammaktie und 22,40 EUR je Vorzugsaktie geeinigt.“

Damit hat der bisherige Hauptaktionär Haim Saban das Unternehmen gewinnbringend abgestoßen. Im Jahr 2003 bekam die ProSiebenSat.1 Aktiengesellschaft mit der Saban Capital Group einen neuen Hauptaktionär. Saban, ein US-Milliardär, hatte die Gruppe für günstige 500 Millionen Euro übernommen. Das Ziel des Medienmannes war schnell klar: Der Gruppe sollte schwarze Zahlen schreiben und ihren Marktwert steigern. Dies gelang Saban, denn im Dezember 2006 bekam er für seine Anteile das Sechsfache - rund 3 Miliarden Euro zahlten die neuen Eigentümer.




Der Kurs von Saban ist einfach erklärt. Neben Neuausrichtungen einzelner Sender der Gruppe, die bei N24 beispielsweise auch deutlich erfolgreich waren, brachte er auch neue Führungsleute mit. Guillaume de Posch wurde zum 1. Mai 2004 Chef des Konzerns. Derzeit ist die ProSiebenSat.1 Media AG die erfolgreichste deutsche Fernsehgruppe, sie erzielte im Jahr 2006 (bis 15. Dezember) durchschnittlich 29,7 Prozent Marktanteil (Sat.1, ProSieben, N24, kabel eins, 9Live). Die RTL-Gruppe kommt unterdessen auf 25,9 Prozent (ohne RTL II).

Im Jahr 2005 wurde bekannt, dass das Konsortium um Haim Saban die Anteile an der Gruppe abstoßen möchte. Als erster Käufer wurde der Axel Springer Verlag gehandelt, der drei Milliarden Euro für den TV-Konzern zahlen wollte. Springer hielt bereits vor dem Kaufangebot 12 Prozent an der Gruppe, allerdings über eine Beteiligungsgesellschaft. Somit wären die Sender komplett an das Haus Springer gefallen - dies missfiel jedoch dem Kartellamt. Der Verlag hätte, so die Auflage, zahlreiche Zeitungen abgeben oder die Bild-Zeitung abstoßen sollen. Das Kartellamt befürchtete, dass der Springer-Konzern sonst zu mächtig werden könnte. Angesichts dieser Auflagen nahm die Springer AG jedoch Abstand von der bisherigen Plänen und Saban musste weiter nach einem Käufer suchen.

Kein Interesse an Berlusconi
Im November 2006 erklärte dann der italienische Medienkonzern Mediaset, Interesse an der ProSiebenSat.1 Media AG zu haben. Mediaset befindet sich noch immer in den Händen der Familie von Silvio Berlusconi, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens. Nicht nur einige Politiker waren wenig angetan von der Tatsache, Berlusconi könnte künftig auf dem deutschen Medienmarkt mitmischen, auch Haim Saban und seine Investoren zeigten sich wenig erfreut und musterten die Mediaset-Gruppe als möglichen Käufer aus.

Da der Verkauf möglichst noch im Jahr 2006 über die Bühne gehen sollte, drängte nun also die Zeit. Spekulationen zufolge gab es zwei weitere richtig gute Angebote. Die türkische Dogan-Gruppe habe, so Berichte Anfang Dezember, die beste Offerte vorgelegt. Aber auch die Investoren Permira und KKR wurden weiterhin gehandelt. In der Nacht zum 14. Dezember, dem Tag, an dem die Frist über mögliche weitere Angebote endete, entschieden sich Saban und seine Investoren, ProSiebenSat.1 an KKR und Permira zu verkaufen. Vor allem Permira ist kein unbekanntes Unternehmen auf dem deutschen Medienmarkt.

Doch wer steckt eigentlich hinter den neuen Eigentümern von ProSiebenSat.1? Permira zählt sich zu den führenden europäischen Private Equity-Beratungsunternehmen. Seit 1985 hat Permira 19 Permira Fonds mit einem Gesamtvolumen von fast 22 Milliarden Euro beraten. Die Fonds haben bisher mehr als 280 Transaktionen in über 15 Ländern durchgeführt. Ingesamt betrachtet soll sich Permira einen kreativen Ansatz auf dem Private-Equity-Sektor auszeichnen – verspricht jedenfalls der aus dem Lateinischen kommende Name. Demnach bedeutet das in etwas so viel wie „sehr überraschend“.

In Deutschland machte besonders die Beteiligung Permiras am Pay-TV-Untenehmen Premiere von drei Jahren Schlagzeilen. Bis zum Verkauf vor wenigen Wochen war die Firma sogar größter Einzelaktionär. In den letzten Jahren hat Permira zudem unter anderem die strategische Neupositionierung und den anschließenden Verkauf einer führenden britischen Heimwerkermarkt-Kette angetrieben und eine dreijährige Kooperation mit der Inhaberfamilie einer Schweizer Einzelhandelskette abgeschlossen, deren Ziele eine Repositionierung des Unternehmens sowie ein anschließender Börsengang waren.

Seit der Gründung in den 80ern unterhält das Unternehmen eigene Büros in Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien. 2002 ist in New York das erste Büro außerhalb Europas eröffnet worden, seit gut einem Jahr ist man außerdem in Tokio vertreten. Derzeit umfasst Permira über 100 Professionals aus mehr als 19 Ländern.

Auch KKR ist in Zukunft an ProSiebenSat.1 beteiligt: Die Abkürzung des Unternehmens steht für „Kohlberg Kravis Roberts & Co.“, basierend auf den Namen der Gründer Jerome Kohlberg jr., Henry Kravis und George Roberts. Weltweite Bekanntheit erlangte das Unternehmen erst 1988 und damit zwölf Jahre nach der Gründung. Damals übernahm KKR den Mischkonzern R.J.R. Nabisco für mehr als 31 Milliarden Dollar. Im Wesentlichen bestand die Firma aus dem Tabakkonzern R.J. Reynolds, dem Lebensmittelkonzern Nabisco und der Marke Del Monte. Der Verkauf erfolgte jedoch bis 1999 schrittweise.

Seit einigen Jahren ist KKR auch in Deutschland aktiv, beispielsweise durch Beteiligungen an Firmen oder diversenKäufen. In ihrem Portfolia befindet sich unter anderem die Demag-Holding, in der sieben von Siemens übernommene Industrieunternehmen zusammengefasst sind – außerdem ist auch Wincor Nixdorf, der im Mai 2004 an der Börse eingeführte Hersteller von Bankautomaten.

Ob das ProSiebenSat.1-Investment von großer Dauer sein wird, bleibt abzuwarten. Denn KKR hält eigenen Angaben zufolge Beteiligungen an Industriefirmen gewöhnlich für den Zeitraum von etwa fünf Jahren. Während dieser Phase werden die oft angeschlagenen Unternehmen wieder auf Vordermann gebracht – erst nach erfolgreicher Umstrukturierung werden die Firmen schließlich wieder gewinnbringend verkauft.

Gemeinsam haben KKR und Permira vor gut einem Jahr eine Mehrheit am Medienkonzern SBS Broadcasting Europe für etwa zwei Milliarden Euro übernommen. SBS ist das Kürzel für „Scandinavian Broadcasting Systems“ und war zuletzt – getreu des Namens – hauptsächlich im skandivanischen Raum aktiv. 1989 wurde TV Norge von Harry Evans Sloan in Norwegen gegründet, sechs Jahre danach wurde SBS6 aus Schweden eingebracht. Mittlerweile führt SBS Broadcasting Europe 19 Fernsehsender, 20 Pay-TV-Kanäle und 24 Radiostationen in Europa unter einem Dach.

Inzwischen wurden bereits erste Kampfansagen laut: Permira und KKR wollen ProSiebenSat.1 mit SBS zusammenlegen und den mächtigen RTL-Konzern schon in naher Zukunft überholen. Bis dahin scheint der Weg allerdings noch weit zu sein: Die RTL Group erwirtschaftet derzeit einen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro, ProSiebenSat.1 schaffte rund zwei Milliarden. Durch die Fusion kämen dann noch einmal knapp 0,9 Milliarden Euro hinzu.
15.12.2006 18:40 Uhr  •  Alexander Krei & Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/17895